Menschen mit einer Schizophrenie können durch kognitives Training ihre Handlungsperformance
beim Einkaufen verbessern. Zu diesem Schluss kommt die Ergotherapeutin Katharina Postiasi
gemeinsam mit vier Kommilitonen an der Fachhochschule in Wiener Neustadt, Österreich.
Die Forscher führten eine Interventionsstudie mit fünf Klienten des psychosozialen
Dienstes in Amstetten durch. Bei allen Probanden lag eine F2-Diagnose vor, die nach
der ICD-10 unter „Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen” fällt. Neben
verminderten kognitiven Leistungen hatten sie auch erhebliche Probleme damit, selbstständig
einzukaufen. Zu Beginn der Studie führten die Forscher mit den Probanden das Assessment
of Motor and Process Skills (AMPS) sowie den Test of Grocery Shopping Skills (TOGGS)
durch. Beim AMPS wählten die Klienten jeweils vier Produkte und den Supermarkt aus,
in dem sie einkaufen wollten. Beim TOGGS bekamen sie eine Liste mit zehn Produkten,
die sie in einem vorgegebenen Geschäft erwerben sollten. Nach der Testung absolvierten
die Teilnehmer vier Wochen lang ein kognitives Gruppentraining, das insgesamt acht
Einheiten à 50 Minuten umfasste. Im Rahmen dieses Angebotes trainierten sie verschiedene
prozesshafte und interaktionelle Fertigkeiten, die sie auch beim Einkaufen benötigten.
Anschließend führten die Forscher erneut die beiden Assessments durch und verglichen
die Resultate von Pre- und Posttest miteinander. Laut Auswertung konnten vier von
fünf Klienten ihre Leistungen in den Testverfahren verbessern. Lediglich eine Teilnehmerin
erzielte nach der Intervention deutlich schlechtere Werte im TOGGS, was die Forscher
auf eine vorausgegangene psychotische Phase zurückführen konnten.
Die Wissenschaftler mutmaßen, dass sich ein kognitives Training bei Menschen mit Schizophrenie
positiv auf das selbstständige Einkaufen auswirkt. Aufgrund der kleinen Stichprobe
und der fehlenden Kontrollgruppe sehen sie allerdings weiteren Forschungsbedarf, um
diesen Wirkungszusammenhang hinreichend zu belegen.
ergoscience 2010; 5: 68–73