Diabetes im Alter – Förderpreis Silverstar – aktiv für ältere Patienten

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Die Lebenserwartung in Deutschland steigt beständig an und mit ihr auch die Zahl älterer und alter Patienten mit Diabetes, stellt Prof. Cornelius Sieber vom Zentrum für Altersmedizin am Klinikum Nürnberg fest. Beim alten Menschen muss die Medizin anders vorgehen als beim jüngeren, die Geriatrie überschreitet die Organgrenzen und muss die Funktionalität mit einbeziehen, meint Sieber. Der ältere Mensch kommt auch viel schlechter mit Komplikationen zurecht. Es gibt nach Sieber keine Bevölkerungsgruppe die so divers ist wie die geriatrische, weshalb besonders hier immer ein individueller Zugang gefordert ist. Und das Durchschnittsalter wächst weiter – am Zentrum für Altersmedizin lag es 2002 noch bei 77 Jahren, 2010 aber bereits bei 83 Jahren und mehr als 5 Diagnosen mussten bei jedem Patienten kodiert werden. Das bedeutet, dass der bei 30 % der Patienten vorhandene Diabetes praktisch immer Teil einer Multimorbidität ist und im Kontext mit anderen Erkrankungen therapiert werden muss.

Selbständigkeit möglichst lange erhalten

Zielgröße muss nach Sieber der Erhalt der Funktionalität und Selbständigkeit und damit auch der Lebensqualität sein. Durchschnittlich nehmen die älteren diabetischen Patienten an der Tagesklinik des Zentrums 8 Medikamente ein, was allein schon die Compliance schwierig macht. Viele der Komplikationen des Diabetes, wie Erblindung, Niereninsuffizienz, Schlaganfall oder Demenz interferieren stark mit der Funktionalität.

Auch der Diabetologe Dr. Martin Lederle aus Stadtlohn bei Münster sieht in seiner diabetologischen Schwerpunktpraxis immer mehr und immer mehr ältere Patienten. Von den rund 1600 Patienten im 4. Quartal 2010 waren fast 40 % zwischen 50 und 70, etwa 30 % zwischen 70 und 80 und rund 8 % über 80 Jahre alt. Das Durchschnittsalter der 123 über 80-jährigen Patienten betrug 83,7 Jahre, ihren Diabetes hatten sie im Mittel seit rund 17,6 Jahren.

Aufgrund altersbedingter Handicaps sind viele ältere Menschen mit Diabetes auf Unterstützung angewiesen. Nach Lederle kann man sie in 3 Kategorien einteilen: Die "go-goes" – unabhängig lebende Senioren; die "slow-goes" – hilfsbedürftige Senioren; die "no-goes" – pflegebedürftige Senioren. Bei den letzten beiden Gruppen muss das Therapieziel der Erhalt der Lebensqualität sein, vor allem die Vermeidung von Hypoglykämien, die Verringerung der Harninkontinenz und die Stabilität des Körpergewichts. Viele Fragen in der Versorgung sind noch offen, wie z. B., welche Medikamente alten Patienten überhaupt nützen, wo das Pflegepersonal herkommt und wie dessen diabetologische Kompetenz erhöht wird – letzteres gilt auch für die Ärzte.

Hier setzt die Idee des Förderpreises Silverstar an, der von der Berlin-Chemie 2011 zum ersten Mal ausgeschrieben wird und der mit 25 000 € dotiert ist.

Um diesen Preis können sich alle bewerben, die sich nach dem Motto "Aktiv für ältere Patienten" engagieren: "Gesundheitsprofis" wie Ärzte, Pflegekräfte oder Apotheker, aber auch engagierte Angehörige, Freunde, Nachbarn oder selbst Betroffene. Gesucht werden Ideen, die älteren Menschen mit Diabetes den Umgang mit ihrer Erkrankung leichter machen. "Für Arbeiten zum Diabetes gibt es schon seit langem Förderpreise, mit denen hauptsächlich wissenschaftliche Arbeiten unterstützt werden", meint Jurymitglied Prof. Rüdiger Petzoldt, "mit dem Silver Star werden dagegen in einem einfachen Verfahren vor allem Engagement und Fortschritte in der praktischen Betreuung von älteren Menschen mit Diabetes gefördert".

Gesucht werden also Projekte, Initiativen und Services, die

• speziell auf die Bedürfnisse älterer Menschen mit Diabetes ausgerichtet sind

• zu einer Verbesserung der Lebensqualität älterer Menschen mit Diabetes beitragen können

• älteren Menschen den Umgang mit der Diabeteserkrankung erleichtern.

Wer ein Projekt entwickelt hat, kann sich schriftlich bis zum 30. Juni 2011 bewerben. Weitere Informationen finden sich unter http://www.silverstar-preis.de

Günther Buck

Quelle: Satelliten-Symposium der Berlin-Chemie AG am 21. Januar 2011 in Berlin