Laryngorhinootologie 2010; 89(8): 456-457
DOI: 10.1055/s-0030-1265773
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Laryngektomie – Psychosoziale Reha auch bei Teilresektion wichtig

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Publication Date:
23 August 2010 (online)

 

Beim Larynxkarzinom lässt eine partielle Laryngektomie einen besseren Therapieerfolg erhoffen als eine totale. Claudia Bussian, Sozialmedizinerin aus Leipzig, und ihre Koautoren untersuchten die psychische Gesundheit von Larynxkarzinom-Patienten nach partieller und totaler Larynxentfernung und fanden in dieser Hinsicht keinen solch klaren Vorteil. Eur Arch Otorhinolaryngol 2010; 267: 261–266

Etwa jeder 5. Larynxkarzinom-Patient entwickelt in den Folgejahren psychische Erkrankungen, vor allem affektive und Angststörungen. Das Risiko für diese psychische Morbidität hängt dabei weniger von der Operationsmethode ab, sondern eher von der selbst empfundenen Beeinträchtigung beim Sprechen sowie vom Alter. Das zeigte die Untersuchung von 306 ambulanten Patienten, die sich in den letzten 20 Jahren wegen eines Larynxkarzinoms einer partiellen oder totalen Laryngektomie hatten unterziehen müssen.

Die Untersucher führten mit ihnen zu Hause strukturierte klinische Interviews durch, um Symptome von Depression, Dysthymie, sozialer Phobie, posttraumatischer Belastungsstörung, generalisierter Angststörung, Anpassungsstörung oder Alkoholabhängigkeit im Sinne der deutschen Version des DSM-IV festzustellen. 17,3% der partiell und 22,2% der total laryngektomierten Patienten hatten danach eine psychische Erkrankung entwickelt. Dieser Unterschied war statistisch nicht signifikant, die Art der chirurgischen Therapie nicht von entscheidender Bedeutung. Auch die Zeit seit der Krebsdiagnose (weniger oder mehr als 5 Jahre zurückliegend) und das Geschlecht beeinflussten die psychische Morbidität nicht signifikant, wohl aber das Alter. Partiell laryngektomierte Patienten im Ruhestand hatten ein geringeres Risiko für eine psychische Erkrankung als so behandelte Patienten unter 65 Jahren. Bei total laryngektomierten Patienten gab es einen solchen signifikanten Unterschied nicht. Wichtig war im Falle der partiell laryngektomierten Patienten die subjektive Einschätzung der eigenen Sprachverständlichkeit: Sie war trotz weniger radikaler Operation insgesamt schlechter als bei total laryngektomierten Patienten. Die Autoren vermuten, dass dies mit der Diskrepanz zwischen erhofftem Therapieerfolg und dem tatsächlichen Ergebnis zusammenhängen könnte. Gleichzeitig hatten die partiell laryngektomierten Patienten häufig nicht an einer Rehabilitationsmaßnahme teilgenommen (41 vs. 13% der total operierten) und mussten öfter den Verlust des Arbeitsplatzes beklagen als die nicht berenteten, nicht berufsunfähigen total laryngektomierten Patienten (7,2 vs. 0,6%). Arbeitsplatzverlust ist aber auch in der Allgemeinbevölkerung bei Männern mit einer erhöhten Rate von Depressionen assoziiert.

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