ergopraxis 2010; 3(10): 12
DOI: 10.1055/s-0030-1267460
wissenschaft

Onkologie – Ganzheitliche Therapie unterstützt positives Selbstkonzept

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01 October 2010 (online)

 
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    Männer mit einer onkologischen Erkrankung des Unterleibs erleben ein verändertes Selbstund Fremdkonzept. Zu diesem Ergebnis kamen der Diplom-Sportwissenschaftler und Physiotherapeut Michael Worbs und der Facharzt für Urologie Dirk-Henrik Zermann von der Medizinischen Berufsfachschule in Bad Elster.

    Die Forscher führten semistrukturierte Interviews mit 10 Männern durch, die zum Zeitpunkt der Studie zum zweiten Mal für einen Reha-Aufenthalt in die Vogtlandklinik kamen. Anschließend analysierten sie die ermittelten Daten mithilfe der qualitativen Inhaltsanalyse nach Bortz und Döring. Die Ergebnisse zeigen, dass die Probanden ihre Erkrankung erst dann bewusst wahrnahmen, nachdem Operationsfolgen wie Inkontinenz oder Gefühlsschwankungen auftraten. Männern mit einer frühen Diagnosestellung fiel es aufgrund besserer Prognosen leichter, die Erkrankung zu akzeptieren. Generell empfanden es die 10 Teilnehmer als schwierig, diese existenzbedrohende Situation anzunehmen. Unmittelbar nach der Operation erlebten alle eine Phase, in der sie mit dem eigenen Körper unzufrieden waren. Als gravierendste Einschränkung empfanden sie Operationsfolgen wie Inkontinenz oder Impotenz. Das Verhalten ihrer Partnerinnen beschrieben sie als verständnisvoll und unterstützend. Die Mehrheit machte positive Akzeptanzerfahrungen mit Freunden oder Familie. Lediglich einer der Befragten fühlte sich nicht ernst genommen, da seine soziale Umwelt mit übertriebenen Hilfestellungen reagierte. Angebote wie Ergo-, Physio- und Sporttherapie bewerteten die Männer als positiv, da diese ihre Körperwahrnehmung sowie ihre Leistungsfähigkeit steigerten.

    Die Forschungsergebnisse zeigen, dass die Betroffenen ihre psychischen, physischen und sozialen Voraussetzungen verbessern bzw. stabilisieren möchten. Ein ganzheitlicher Therapieansatz berücksichtigt diese Aspekte und ermöglicht einen selbstbestimmten Umgang mit der Erkrankung. Fühlen sich die Klienten von ihrer sozialen Umwelt akzeptiert und integriert, unterstützt dies ebenso ein positives Selbstkonzept und stärkt ihr Selbstbewusstsein.

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    ergoscience 2010; 5: 56–67