Zentralbl Chir 2012; 137(6): 587-591
DOI: 10.1055/s-0031-1271431
Geschichte

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Seereise mit Uringlas und Speikübel – Reiseumstände und Medizinisches von Kreuzzug und Pilgerfahrt ins Heilige Land[]

Sea Voyages with Urinal and Vomit Bucket – Travel and Medicinal Utensils for Crusades and Pilgrimages to the Holy LandG.-M. Fleischer
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Publication Date:
03 May 2011 (online)

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Pilgerfahrten zu den heiligen Stätten hatten in größerem Umfang bereits nach dem 4. Jahrhundert begonnen, als Kaiser Konstantin neben Rom und Byzanz Jerusalem zum dritten Mittelpunkt der Christenheit erklärte. Im 11. Jahrhundert, das in weiten Teilen der Bevölkerung von starker Religiosität und Angst vor dem drohenden Ende der Welt geprägt war, erlebten Wallfahrten und Pilgerzüge zum Hei­ligen Grab als Möglichkeit der Buße und für den Sündenablass einen großen Aufschwung. Dabei spielte selbstverständlich auch die starke Motivation, die heiligsten Stätten den Händen der Ungläubigen zu entreißen, eine entscheidende Rolle. So war der Boden geebnet, als Papst Urban II. 1095 auf dem Konzil von Clermont zum ersten Kreuzzug aufrief, der mit der Eroberung Jerusalems und der Gründung christlicher Kreuzfahrerstaaten in Paläs­tina 1099 endete. In den ersten beiden Kreuzzügen wurde vom Großteil der Heeresgruppen der Landweg bevorzugt. Durch das Erstarken der Rum-Seldschuken, die in der Schlacht von Mantzikert 1071 dem oströmischen Reich den größten Teil der anatolischen Halbinsel entrissen hatten, wurde dieses Gebiet nur noch mit großen Verlusten passierbar. Im weiteren Verlauf der Züge in den Nahen Osten musste in zunehmender Weise und später ausschließlich der Seeweg ins Heilige Land genutzt werden. So wurde die Geschichte der Kreuzzüge und der mittel­alterlichen Pilgerfahrten ins Heilige Land auch zu einer Geschichte der Mittelmeerschifffahrt [1]. 

Es gibt keine verbindlichen Zahlen da­rüber, wie viele Hunderttausende von Menschen in den knapp 200 Jahren (vom 1. Kreuzzug 1096 bis zum Verlust von Akkon 1291) den Seeweg nach Palästina benutzten, ebenso wenig ist die Zahl der Pilger bekannt, die nach dem Verlust der Kreuzfahrerstaaten die Heiligen Stätten in und um Jerusalem besucht haben. Den italienischen Seerepubliken gelang es, das „passagium“, die Überfahrt in das Heilige Land, zu monopolisieren und damit eines der größten Seetransportunternehmen der Seefahrtsgeschichte zu realisieren. Besonders Genua und Venedig verdanken ihren Aufstieg zur Weltmacht größtenteils dem Geldsegen, den die Kreuzzüge und die nachfolgenden Pilgerfahrten über das Abendland ausschütteten [2]. 

1 einige Teile dieser Arbeit entstammen dem Buch: G.-M. Fleischer „Und im Segel führten sie das Kreuz“ [im Druck]

Literatur

1 einige Teile dieser Arbeit entstammen dem Buch: G.-M. Fleischer „Und im Segel führten sie das Kreuz“ [im Druck]

Prof. Dr. G.-M. Fleischer

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