Diabetes aktuell 2010; 8(5): 199
DOI: 10.1055/s-0030-1266771
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Naturheilkunde und Diabetes? Wie passt dies zusammen?

Antje Bergmann, Peter Schwarz
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
10. September 2010 (online)

Wir haben uns in diesem Heft bewusst mit einer therapeutischen Option befasst, die nicht in der klassischen Diabetologie beschrieben wird.

Im letzten Jahr erschienen bis jetzt immerhin 10 Arbeiten zu naturheilkundlichen Themen und Diabetes mellitus, die mit methodisch korrekten Ansätzen – d. h. klinischen Studien, randomisierten kontrollierten Studien oder Metaanalysen – Fragestellungen der alternativen Behandlung untersuchten. Die Themen dieser Studien waren so unterschiedlich wie das Spektrum der Naturheilkunde selbst: Yoga und die Betazellfunktion, Qigong und Blutzuckerspiegel, Flohsamen und Lipidspiegel, Traditionelle Chinesische Medizin und Insulinresistenz, um nur einige zu nennen.

Unsere Patienten fragen oft nach Alternativen zum herkömmlichen Behandlungsschema: „Gibt es da nicht etwas Natürliches?“ – diese Frage haben Sie sicher auch schon gehört.

Um die Wirksamkeit einer diagnostischen oder therapeutischen Methode jedoch einzuschätzen, bedarf es einer Evidenz. Dass Behandler, die komplementärmedizinische Konzepte zur Anwendung bringen, genau diese in Studien aktuell in Deutschland und weltweit aufzeigen, ist Kritikern gegenüber ein gutes Argument. So hat zum Beispiel die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin, d. h. die wissenschaftliche Fachgesellschaft, aus ihren Reihen einen „Arbeitskreis Naturheilverfahren/Komplementärmedizin innerhalb der DEGAM“ gegründet, der als ein erklärtes Ziel für sich definiert hat, hausärztliche Positionen zu naturheilkundlichen Verfahren auf der Basis von externer Evidenz, Patientenwünschen und ärztlicher Expertise zu erarbeiten [1].

Wir haben in diesem Heft drei Themen zu verschiedenen komplementärmedizinischen Ansätzen vorliegen.

Der erste Artikel gibt einen aktuellen Studienüberblick über den Einsatz und Nutzen von Magnesium in der Behandlung des Diabetes. Durchaus unterschiedlich wird in verschiedenen Studien der präventive Nutzen von Magnesium beschrieben. Interessant ist die nicht bis ins Detail aktuell zu klärende, jedoch häufig gefundene Hypomagnesiämie bei Patienten mit Diabetes. Betont wird in der vorliegenden Arbeit, dass Magnesium in ausreichender Zufuhr für Diabetiker besonders wichtig ist.

Anhand eines Fallbeispieles beleuchtet Siddhartha Popat, einer der Mitgründer des „Masterstudienganges für komplementäre Medizin – Kulturwissenschaften – Heilkunde“ an der Europa Universität Viadrina in Frankfurt/Oder, die Prinzipien der Homotoxikologie und der Biologischen Medizin. Dies ist sehr praxisnah und anschaulich beschrieben und sollte Ihr Interesse wecken, vielleicht mehr darüber zu erfahren.

In einem weiteren Artikel haben wir die Klassische Homöopathie beleuchtet bei Patienten mit Typ-2-Diabetes. Die Vielfalt und die Individualität geben einen Einblick in dieses Themenfeld.

Natürlich bleiben wir als wissenschaftliche Zeitschrift unserem Credo treu, Ihnen Neues aus Diagnostik und Therapie vorzustellen.

Prof. Schwarz schildert anschaulich eine valide, sichere, schnelle und kosteneffektive Diagnostik-Methode für die frühzeitige Erkennung eines Diabetesrisikos. Bislang ist der Goldstandard in der Diagnostik der orale Glukosetoleranztest. Zur Beschreibung eines Diabetesrisikos werden oft Risikofragebögen genutzt. Der EZScan existiert als ein diagnostisches Gerät, das die Zusammenschau der Alteration kleiner peripherer autonomer Nervenfasern heranzieht, um, basierend auf einer Vielzahl klinischer Studien, mithilfe der reversen Iontophorese ein Modell für ein Diabetesrisiko zu etablieren und dieses diagnostisch zu bestimmen. Interessant und innovativ ist dieser Ansatz – lohnenswert in jedem Fall, die Zukunft zu verfolgen.

Wir hoffen, Ihnen auch mit dieser Ausgabe interessanten Lesestoff zu bieten.

Ihre Antje Bergmann und Peter Schwarz

Literatur

  • 1 Joos S, Musselmann B, Szecsenyi J.. Integration of Complementary and Alternative Medicine into Family Practices in Germany: Results of a National Survey.  Evid Based Complement Alternat Med. 2009; Mar 17; 

PD Dr. med. habil. Antje Bergmann
Prof. Dr. med. habil. Peter Schwarz