Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2010; 45(9): 580-587
DOI: 10.1055/s-0030-1265751
Fachwissen
Intensivmedizin - Topthema: Sepsis
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Sepsis – Update und Kontroversen der adjunktiven Therapie bei Sepsis

Update and controversies of adjunctive sepsis therapyTobias Schürholz, Gernot Marx
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Publication Date:
13 September 2010 (online)

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Zusammenfassung

Die Einführung der Bündelmaßnahmen hat zur Reduktion der Letalität in der Therapie der schweren Sepsis und des septischen Schocks beigetragen. Der Zeitfaktor ist entscheidend für die Reduktion der Letalität, aber es sind durchaus nicht alle Maßnahmen der adjunktiven Sepsistherapie geeignet, zur verminderten Letalität beizutragen.

Einige bislang angenommene Innovationen halten auch nach Übernahme in die klinische Routine einer Überprüfung in randomisierten kontrollierten Studien nicht immer stand. Aktuelle Empfehlungen relativieren bisherige Annahmen und führen in der Therapie zu weiterer Anpassung an die aktuelle Datenlage.

Abstract

The implementation of the sepsis bundles have led to a remarkable reduction of mortality. The early treatment is one key factor, but there are differences in the effectiveness of single bundle measures to contribute to decreased mortality.

The validation of newly introduced management or therapeutic interventions like tight glucose control in randomized controlled trials is not completely successful for patients suffering from severe sepsis or septic shock. Recently published guidelines attenuate implemented treatment strategies and lead to further adjustment taking into account actual data on adjunctive sepsis therapy.

Kernaussagen

  • Die Durchführung der “management bundles” trägt zur Reduktion der Letalität bei. Bemerkenswert ist, dass nicht alle Komponenten der Sepsisbündel gleichermaßen mit einem verbesserten Überleben assoziiert sind.

  • Die Gesamtheit der Maßnahmen ist entscheidend für die erfolgreiche Therapie der Sepsis.

  • Kritisch kranke Patienten weisen eine höhere Letalität durch Hyperglykämien auf. Die moderate Insulintherapie soll die Blutglukose unter einem Schwellenwert von 150 mg/dl (8,3 mmol/l) halten.

  • In einem therapierefraktären septischen Schock, der sich trotz Volumen- und Vasopressortherapie nicht stabilisieren lässt, kann die Therapie mit 200–300 mg Hydrokortison pro Tag erwogen werden.

  • Die Therapie mit aktiviertem Protein C soll additiv zur Standardtherapie erfolgen und innerhalb der ersten 24 Stunden nach Diagnose der schweren Sepsis begonnen werden.

  • Die Erstellung von Standard Operating Procedures (SOPs) ist hilfreich, um das Management der Sepsistherapie zu optimieren.

  • Die Aktualisierung auf Basis neuer Ergebnisse darf nicht zu einer Verunsicherung führen, die eine standardisierte, flächendeckende Behandlung der Sepsis verzögert.

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Literatur

PD Dr. med. Tobias Schürholz
Univ.-Prof. Dr. med. Gernot Marx

Email: tschuerholz@ukaachen.de

Email: gmarx@ukaachen.de