ergopraxis 2010; 3(11/12): 10
DOI: 10.1055/s-0030-1268542
wissenschaft

Erfolgreiches Altern – Für Studenten zählt die körperliche Aktivität

Further Information

Publication History

Publication Date:
11 November 2010 (online)

 
Table of Contents

Für Studenten der Gesundheitswissenschaften dient die Aktivität eines älteren Menschen als Maßstab dafür, ob dieser gesund und erfolgreich altert. Bei der Bewertung von Alternsprozessen vernachlässigen sie hingegen spirituelle Aspekte, die das Wohlbefinden älterer Menschen ebenso beeinflussen können. Zu diesem Ergebnis kamen die Gesundheitswissenschaftlerin Aleksandra Zecevic und ihre Kollegen in einer qualitativen Studie an der University of Western Ontario, Kanada.

Im Rahmen eines Photovoice-Projektes erhielten 555 Studenten die Aufgabe, über erfolgreiches Altern zu reflektieren und ihre Gedankengänge durch Fotoaufnahmen von Menschen, Ereignissen oder Objekten zu illustrieren. Außerdem sollten sie die Fotos mit einem kurzen Text kommentieren. Von den 555 eingereichten Arbeiten wählten die Forscher 60 aus und analysierten diese. Die identifizierten Themen bezogen sich auf das Tun, das Sein und den Verlust von Fähigkeiten.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Studenten erfolgreiches Altern vorrangig mit der Teilnahme an körperlichen Aktivitäten assoziierten. Betätigungen des Denkens oder des Reflektierens spielten für sie hingegen eine untergeordnete Rolle. Die Forscher diskutierten daraufhin mögliche negative Folgen dieser Sichtweise, zum Beispiel ein hoher Aktivitätsdruck für ältere Menschen. Darum plädieren sie für ein holistisches Verständnis von Alternsprozessen, das die Akzeptanz in der Gesellschaft fördert und die spirituellen Aspekte dieser Lebensphase berücksichtigt.

akb

#

Kommentar

Die Studie der Gesundheitswissenschaftlerin Aleksandra Zecevic zeigt deutlich, dass sich die Ergotherapie auf dem richtigen Weg befindet. Schön, diese Bestätigung von Bezugswissenschaften zu bekommen!

Ältere Menschen altern heutzutage sicherlich viel aktiver als noch vor 20 Jahren. Dennoch spielt für sie die Spiritualität eine große Rolle. Ganz im Sinne des Canadian Model of Occupational Performance (CMOP), welches die Spiritualität – also alles, was eine Person ausmacht – ins Zentrum stellt. Nur so können wir den Menschen ganzheitlich betrachten und ihn in seiner individuellen Lebenswelt begreifen. Ein eindeutiges Plus für das ergotherapeutische Praxismodell.

Simone Gritsch, Ergotherapeutin Bc OT (NL)

AOTJ 2010; 57: 17–23