Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2010; 7(1): 4-5
DOI: 10.1055/s-0030-1265004
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Onkologie – Docetaxel in der adjuvanten Therapie des Mammakarzinoms

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Publikationsdatum:
17. August 2010 (online)

 

Für die adjuvante Chemotherapie des Mammakarzinoms stehen eine Reihe hochwirksamer Zytostatika mit verschiedenen biochemischen Ansatzpunkten zur Verfügung. Zahlreiche Studien beschäftigen sich mit der Frage der Kombination solcher Medikamente und der sequenziellen Applikation verschiedener Therapieschemata. Zu diesem Themenkomplex legen die Autoren P. Ellis et al. die Ergebnisse einer randomisierten, multizentrischen Phase-III-Studie aus 104 nahezu ausschließlich englischen Therapiezentren vor (TACT-trial). Lancet 2009; 373: 1681-1692

Invasives Mammakarzinom (Mammografie) (Bild: S. H. Heywang-Köbrunner, I. Schreer (Hrsg.) RRR Bildgebende Mammadiagnostik. Thieme Verlag 2003).

Erfasst wurden 4162 Patientinnen mit einem operierten Mammakarzinom des Stadiums T 1-3a, N 0-1, M 0 mit Indikation zur adjuvanten Chemotherapie (nodal-positiv; Hochrisiko nodal-negativ). Zur Prüfung der eventuellen Überlegenheit einer Taxantherapie gegenüber der Standardbehandlung wurden die klinischen Ergebnisse zweier Behandlungskollektive nach einer mittleren Beobachtungszeit von 62 Monaten verglichen. Die "Taxangruppe" (n = 2073) erhielt 4 Zyklen FEC (Fluorouracil 600 mg / m², Epirubicin 60 mg / m², Cyclophosphamid 600 mg / m² in dreiwöchentlichen Intervallen), gefolgt von 4 Zyklen Docetaxel (100 mg / m² in dreiwöchentlichen Intervallen). Die Kontrollgruppe mit Standardtherapie (n = 2089) erhielt entweder 8 Zyklen FEC (n= 1265) oder 4 Zyklen Epirubicin (100 mg / m² in dreiwöchentlichen Intervallen) gefolgt von 4 Zyklen CMF (Cyclophosphamid 600 mg / m², Methotrexat 40 mg / m², Fluorouracil 600 mg / m² in vierwöchentlichen Intervallen) (n = 824).

Die angestrebte Gesamtbehandlung von 8 Therapiezyklen wurde in beiden Vergleichsgruppen in 80 % erreicht.

In beiden Kollektiven lag die Mastektomierate mit 55,5 % resp. 53,4 % über dem Anteil der brusterhaltenden Operationen. Mastektomierte Patientinnen wurden in ca. 80 %, brusterhaltend operierte Patientinnen in über 95 % nachbestrahlt. Nahezu identisch lag der Anteil nodal-negativer Patientinnen in beiden Gruppen bei 20 % und der Anteil östrogenrezeptor-positiver Tumoren knapp unter 70 %. In beiden Gruppen erfolgte nahezu in allen Fällen bei östrogenrezeptor-positiven Patientinnen eine endokrine Zusatztherapie. Die Ergebnisse zu Therapieerfolg und Nebenwirkungen sind in Tab. [1] zusammengefasst.

Tab. 1 Vergleich der Behandlungsergebnisse und Nebenwirkungen beider Therapiegruppen.

Der Vergleich des 5-jährigen rezidivfreien Überlebens ergibt keinerlei Unterschied zwischen den beiden Behandlungsgruppen. Dies ändert sich auch nicht nach Korrektur bezüglich prognoserelevanter Faktoren wie Rezeptorstatus, Nodalstatus, Tumorgröße oder Grading. Lediglich für die Subgruppe der rezeptor-negativen, HER-2-positiven Tumoren lässt sich eine klinisch relevante Verbesserung des rezidivfreien Überlebens für die Taxangruppe nachweisen. Im 5-Jahres-Gesamtüberleben unterscheiden sich die beiden Vergleichsgruppen ebenfalls nicht. Dagegen sind für die Toxizität statistisch signifikante Unterschiede zwischen den Therapiemodalitäten nachweisbar. Die meisten Nebenwirkungen betreffen die hämatologische Toxizität; je nach Kontrollgruppe liegen die Werte hier bei 69 % vs. 60 % bzw. 73 % vs. 63 % zu Ungunsten der Taxangruppe. In diesem Therapiekollektiv treten auch wesentlich mehr behandlungsbedingte Todesfälle auf. Im Rahmen einer zusätzlichen Subgruppenanalyse wurden Erhebungen zur Lebensqualität durchgeführt. Diese zeigen eine statistisch signifikant höhere Belastung für Patientinnen der Taxangruppe.

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