Die Thrombophlebitis ist mehr als nur eine akut schmerzhafte Entzündung der oberflächlichen
Venen und auch nicht harmlos. Bis zu 20 % der Erkrankten zeigen asymtomatische Thrombosen
der tiefen Venen und 30 % asymtomatische Lungenembolien. Das mache die "kleine, aber
gemeine Schwester der Thrombose" so gefährlich warnte Dr. Stefan Mörsdorf, Homburg/Saar
auf der 52. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie im November in
Aachen. Die primäre Entzündung der Vene mit sekundärer Thrombosierung sei die meist
unterschätzte venöse thromboembolische Erkrankung, die zudem eine hohe Dunkelziffer
und unzuverlässiger Datenlage auszeichne. Am häufigsten, nämlich in 90 % der Fälle,
tritt die Thrombophlebits superficialis an den Beinen auf: in 60-80 % ist die V. saphena
magna, in 10-20 % die V. saphena prava betroffen. Bei einer oberflächlichen Phlebitis
ist solange eine Beteiligung tiefer Beinvenen zu vermuten, so Mörsdorf, bis das Gegenteil
bewiesen ist.
CALISTO-Studie liefert neue Daten
CALISTO-Studie liefert neue Daten
Das Krankheitsbild der Thrombophlebitis sei in der Vergangenheit wissenschaftlich
höchst stiefmütterlich behandelt worden. Neue Daten liefert die CALISTO-Studie (Comparison
of Arixtra in lower limb superficial vein thrombosis with placebo) [1] in der, doppelblind und randomisiert, Fondaparinux (Arixtra®) gegen Placebo zur
Behandlung akuter oberflächlicher Venenthrombosen an 3 002 Patienten untersucht wurde.
Über 77 Tage nahmen 1 502 Patienten Fondaparinux (45 Tage 2,5 mg. sc.) und 1 500 Placebo
ein. Das Ergebnis: nach 47 Tagen 3 Fälle (0,2 %) in der Verum-Gruppe im Vergleich
zu 22 Fällen (1,5 %) unter Placebo.
Vorsicht bei alten Menschen
Vorsicht bei alten Menschen
In der Pharmakotherapie, und hier besonders bei der Therapie der Thrombose, muss im
Alter der Aspekt der Minderleistung fast aller Organe der Patienten berücksichtigt
werden, warnt Prof. Martin Wehling vom Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie
und Toxikologie der Medizinischen Fakultät Mannheim. Insbesondere sei die Nierenfunktion
vermindert. Deshalb müsse in dem Altersabschnitt, in dem das Thromboserisiko ohnehin
exponentiell ansteige, in der Wahl der Antikoagulantien besonders umsichtig vorgegangen
werden. Die Dosierung der meisten Antithrombotika (unfraktioniertes Heparin, NMH und
Fondaparinux) sei stark von der Nierenfunktion abhängig und bei deutlich eingeschränkter
Nierenfunktion (Kreatinin Clearance < 30 ml/min) kontraindiziert. Eine Sonderstellung
räumt Wehling Tanzaparin (innohep®) ein, da es mangels Kumulation ohne Dosisanpassung
bei einer starken Niereninsuffizienz (Kreatinin Clearance > 20 ml/min) verwendet werden
kann.
Anne Marie Feldkamp, Bochum
Quelle: Satelliten-Symposium "Von der Oberfläche in die Tiefe - thromboembolische
Ereignisse richtig therapieren" am 1. November 2010 anlässlich der 52. Jahrestagung
der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie. Veranstalter: LEO Pharma GmbH, Neu-Isenburg
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