Gesundheitswesen 2011; 73(2): 73-77
DOI: 10.1055/s-0030-1270491
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

„Zu Dick, zu Dünn?” – Körperselbstbild und Essverhalten bei Jugendlichen in Bremen

Too Fat, Too Thin? – Bodily Self-Perception and Eating Habits of Teenagers in BremenE. Horstkotte1
  • 1Gesundheitsamt Bremen
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Publication Date:
19 January 2011 (online)

Zusammenfassung

Eine Studie des Bremer Gesundheitsamtes mit rund 600 Schülerinnen und Schülern der 8. Klassenstufe belegt, dass Übergewicht und das Risiko für eine Essstörung unter Bremer Jugendlichen weitverbreitet ist. In einer Quotenstichprobe wurden im Schuljahr 2008/2009 Diätgewohnheiten, Körperselbstwahrnehmung und Essverhalten erfragt und die Körpermaße festgestellt. Danach waren 21% der Schülerinnen und Schüler übergewichtig, 10% sogar adipös. Eigene Untersuchungen weisen darauf hin, dass sich der Anteil übergewichtiger Schüler schon zwischen Beginn und Ende der Grundschulzeit verdoppelt und anschließend nur noch geringfügig ansteigt. Nicht nur bei übergewichtigen, sondern auch bei Jugendlichen mit einem objektiv normalen Körpergewicht entsprach das Körperselbstbild häufig nicht dem tatsächlichen Körpergewicht. Bei jedem 7. dieser normalgewichtigen Jugendlichen fanden sich zudem Hinweise auf ein gestörtes Essverhalten. Unter Berücksichtigung weiterer Ergebnisse der Studie wird die Aktualität des Bereiches Essstörungen für die Gesundheit Jugendlicher ersichtlich. Vergegenwärtigt man sich darüber hinaus die Langfristfolgen von Übergewicht und die oft massiven Beeinträchtigungen durch Erkrankungen wie Magersucht oder Ess-Brech-Sucht, so wird deutlich, dass die angesprochenen Störungen ein wesentliches Präventionsanliegen sein sollten. Die hier vorgestellte Studie zeigt an, wo Interventionen am nötigsten sind.

Abstract

A study of about 600 eighth grade students by the Bremen Department of Health show that overweight and the risk of an eating disorder are widespread among teenagers in Bremen. In the school year 2008/2009 a quota sample of eighth graders was questioned in regard to their dietary habits, their bodily self-perception and their eating behaviour, and they were weighed and measured. 21% of the students were overweight, 10% were even obese. Our studies showed that the share of overweight students had doubled between the beginning and the end of primary school and only increased marginally after that. The students’ bodily self-perception frequently did not correspond to their actual body weight, not only among those who were overweight, but also among those with an objectively normal body weight. In one in 7 of the teenagers with normal body weight, furthermore, we found signs of disrupted eating behaviour. The actuality of the topic of eating disorders for the health of teenagers becomes apparent when taking into account further results of the study. If, moreover, we bring to mind the long-term consequences of overweight and the often massive adverse effects through illnesses like anorexia or bulimia, it becomes clear that the disruptions addressed here should be a central concern for prevention. The study presented here shows where interventions are most needed.

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Korrespondenzadresse

Dr. E. HorstkotteMPH 

Gesundheitsamt Bremen

Horner Straße 60–70

28203 Bremen

Email: elisabeth.horstkotte@gesundheitsamt.bremen.de

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