Aktuelle Ernährungsmedizin 2011; 36(2): 108-114
DOI: 10.1055/s-0030-1266071
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Inverse Beziehung zwischen Verzehrsmenge und Energiedichte bei Normalgewichtigen

Inverse Relationship Between Food Quantity and Energy Density in Normal Weight SubjectsV.  Schusdziarra1 , M.  Hausmann1 , M.  Kellner1 , J.  Mittermeier1 , J.  Erdmann1
  • 1Ambulanz für Ernährungsmedizin, Klinikum rechts der Isar, TU München
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Publication Date:
01 April 2011 (online)

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Zusammenfassung

Die Energiedichte der Lebensmittel spielt eine wesentliche Rolle bei der täglichen Energieaufnahme. In einer früheren amerikanischen Querschnittsuntersuchung bestand eine inverse Beziehung zwischen der Energiedichte und der Menge der verzehrten Lebensmittel. Die Ergebnisse dieser interindividuellen Analyse haben wir kürzlich in einer intraindividuellen Analyse der Essgewohnheiten von 280 adipösen Patienten bestätigen können. Andererseits konnte eine große spanische Studie diese Beziehung nicht zeigen. Bei dieser Untersuchung handelte es sich um eine bevölkerungsrepräsentative Analyse, was bedeutet, dass weitaus mehr Normalgewichtige einbezogen waren. Deshalb ist es von Interesse, die Beziehung zwischen Energiedichte, Energieaufnahme und Lebensmittelverzehr auch bei Normalgewichtigen intraindividuell zu analysieren. Methodik Bei 100 Normalgewichtigen wurden 14-tägige Ernährungsprotokolle ausgewertet und auf der Basis der täglichen Energiedichte (ED) intraindividuell in aufsteigender Reihenfolge sortiert. Ergebnisse Die ED stieg von durchschnittlich 1,12 auf 2,39 kcal / g an, verbunden mit einer Abnahme der täglichen Nahrungsmenge um durchschnittlich 340 g, während die Energieaufnahme um 660 kcal anstieg. Schlüsselt man die verzehrten Lebensmittel nach niedriger (≤ 1,5 kcal / g), mittlerer (1,51–2,49 kcal / g) und hoher ED (≥ 2,5 kcal / g) auf, zeigt sich, dass die Reduktion der täglichen Verzehrsmenge durch niedrigenergetische Lebensmittel (Fleisch, Joghurt, Kohlenhydratbeilagen, Obst, Gemüse, Suppe) bedingt ist, während der Verzehr von Lebensmittelgruppen mit mittlerer und hoher Energiedichte (Brot, Kuchen, Käse, Süßigkeiten), ansteigt. Wie bei den Adipösen, war das Mittag- und Abendessen für diese Veränderungen im Wesentlichen verantwortlich. Beim Frühstück und bei den Zwischenmahlzeiten war die ansteigende Energiedichte nicht von einer Veränderung der Essensmenge begleitet, sodass die Energieaufnahme direkt proportional zur Energiedichte war. Schlussfolgerung Insgesamt zeigen diese Daten, dass auch von Normalgewichtigen niedrigenergetische Lebensmittel, überwiegend in Form einer warmen Hauptmahlzeit, in größerer Menge verzehrt werden, als hochenergetische Lebensmittel. Trotz der signifikant geringeren Verzehrsmenge ist die Energieaufnahme deutlich gesteigert, da die höhere ED der beteiligten Lebensmittelgruppen nicht durch Reduktion der Verzehrsmenge kompensiert wird. Die Daten zeigen, dass das Essverhalten Normalgewichtiger sich auch hinsichtlich der Beziehung zwischen ED und Verzehrsmenge nicht wesentlich von dem der Adipösen unterscheidet.

Abstract

Food energy density is an important parameter for daily energy intake. A cross-sectional study from the U. S. showed an inverse relationship between energy density and the quantity of consumed food items. The result of this interindividual analysis was recently confirmed in an intraindividual analysis of 280 obese subjects. On the other hand, a large study from Spain did not show this relationship. Since this was a representative population based study it consisted of more normal weight subjects. Therefore it is of interest to analyse intraindividually the relationship between energy density, energy intake and consumption of various food items also in normal weight subjects. Methods Dietary protocols of 100 normal weight subjects were analysed and ranked intraindividually on the basis of the daily energy density (ED). Results Energy density rose from 1.12 to 2.39 kcal / g while daily food quantity decreased by 340 g and energy intake increased by 660 kcal. Food groups with low (≤ 1.5 kcal / g), medium (1.51–2.49 kcal / g) and high ED (≥ 2.5 kcal / g) changed differentially. Medium and high ED food was consumed more (bread, cake, cheese, chocolate) while low ED food was responsible for the reduction of food quantity (meat, yoghurt, carbohydrates, vegetables, fruit, soup). This inverse relationship was primarily due to the respective changes at lunch and dinner. During breakfast and snacks the rise of energy intake was directly proportional to ED without any change of food quantity. Conclusion These data demonstrate that in normal weight subjects, similar to obese patients low ED food is consumed in greater quantity predominantly in form of main meals, consisting of meat, carbohydrates, vegetables and fruit. Despite a reduced food quantity energy intake is significantly greater since there is no sufficient compensation for the higher ED. These data demonstrate that the eating habits of normal weight subjects with regard to the relationship between ED and food quantity are not substantially different from those of obese subjects.

Literatur

Prof. Dr. V. Schusdziarra

Ambulanz für Ernährungsmedizin, Klinikum rechts der Isar, TU München

Ismaninger Straße 22

81675 München

Email: volker.schusdziarra@lrz.tum.de