Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2010; 7(1): 2
DOI: 10.1055/s-0030-1265002
Für Sie referiert und kommentiert

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Onkologie – Mammakarzinom: Sind Östrogene bei Aromatase-Inhibitor-Resistenz sinnvoll?

Further Information

Publication History

Publication Date:
17 August 2010 (online)

 

Aufgrund der Nebenwirkungen gehören synthetische Östrogene nicht zur First-line-Therapie des Mammakarzinoms. Ihre Effektivität bei Aromatase-Inhibitor-Resistenz und die günstigste Dosierung haben M.J. Ellis et al. untersucht. JAMA 2009; 302: 774-780

Die amerikanische Arbeitsgruppe hatte sich folgende Fragen gestellt:

Sprechen postmenopausale Frauen mit fortgeschrittenem, Hormonrezeptor-positivem Brustkrebs und einer Resistenz gegen Aromatase-Inhibitoren auf Östrogene an? Findet eine Resensibilisierung für Aromatase-Inhibitoren statt, die eine Wiederaufnahme der Behandlung ermöglicht? Welche Östrogendosis ist notwendig?

Alle Frauen (n = 66, Durchschnittsalter 54 Jahre) hatten als adjuvante Behandlung oder wegen Metastasen mindestens 24 Monate Aromatase-Inhibitoren eingenommen und eine Resistenz entwickelt. 32 Frauen erhielten randomisiert täglich 30 mg (3 x 10 mg) Östradiol, 34 Frauen 6 mg (3 x 2 mg) Östradiol.

Stereotaktische Vakuumbiopsie eines Herdbefundes. Mammografie links cc (links) und lm (rechts). (Quelle: Fischer U, Baum F, Hrsg. Diagnostische Interventionen der Mamma. Stuttgart. Thieme; 2006)

Die Östradiol-Blutspiegel stiegen nach einem Monat auf durchschnittlich 2403 respektive 302 pg/ml an. Nach den RECIST-Kriterien sprachen 28 bzw. 29 % der Patientinnen auf die Behandlung an. Das progressionsfreie Überleben unterschied sich nicht wesentlich (p = 0,46). In der Niedrigdosis-Gruppe waren schweres Erbrechen, Übelkeit, Elektrolytverschiebungen und Pleuraergüsse seltener. In jeder Gruppe trat eine Thrombose auf. Insgesamt waren stärkere Nebenwirkungen (ab Grad 3) bei einer Einnahme von 6 mg täglich signifikant seltener (p = 0,03). Die endokrinen Effekte spiegelten sich in einem Anstieg von IGF-1 wider, wobei kein bedeutsamer Unterschied zwischen den Gruppen bestand. Die als Basisuntersuchung und im Verlauf angefertigten FDG-PET/CT-Aufnahmen hatten prädiktive Bedeutung für das Ansprechen auf die Behandlung. Eine Steigerung der Traceraufnahme von > 12 % zeigten 12 von 15 Respondern, aber nur 4 von 31 Non-Respondern (p < 0,001). Die Östrogeneinnahme verschlechterte die Lebensqualität. Ein bedeutsamer Unterschied ergab sich trotz der selteneren schwerwiegenden Probleme unter niedrigdosierter Therapie nicht. Die Autoren führen dies darauf zurück, dass in diesen Fällen eine Dosisreduktion bereits vor der Lebensqualitätserhebung nach 28 Tagen erfolgte. 7 Patientinnen, die von den Östrogenen profitierten, wurden erneut mit Aromatase-Inhibitoren behandelt, 2 erreichten ein partielles Ansprechen und 1 eine stabile Erkrankung.

    >