Zeitschrift für Palliativmedizin 2011; 12(1): 21
DOI: 10.1055/s-0030-1270777
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Buchbesprechung. Pflegen in Würde. Hospizkultur und Palliative Care in der Altenpflege

Barbara Uebach
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Publication Date:
27 January 2011 (online)

 

Klaus-Peter Buchmann
2010, 160 Seiten, 21,80 €, Der Hospiz Verlag, Ludwigsburg, ISBN 978-3-941-25137-3

Altenpflegeeinrichtungen sind nach Krankenhäusern die zweithäufigsten Sterbeorte in Deutschland. Ungefähr 75% aller Bewohner in Pflegeeinrichtungen leiden unter gerontopsychiatrischen, vorrangig dementiellen Erkrankungen. In jeder Pflegeeinrichtung versterben rein rechnerisch monatlich 2 Bewohner, jede dort tätige Pflegekraft begleitet jährlich etwa 9 sterbende Menschen.

Themen wie Demenz und Sterben werden zunehmend öffentlich diskutiert. Empirische Studien, die sich mit dem Thema der Begleitung sterbender dementer Menschen befassen und zu einem differenzierten Bild der Realität beitragen, gibt es hingegen nur selten.

Klaus Peter Buchmann, als Diplom-Pflegewirt Einrichtungsleiter einer Langzeitpflegeeinrichtung und für die Arbeiterwohlfahrt Sachsen-West zugleich Pflegefachberater und Sachverständiger, geht deshalb in einer quantitativen Untersuchung der Frage nach, wie sterbende, v.a. demenzerkrankte Bewohner in Pflegeeinrichtungen aus der Sicht professionell Pflegender in ihrer letzten Lebensphase begleitet werden, bzw. begleitet werden sollten.

1150 Pflegekräfte aus 44 Langzeitpflegeeinrichtungen eines Landesverbands der freien Wohlfahrtspflege in Sachsen nahmen an der schriftlichen Befragung eines 42 Punkte umfassenden Fragebogens teil.

Welchen Stellenwert nimmt die Begleitung sterbender Menschen im beruflichen Selbstverständnis aber auch in den Einrichtungen selber ein? Welchen Belastungen sehen sich Mitarbeiter in Pflegeeinrichtung bei der Begleitung sterbender Menschen ausgesetzt und fühlen sie sich durch ihre Ausbildung für diese Aufgabe ausreichend qualifiziert? Wie werden Bedürfnisse und Wünsche sterbender Bewohner berücksichtigt? Unterscheidet sich das Schmerzempfinden demenzerkrankter Bewohner in seinen Ausdrucksformen von dem somatisch erkrankter Bewohner? Die Ergebnisse dieser und vieler weiterer Fragen werden in quantifizierter Form als Tabellen und Grafiken übersichtlich dargestellt, ausführlich interpretiert und mit anderen Studien verglichen. Die Inhalte der aktuellen Altenpflegeausbildung und die Rahmenbedingungen der sozialen Pflegeversicherung bilden weitere Bezugspunkte der Interpretation.

Oftmals dienen die Fragen zudem als Ausgangspunkt für eine intensive und fundierte Auseinandersetzung mit Begriffen wie Sterbebegleitung und Menschenwürde oder den Möglichkeiten des Schmerzassessments bei Menschen mit Demenz. Interessant ist auch die qualitative Untersuchung über die positiven Auswirkungen der basalen Stimulation bei immobilen, an Demenz erkrankten und sterbenden Menschen, die die Ergotherapeutin Ramona Anders vorstellt.

Dass der rote Faden trotz der vielen Exkurse nicht verloren geht, ist den prägnanten Zusammenfassungen jeweils am Ende der 9 Kapitel zu verdanken.

Als Lektüre kann das Buch allen Verantwortlichen für und in Pflegeeinrichtungen ebenso empfohlen werden, wie den in der Sterbebegleitung aktiv Tätigen; zur Pflichtlektüre sollte es hingegen für die Kostenträger der Pflegeeinrichtungen werden, ohne deren Unterstützung eine würdevolle Pflege und Begleitung Sterbender theoretische Diskussion bleiben wird.

Literatur

  • 1 Buchmann Klaus-Peter. Pflegen in Würde. Hospizkultur und Palliative Care in der Altenpflege.. 2010. 160 Seiten, 21,80 € Der Hospiz Verlag; Ludwigsburg; ISBN: 978-3-941-25137-3

Barbara Uebach

Sankt Augustin