Zusammenfassung
Hintergrund: Im deutschsprachigen Raum wurden Sprachentwicklungstests für das Kindesalter bislang
nur selten auf deren Zuverlässigkeit bei der Erfassung sprachgestörter Kinder untersucht.
Zielstellung der vorliegenden Arbeit war es, Sensitivität, Spezifität und andere diagnostische
Gütekriterien für Instrumente zur Früherkennung von Sprachentwicklungsstörungen bei
3-jährigen Kindern zu überprüfen.
Material und Methoden: In die Studie eingeschlossen wurden 88 Kinder (Alter 33–38 Monate), die aus einer
bevölkerungsbezogenen Stichprobe ausgewählt wurden. Überprüft wurden diagnostische
Kennziffern für individuelle Sprachtests (SETK 3–5, SSV) und einen Elternfragebogen
(SBE-3-KT). Als Außenkriterium wurde ein Spontansprachrating gewählt.
Ergebnisse: Je nach Falldefinition ergaben sich für den SETK 3–5 Störungsraten zwischen 6% und
22%, für den SSV von 9% und den SBE-3-KT von 15%. Die Werte für Sensitivität lagen
beim SETK 3–5 zwischen 35–93%, für Spezifität zwischen 86–97% und für den positiven
Vorhersagewert zwischen 41–58%. Die entsprechenden Werte für den SSV waren 49%, 96%
und 56% und für den SBE-3-KT 92%, 93% und 59%.
Schlussfolgerungen: 3-jährige Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen können sowohl mit dem SETK 3–5,
einem individuellen Sprachtest, als auch mit dem SBE-3-KT, einem Elternfragebogen,
mit ausreichender Sicherheit erfasst werden. Die Zahl falsch positiver Zuordnungen
ist jedoch relativ hoch. Die diagnostische Zuverlässigkeit des SSV erwies sich als
unzureichend.
Abstract
Diagnostic accuracy of language tests and parent rating for identifying language disorders
Background: Until now German language tests have been rarely evaluated for their diagnostic accuracy.
The goal of the study was to determine whether frequently used German language instruments
are valid measures for identifying developmental language disorders in 3-year-old
children.
Material and Methods: The language test SETK 3–5 (including the short version SSV) and the parent questionnaire
SBE-3-KT were administered to 88 children with and without language impairment. The
procedure of the selection of children enabled an extrapolation to general population.
A language sample rating was used as a gold standard.
Results: Depending on case definition 6–22% of children were classified as language impaired
by SETK 3–5, 9% by SSV and 15% by SBE-3-KT. Sensitivity, specificity and positive
predictive values of SETK 3–5 for specified cut-offs were 35–93%, 86–97% and 41–58%,
respectively. The corresponding values of SSV were 49%, 96%, 56% and of SBE-3-KT 92%,
93%, 59%.
Conclusions: 3-year-old children with developmental language disorders can been identified with
sufficient accuracy by means of SETK 3–5, an individual language test, as well as
by SBE-3-KT, a parent questionnaire. However, the number of false positive classifications
is relatively high. The hit rate of SSV, an individual short test, was too low for
clinical use.
Schlüsselwörter
Sprachentwicklungsstörungen - Sprachtest - SETK 3–5 - SSV - Elternrating - SBE-3-KT
- diagnostische Validität - Früherkennung
Key words
developmental language disorder - language test - parent report - diagnostic accuracy
- early identification - validity