Endoskopie heute 2011; 24(1): 53-54
DOI: 10.1055/s-0031-1271353
Wissenschaftliche Kurzmitteilung

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Der flache Polyp: Führt eine starke Luftinsufflation bei der Koloskopie zu einer zu großen Abflachung?

The Flat Polyp: Does too Much Flattening Occur with Full Air Insufflation on Colonoscopy?S. N. Adler1 , Y. C. Metzger2 , T. Roesch3
  • 1Division of Gastroenterology, Bikur Cholim Hospital, Jerusalem, Israel
  • 2School of Medicine, The Hebrew University, Jerusalem, Israel
  • 3Charité University Hospitals, Berlin, Germany
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Publication History

Publication Date:
09 March 2011 (online)

Flache Polypen wurden durch japanische Kollegen beschrieben. Sie werden auch im Westen gesehen und sie weisen sehr häufig eine neoplastische Histologie auf ([1]).

Wir beschreiben 2 Fälle von flachen Polypen, die bei der Koloskopie vielleicht infolge einer starken Insufflation übersehen wurden oder beinahe übersehen wurden.

Eine 53 Jahre alte gesunde Frau nahm an einer Studie teil, in der die PillCam-Colon-2-Kapselendoskopie (PillCam Colon 2; Given Imag­ing, Yoneam, Israel) mit der optischen Koloskopie verglichen wurde. Die Koloskopie-Indikation waren schmerzlose per­anale Blutungen. Die PillCam-Colon-2-Untersuchung erfolgte am Vormittag. Nach Kapselpassage wurde am Nachmittag eine Koloskopie durchgeführt. Die Patienten erhielten intravenös 2,5 mg Mida­zolam und 50 mg Pethidine. Ein Fujinon 250 W Koloskop (Fujinon Corp., Saitama, Japan) wurde bis ins terminale Ileum vorgeschoben. Das distale Ileum und das Zökum wurden sorgfältig inspiziert und die Appendixmündung sowie die Ileozökalklappe wurden identifiziert. Die Rückzugszeit betrug 25 min. Es wurden innere Hämorrhoiden nachgewiesen. Im Zökum wurden keine Läsionen registriert.

Bei der Auswertung der PillCam-Colon-2-Untersuchung wurde ein 15 mm großer sessiler Polyp im Zökum gesehen ([Abb. 1]). Der Patient wurde zu einer Wiederholungskoloskopie eingeladen, um diesen Befund zu verifizieren und den Polypen zu ent­fernen. Die zweite Koloskopie bestätigte eine 2 cm große, flache Läsion ([Abb. 2]), histologisch ein tubulovillöses Adenom.

Abb. 1

Abb. 2

Im zweiten Fall einer 69 Jahre alten Frau wurde eine Koloskopie mit einem Olympus Narrow-Band-Imaging Koloskop (PCF 180 Olympus Optical Co., Ltd., Tokyo, Japan) eine Überwachungskoloskopie nach koloskopischer Polypektomie durchgeführt. Im Colon ascendens fand sich eine flache Läsion ([Abb. 3]), die während dieser Untersuchung nicht entfernt wurde, weil relevante Stuhlreste durch Spülen und Absaugen nicht entfernt werden konnten. Die Patientin wurde zur erneuten Koloskopie eingeladen, bei der unter starker Luftinsufflation der Polyp zunächst nicht detektiert werden konnte ([Abb. 4]).

Abb. 3

Abb. 4

Weil die Lokalisation des Polypen in Relation zur Ileozökalklappe durch frühere Koloskopie-Bilder gut dokumentiert war, wurde die Suche mehrere Minuten unter Applikation von Essig fortgesetzt, so dass schließlich ein 3 cm großes, flaches Polypenareal identifiziert werden konnte ([Abb. 5]). Der Prozess wurde dann in Piecemeal-Technik entfernt ([Abb. 6]), histologisch ergab sich ein serratiertes Adenom.

Abb. 5

Abb. 6

Beide Fälle zeigen, dass flache Läsionen übersehen werden können, wenn das Kolon voll entfaltet ist.

Im ersten Fall wurde bereits bei der PillCam-Colon-2-Koloskopie im nicht entfalteten Zökum eine 1,5 cm große, sessile Vorwölbung gefunden. Derselbe Polyp imponierte bei der Koloskopie in einem distendierten Zökum als vollständig flache Läsion.

Im zweiten Fall war die Diskrepanz deutlicher. Hier distendierte die Insufflation in das Kolon bei der Koloskopie die Zökumwand so sehr, dass das sessile tubulovillöse Adenom so auseinandergezogen wurde, dass es als flache Läsion schwierig zu detektieren war.

In der Europäischen Kolonkapsel-Studie wurden bei der Koloskopie 5 sessile Polypen diagnostiziert, die in der Kapselendoskopie nicht als flache Läsionen imponierten (Persönliche Mitteilung, ­Jaques Deviere, 3).

Einige „flache“ Läsionen die wir finden, sind möglicherweise nur flach infolge der Dehnung der Kolonwand bei der Koloskopie. Es scheint klug zu sein, nach diesen Läsionen auf dem Weg ins ­Zökum zu suchen bevor die Kolonwand durch Luftinsufflation destendiert ist, oder die Kolonsegmente unter Luftabsaugung zu untersuchen. Dadurch könnten „selbsterzeugte, flache Läsionen“ leichter erkannt werden.

Es sollte geklärt werden, ob die Kapselkoloskopie gegenüber der konventionellen Koloskopie bei der Detektion flacher Läsionen im Vorteil ist.

Prof. Dr. med. H.-J. Schulz

Klinik für Innere Medizin · Sana Klinikum Lichtenberg

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