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Bei einer Nierentransplantation ist es essenziell, alle prä- und postoperativen Schritte
genau aufeinander abzustimmen. Das Pflegepersonal spielt eine wichtige Rolle bei der
Überwachung des Patienten nach der Op. Bei Zwischenfällen ist es wichtig, schnell
und adäquat zu reagieren und den Arzt einzubeziehen.
Jährlich transplantieren wir im Nierentransplantationszentrum der FSU Jena circa 75
Patienten. Davon ist der überwiegende Teil im "Old for Old"-Programm. Wir führen Lebendspenden,
AB0-inkompatible und Transplantationen bei Kindern durch. Die Verweildauer auf unserer
Station beträgt für alle Organempfänger 10 Tage, danach werden sie in die Klinik für
Nephrologie verlegt.
Was ist zunächst zu tun?
Was ist zunächst zu tun?
Der leitende Oberarzt akzeptiert eine Niere und der Patient wird einberufen - was
ist nun zu tun? Wir zeigen dem Patienten zunächst die Station und sein Zimmer. Bevorzugt
werden die Patienten in 1- und 2-Bett-Zimmer gelegt. Sie werden nicht isoliert. Eine
Blutentnahme erfolgt, um gegebenenfalls eine vorherige Dialyse einzuleiten und akute
Infektionen ausschließen zu können.
Der diensthabenden Arzt und der Nephrologe führen die Aufnahmeuntersuchung durch.
Die betreuende Pflegekraft erfasst die Pflegeanamnese. Erst, wenn ein negatives Cross-match
vorliegt, werden weitere invasive Maßnahmen durchgeführt. Bei CAPD-Patienten (CAPD:
"continuous ambulatory peritoneal dialysis") wird das Dialysat unter sterilen Bedingungen
abgelassen. Der Patient erhält präoperativ Immunsupressiva und prophylaktisch Antibiotika.
Die Operation dauert etwa 2-3 Stunden. In dieser Zeit richtet man den Bettplatz her
und bereitet postoperative Blutentnahmen sowie Infusionen vor.
Die postoperative Phase beginnt
Die postoperative Phase beginnt
Das Pflegepersonal übernimmt den Patienten an der OP-Schleuse und erfasst zunächst
die Bewusstseinslage. Wenn ein Patient nicht auf Ansprache reagiert, gibt es folgende
Möglichkeiten:
-
Narkoseüberhang: Arztinformation, gegebenenfalls Antidot nach Anordnung
-
Hypoglykämie: Arztinformation, Blutzuckertestung, Substitution von Medikamenten/Infusionen
nach Anordnung
Dann wird der Patient an die Überwachungseinheit angeschlossen. Die Herz-Kreislauf-Überwachung
erfolgt nach Standard: 2 Stunden alle 10 Minuten, 2 Stunden alle 30 Minuten, 2 Stunden
alle 60 Minuten, danach alle 2 Stunden längstens bis 24 Stunden postoperativ. Bei
Herz-Kreislauf-Anomalien muss die Pflegekraft sofort den Arzt informieren (Tab. [1]).
Tab. 1 Herz-Kreislauf-Anomalien, Symptome und Aktionen.
Die Shuntfunktion wird alle 8 Stunden kontrolliert. Kommt es zum Funktionsverlust,
muss der Arzt informiert werden. Der Shunt wird gekühlt und der Arm hochgelagert.
Bei akuten Schmerzen ist eine Konsultation durch einen Gefäßchirurgen notwendig, um
eine Thrombose auszuschließen.
Man erfasst alle Ableitungen und bringt diese korrekt ans Bett an (Tab. [2]). Im Urinmesssystem könnte noch Spülflüssigkeit aus der Op vorhanden sein, diese
lässt man ab. Bei Urinleckagen, Blutungen, Infektion und Knickstenosen kann eine Hämaturie
vorkommen. Hier muss man den Abfluss gewährleisten und den Arzt informieren (ggf.
ist eine Spülkathetereinlage nötig).
Tab. 2 Ableitungen, ihre Funktion, Symptome und Aktionen.
Die Schmerzerfassung erfolgt fortlaufend nach Standard. Verweilkatheter oder ein Stent
können krampfartige Schmerzen verursachen. Spasmolytika werden nach Anordnung gegeben.
Bei Wundschmerzen muss man auf Abstoßungszeichen achten (Schmerzmittelgabe nach Anordnung).
Die erste Blutentnahme umfasst das Blutbild, Mineralien, das Kreatinin, die Gerinnung,
Blutgase und den Blutzucker. Danach erfolgt alle 4 Stunden eine Wertekontrolle von
Hb (Hämoglobin), Htk (Hämatokrit), Natrium, Kalium und der Blutgase (Tab. [3]).
Tab. 3 Blutwertkontrolle, Symptome und Aktionen.
Der Kostaufbau ist nach 6 Stunden möglich. Der Patient erhält zunächst Tee, bei guter
Verträglichkeit kann zügig mit leichter Kost begonnen werden. Abführende Maßnahmen
werden am zweiten postoperativen Tag eingeleitet.
Ablauf ab dem ersten postoperativen Tag
Ablauf ab dem ersten postoperativen Tag
Ab dem ersten postoperativen Tag wird der Patient mehrfach täglich mobilisiert. Es
erfolgen 2-mal täglich Gewichtskontrollen. Der Patient wird über die Körperhygiene
aufgeklärt. Er erhält zu jeder Körperwäsche neue Handtücher und Waschlappen sowie
ein frisches Nachthemd. Wir setzen keine Palfilter ein. In den ersten 3 Tagen wird
das Bett komplett frisch bezogen.
Der Nephrologe betreut die medikamentöse Therapie. Die Patienten erhalten mit dem
Kostaufbau alle Medikamente oral. Die Dosierung der Immunsuppression wird festgelegt
und der Patient darauf hingewiesen, diese pünktlich einzunehmen. Besonderheiten der
einzunehmenden Medikamente werden erläutert.
Ab dem zweiten postoperativen Tag werden die Überwachungsparameter nur 1-2-mal pro
Schicht erhoben. Der Patient wird zur Selbstkontrolle angehalten und beteiligt sich
ab dem vierten postoperativen Tag an der Erfassung und Dokumentation der Trinkmenge,
Urinausscheidung und der Kreislaufparameter (RR, Puls, Temperatur, Gewicht). Einmal
täglich werden Laborwerte bestimmt (Blutbild, Elektrolyte, Blutzucker, Blutgase, Urinsediment).
Umtägig erfolgt die Kontrolle von Medikamentenspiegeln vor der morgendlichen Medikamenteneinnahme
(Tacrolimus, Ciclosporin).
Wundkontrollen erfolgen umtägig. Zuvor erfolgt meist eine Dopplersonografie. Die Lokaldrainage
wird bei einer Sekretion von weniger als 20 ml entfernt. Bei vermehrter Sekretion
wird eine Lokaldrainageanalyse zum Ausschluss von Urinleckagen und Lymphozelen durchgeführt.
Der Blasenkatheter wird am sechsten postoperativen Tag entfernt. Kann der Patient
nicht urinieren, leitet der Arzt die Diagnostik ein und legt ggf. einen neuen Katheter.
Der ZVK (Zentralvenenkatheter) wird täglich verbunden und am siebten postoperativen
Tag entfernt.
Grit Zahl, Jena
Geschäftsstelle
Arbeitskreis Transplantationspflege e. V.
Petra Hecker
Gregoroviusweg 12
10318 Berlin
Tel.: 030/5030814
Fax.: 030/50176800
eMail: info@aktxpflege.de
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