Zentralbl Chir 2011; 136(1): 10
DOI: 10.1055/s-0031-1274160
Kommunikation konkret

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Gesprächsführung – Meta-Kommunikation bewusst anwenden

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Publication Date:
28 February 2011 (online)

 

Den Begriff "Meta-Kommunikation" hat wohl jeder von uns schon einmal gehört, doch was genau ist darunter zu verstehen? Herr Dr. Niedermeyer erklärt in seinem ersten Beitrag in unseren neuen Rubrik "Kommunikation konkret", was Feldherrenhügel mit Metakommunikation zu tun haben.

Meta-Kommunikation ist das Gespräch über das Gespräch. Beispielsweise stellen Sie während einer Besprechung fest: "Im Moment kommen wir nicht weiter. Deswegen schlage ich eine kleine Pause vor." Gerade haben Sie meta-kommuniziert. Sie haben das aktuelle Gespräch selbst zum Gegenstand des Gespräches gemacht. Sie haben die Ebene gewechselt.

Das Wesen der Meta-Kommunikation ist der Wechsel der Ebene. Wörtlich aus dem Altgriechischem übersetzt bedeutet μετα, metá, "danach, hinter, jenseits". Verwiesen wird auf eine Kommunikations-Ebene jenseits des gebrauchssprachlichen Austausches.

Meta-Kommunikation ist die "Kombi-Zange" in unserem Kommunikations-Werkzeugkoffer. Irgendwie passt sie immer. Wenn Sie nicht mehr weiterwissen: Probieren Sie es mit Meta-Kommunikation. Das bringt Sie weiter.

"Meta-Kommunikaiton ist die Kommunikation vom Feldherrenhügel herab", schreibt Paul Watzlawick. Der Feldherr oben auf dem Hügel hat sui generis eine andere Perspektive als die Soldaten unten im Gefecht. Hier geht es ums Überleben. Jede Sekunde zählt. Keine Zeit, die Perspektive zu wechseln. Der Feldherr hat den Überblick. Er steht nicht in der direkten Auseinandersetzung. Er analysiert, delegiert, kommandiert. Er hat eine überlegene Perspektive.

Die gute Nachricht zuerst: Sie sind der Feldherr auf dem Hügel. Die schlechte Nachricht: Sie sind gleichzeitig auch Soldat im Getümmel. Und diese Doppel-Rolle macht Meta-Kommunikation anspruchsvoll. Die Fähigkeit zur Meta-Kommunikation setzt voraus, dass Sie in actu die Übersicht behalten; sich selbst (-kritisch) von Außen betrachten und zeitgleich das Gespräch führen und voranbringen.

Das ist nicht leicht. Sie spielen zeitgleich in zwei Filmen zwei unterschiedliche Rollen: Die des Akteurs und die des Regisseurs. "Die Fähigkeit zur Metakommunikation ist nicht nur die Conditio sine qua non aller erfolgreichen Kommunikation, sie ist überdies für jeden Menschen eng mit dem enormen Problem hinlänglichen Bewusstseins seiner selbst und der anderen verknüpft" (Watzlawick).

Das klappt nicht immer. Daran scheitern viele. Weil sie keine innere Distanz zum Geschehen bewahren und deswegen von der Situation vereinnahmt werden. Je schwieriger Situationen sind, umso sinnvoller ist der Einsatz von Meta-Kommunikation. Doch gerade schwierige Situationen fordern uns so sehr, dass wir Gefahr laufen, uns selbst zu vergessen.

George Pennington benutzt ein schönes Bild für den terminus technicus "Meta-Kommunikation". In seinen Ausführungen über das Gewahr-Werden empfiehlt er: "Halten Sie Inne. Setzen Sie sich auf Ihre innere Parkbank." Am besten, wir stellen unsere Parkbank auf den Feldherrenhügel.

Mein Rat: Setzen Sie Meta-Kommunikation bewusst ein, wenn Sie sehen, dass Situationen schwierig werden. Wenn Sie beispielsweise merken, dass der Frust in Ihnen hochgrollt, weil die Diskussion fest gefahren ist, dann ist Zeit für: Meta-Kommunikation. Nehmen Sie das Tempo raus, wenn Sie merken, dass Klärungen anstehen. Das gelingt Ihnen, indem Sie die Situation direkt ansprechen. Am besten in Form einer Ich-Botschaft: "Mein Gefühl ist, dass wir uns gerade im Kreis drehen." Und dann schicken Sie eine Frage hinterher: "Wie sehen Sie das?" Das gibt Ihnen wieder Zeit, die Situation zu analysieren. Oder machen Sie einen Vorschlag:" Deswegen schlage ich vor, dass wir die Argumente aufschreiben und dann eine Punkte-Abstimmung machen." Und dann: schweigen, warten, zuhören. Die anderen kommen lassen.

Meta-Kommunikation kann verletzen. Dieses direkte Ansprechen aktueller Störungen oder Probleme, dieses Einfordern von Meinungen und Erklärungen überfordert manchen Gesprächspartner; vor allem, wenn es in einer offiziellen Runde geschieht. Wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie mit Ihrer offenen Art der Meta-Kommunikation jemanden verletzen könnten, so nutzen Sie das Vier-Augen-Gespräch. Starten Sie dann mit einer Meta-Kommunikation in Ich-Botschaft: "Lieber Kollegen, bitte entschuldigen Sie, wenn ich ganz offen rede. Mir ist in der Diskussion soeben aufgefallen, dass Sie sich sehr zurück halten. Woran liegt das?"

Meta-Kommunikation als klärende Gesprächstechnik wird nicht oft genug bewusst eingesetzt. Jeder hat das Wort schon einmal gehört. Aber wer arbeitet bewusst damit? Am besten Sie starten noch heute damit; sei es im privaten, sei es im beruflichen Kontext. Bitte wenden Sie an. Sie werden Fehler machen. So manches Mal und gerade zu Beginn werden Sie vielleicht ein wenig zu direkt sein. Ist okay. Bitte machen Sie Fehler. Nur so lernen Sie. Wer nichts macht, macht keine Fehler. Und das ist der größte Fehler.

Literatur

  • 1 Watzlawick P, Beavin J H, Jackson D D. Menschliche Kommunikation. Formen, Störungen, Paradoxien. 4. Aufl. Bern, Stuttgart, Wien: Huber Hans; 1974
  • 2 Pennington G. Bewusst leben. Psychologie für den Alltag. Auditorium Netzwerk; 2007 (DVD)

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