Die physiologischen Gegenregulationen bei sinkendem Blutzuckerspiegel folgen einer
festgelegten Hierarchie. Unter 80 mg/dl wird zunächst die Insulinsekretion im Pankreas
gehemmt. Ab einem Bereich von 65 ml/dl kommt es zu einer vermehrten Ausschüttung von
Glukagon und zu einer Aktivierung des Sympathicus. Prof. Werner Kern, Ulm, betonte,
dass der erhöhte Sympathikotonus mit Schwitzen, Tachykardie, Zittern, Hunger- und
Angstgefühl die ersten subjektiv wahrnehmbaren Symptome seien.
Bei Diabetikern, vor allem in höherem Alter, setzen die Regulationsmechanismen erst
bei niedrigeren Blutzuckerwerten ein. Bei bis zu einem Viertel der Patienten, so Kern,
bestehe eine Störung der Hypoglykämiewahrnehmung. Rund 55 % der schweren Hypoglykämien
treten nachts auf.
Ergebnisse von Studien wie ADVANCE oder VADT zeigten vermehrte Todesfälle in der Gruppe
der intensiv therapierten Patienten, bei denen auch schwere Hypoglykämien häufiger
waren. Zwar ist der pathologische bzw. rechtsmedizinische Nachweis der Kausalität
zwischen Hypoglykämie und Tod schwer zu führen, aber vermutlich trägt bei schlecht
eingestellten Diabetikern die hypoglykämisch bedingte Ausschüttung von Katecholaminen
mit Tachykardie, Arrhythmie, erhöhtem myokardialem Sauerstoffverbrauch sowie Thrombophilie
zum erhöhten kardialen Mortalitätsrisiko bei.
Kern wies auf eine Studie mit über 16 600 Typ-2-Diabetikern im Alter über 65 Jahre
hin. Dabei nahm das Risiko, an einer Demenz zu erkranken, mit der Anzahl vorausgegangener
Hypoglykämien zu. Nach 3 oder mehr schweren hypoglykämischen Episoden, war das relative
Risiko für eine Demenz fast verdoppelt [1].
Als langwirksame, meist zur Nacht gegebene Insuline standen lange Zeit nur NPH-Insuline
zur Verfügung. Dr. Marcel Kaiser, Frankfurt, wies auf die nachteiligen Eigenschaften
dieses Insulins hin: Der unphysiologische Wirkgipfel liegt zwischen 2 und 4 Uhr nachts,
dies er-höht das nächtliche Hypoglykämierisiko. Zudem lässt die Wirkung nach etwa
10 Stunden nach - genau dann, wenn im Rahmen des morgendlichen Kortisolanstiegs der
Blutzuckerspiegel ansteigt.
Bild: MEV
Mit Insulindetemir (Levemir®) steht ein langwirksames Insulinanalogon zur Verfügung,
das einen geringeren Anstieg in den ersten Stunden und eine verzögerte Abnahme am
Morgen aufweist. In einer Studie konnte gezeigt werden, dass unter Insulindetemir
gegenüber NPH-Insulin die Hypoglykämieraten insgesamt um 53 %, die nächtlichen Hypoglykämien
sogar um 65% vermindert waren [2].
Im Vergleich zu Insulinglargin ist Insulindetemir bei der Senkung der Hypoglykämierate
und der Einstellung des HbA1c äquieffektiv - führt aber zu einer signifikant geringeren
Zunahme des Körpergewichts [3], [4].
Dr. Andreas Fischer, München
Quelle: 75. Grünwalder Gespräche "Hypoglykämien bei Menschen mit Typ 2 Diabetes -
Insulindetemir kann das Risiko reduzieren", Grünwald, 27. Oktober 2010. Veranstalter:
Novo Nordisk Pharma, Mainz