Zeitschrift für Palliativmedizin 2011; 12(1): 12-13
DOI: 10.1055/s-0030-1270769
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Praktisches Jahr in der Palliativmedizin. Portfoliobasiertes Ausbildungsprogramm

Christine Schiessl, Sabine Teschendorf, Raymond Voltz
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Publication Date:
27 January 2011 (online)

 

Portfolios in der medizinischen Ausbildung sind definiert als eine an vorgegebenen Lernzielen orientierte, strukturierte Sammlung von studentischen Aktivitäten mit geplanter Selbstreflexion. Sie sind besonders dann nützlich, wenn theoretisches Wissen in die Praxis überführt werden soll und hierbei diesen Prozess begleitende, komplexe Bedingungen großen Einfluss auf das Lernen haben. Daher werden Portfolios bereits an vielen deutschen Fakultäten für die Ausbildung im Praktischen Jahr eingesetzt. Vielfach als Zusammenstellung der zu erreichenden Lernziele, als Strukturhilfe des eigenen Lernens, aber auch im Sinne einer begleitenden Reflexion während der Umsetzung des bisher theoretisch gelernten in den klinischen Alltag mit echten Patienten und Kollegen.

Seit kurzem ist Palliativmedizin (PM) als 13. Querschnittsbereich (Q13) Pflichtlehr- und Prüfungsfach der Ärztlichen Approbationsordnung (ÄAppO). Damit wird auch die Zahl Studierender im Praktischen Jahr (PJ) auf Palliativstationen steigen. Die PJ-Studierenden werden mit einer hohen Dichte an Leiderfahrungen konfrontiert. Die Wahrnehmung der Verantwortung für eine enge Supervision in dieser sensiblen Phase führte am Lehrstuhl für Palliativmedizin in Köln (Lehrstuhlinhaber: Prof. Dr. Raymond Voltz) zur Entwicklung eines portfoliobasierten Ausbildungsprogramms für das PJ in der PM.

Struktur der Fallbesprechungen

Patient, Alter, m/w, Aufnahmeart

  • Aufnahmegrund: Symptome

  • Diagnose

  • Nebendiagnosen

  • Verlauf der Erkrankung bis zum Beginn der palliativmedizinischen

Betreuung

  • Medikation

  • Soziale Situation

  • Werteanamnese/ Patientenverfügung

  • körperliche Untersuchung

  • Erwartungen des Patienten, Behandlungsziel

  • Schwierigkeiten in der Kommunikation mit Patient, Familie, Team

  • Ethische Herausforderungen

  • Zusammenfassung, Ausgang

Erster Schritt der Portfolioentwicklung war eine im WS 2009/10 durchgeführte Bedarfsanalyse bei der Zielgruppe sowie den beteiligten Dozenten. Die schriftliche Formulierung von Erwartungen und Zielen sowie die Ergebnisse der Umfrage waren die Grundlage für die Konzeption des Programms: neben ausführlichem Einführungsgespräch, kontinuierlicher Zuteilung zu einem persönlichen Mentor, regelmäßiger strukturierter Rückmeldung sind wöchentliche eigene PJ-Fortbildungen und die fortlaufende portfoliobasierte Dokumentation der Ausbildung Kernelemente des Programms.

Das Lernen in den wöchentlichen PJ-Fortbildungen findet fallbasiert statt. Die Studierenden erarbeiten anhand einer Formatvorlage (siehe Kasten „Struktur der Fallbesprechungen“) eine Fallpräsentation mit jeweils wechselndem Schwerpunktthema. Die Vertiefung des Themas findet durch eigenständiges Literaturstudium statt. Wichtig hierfür sind auch die Rückmeldung zu Inhalt und Präsentation von teilnehmenden Kommilitonen und Dozenten.

Besonderen Stellenwert hat das Portfolio als ein den Lernprozess begleitendes Lehr-, Lern- und Evaluationsinstrument. Neben allgemeinen Informationen zum Ablauf des Abschnitts beinhaltet es als wichtigsten Bestandteil eine strukturierte Sammlung von Lernzielen in den Bereichen Wissen, Fertigkeiten und Haltung.

Priv.-Doz. Dr. Christine Schiessl

Zentrum für Palliativmedizin, Uniklinik Köln

Email: christine.schiessl@uk-koeln.de

URL: http://www.palliativzentrum-koeln.de

URL: http://www.pjstartblock.uni-koeln.de