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DOI: 10.1055/s-0030-1267951
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Progredienter inspiratorischer Stridor nach Verbrennungstrauma des Larynx
Progressive Inspiratory Stridor After Laryngeal Burn InjuryPublikationsverlauf
Publikationsdatum:
25. November 2010 (online)

Einleitung
Fallbeschreibung/Klinik
Eine 19-jährige Patientin stellte sich aufgrund einer Dysphonie und geringgradiger Belastungsdyspnoe in unserer Abteilung vor. 2 Monate zuvor hatte sie sich in der Freizeit beim Feuerschlucken eine Verbrennung im Bereich der oberen Atemwege zugezogen. Diese war intensivmedizinisch in einem auswärtigen Haus behandelt worden.
Beim Feuerschlucken wird die Flamme einer Fackel mit dem Munde erstickt. Dabei ist es notwendig, zunächst den Kohlendioxidgehalt der Atemluft durch eine kurze Atempause zu erhöhen. Durch leichtes Ausatmen während des Schluckvorganges wird dann die Flamme in der Mundhöhle erstickt. Diese Technik birgt ein hohes Verletzungsrisiko und erfordert vom Ausführenden viel Erfahrung.
Untersuchung und Befund
Bei der lupenlaryngoskopischen Untersuchung imponierte eine granulomatöse Schleimhautläsion im Bereich des vorderen Drittels der linken Stimmlippe ([Abb. 1]). Darüber hinaus war die Schleimhaut im Bereich der Interarytaenoidregion etwas aufgetrieben. Die respiratorische Stimmlippenbeweglichkeit war beidseitig regelrecht, jedoch bestand ein unvollständiger Glottisschluss in Phonationsstellung. Das Schwingungsmuster wies Irregularitäten auf und die Randkantenverschieblichkeit war linksseitig eingeschränkt. Der Stimme klang angestrengt, belegt und gepresst.
Abb. 1 Lupenlaryngoskopischer Befund 8 Wochen nach Verbnrennungstrauma des Larynx: granulomatöse Schleimhautläsion im vorderen Drittel der linken Stimmlippe.Therapie und Verlauf
Es wurde zunächst eine logopädische Therapie eingeleitet. Hierdurch konnte eine Linderung der Stimm- und Atembeschwerden erreicht werden.
Bei einer Kontrolluntersuchung 4 Monate später waren jedoch deutliche Vernarbungen im Bereich beider Stimmlippen erkennbar. Es zeigte sich zudem eine Synechiebildung in der vorderen Kommissur. Auch im Bereich der hinteren Kommissur war linksseitig eine beginnende Synechiebildung erkennbar. Die Stimmlippenschleimhaut wies darüber hinaus beidseitig eine radiäre Gefäßzeichnung auf. Zwar bestand eine seitengleiche respiratorische Stimmlippenbeweglichkeit, jedoch waren lediglich im mittleren Drittel beider Stimmlippen Randkantenverschiebungen erkennbar. Die Stimme klang weiterhin heiser, angestrengt und volumengemindert. Es wurde nicht nur zur Fortsetzung der logopädischen Therapie geraten, sondern auch eine Inhalationstherapie mit Natriumchlorid eingeleitet. Dennoch trat 4 Monate später zusätzlich ein inspiratorisches Atemgeräusch auf. Im Bereich der hinteren Kommissur hatte sich ein Narbensegel gebildet, welches linksbetont zu einer subglottischen Stenosierung geführt hatte ([Abb. 2]). Die übrige Trachea war bis zur Bifurkation frei einsehbar.
Abb. 2 Lupenlaryngoskopischer Befund 4 Monate später: Narbige Synechie-bildung im Bereich der vorderen und der hinteren Kommissur.Die Striktur wurde laserchirurgisch radiär von median nach lateral durchtrennt. Die lateralen Anteile des Narbensegels konnten laserchirurgisch vollständig entfernt werden. Der mediale Schleimhautanteil blieb erhalten, sodass auf die Einlage eines Stents verzichtet werden konnte. Im postoperativen Verlauf kam es zu einer deutlichen Rückbildung der Vernarbung und zu einer Besserung der Stimme ([Abb. 3]).
Abb. 3 Lupenlaryngoskopischer Befund 2 Wochen nach laserchirurgischer Glottiserweiterung.