Z Sex Forsch 2011; 24(1): 31-48
DOI: 10.1055/s-0030-1262776
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Geschlechterbilder zwischen Daily Soap und Castingshow

Eine Online-Befragung zur Mediennutzung Jugendlicher und ihrem Bild der weiblichen GeschlechtsrolleMathias Weber
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Publication Date:
22 March 2011 (online)

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Übersicht:

Der Autor untersucht anhand einer Online-Befragung mit 320 deutschsprachigen 16- bis 19-Jährigen den Zusammenhang zwischen der Mediennutzung Jugendlicher und ihrem Bild der weiblichen Geschlechtsrolle. Hierbei wird die Rezeption fernsehtypischer Inhalte anhand einzelner Genres (Serien-, Reality-TV-Formate, Pornografie) und einzelner Sendungen dem Geschlechtsrollenkonzept der Befragten gegenübergestellt. Mädchen, die Lifestyleserien wie „Sex and the city“ häufiger nutzen, fordern in geringerem Maße Gleichberechtigung von Mann und Frau im familiären und beruflichen Bereich. Auch betonen sie eher die körperlichen und sexuellen Qualitäten von Frauen und Mädchen. Bei Jungen, die solche Serien regelmäßig rezipieren, zeigt sich ein genau entgegengesetzter Zusammenhang. Bei ihnen geht zudem die Nutzung klassischer (Arzt-, Krimi-, Comedy-) Serien mit stärker ausgeprägten Gentlemen-Idealen einher. Die Nutzung von Pornografie hängt bei Befragten beider Geschlechter mit einer stärkeren Betonung sexueller Attraktivität und Aktivität von Frauen, nicht aber mit einem allgemein konservativeren Bild des weiblichen Geschlechts zusammen. 

Literatur

1 Pornografie kann als narrativer audio-visueller Medieninhalt angesehen werden, der – ähnlich wie ein Spielfilm – Protagonisten in eine (sexuelle) Handlungsfolge eingebettet darstellt.

2 http://community.bravo.de; http://www.gutenberg-gym.de; http://www.lizzynet.de; http://www.meet-teens.de

3 Über Verlinkungen wurden 34 der Befragten, über das Schneeballverfahren 286 der Befragten erreicht.

4 Die Auswahl der Befragten ist weder systematisch (also bspw. quotiert) noch randomisiert und basiert teils auf Selbstselektion.

5 Zumindest Hinweise auf das Vorhandensein und die Richtung eines Zusammenhangs (wenn auch nicht dessen absolute Stärke) sollten mithilfe der gewählten Methodik aufgedeckt werden können.

6 Extraktion Hauptkomponenten, Rotation: Varimax: KMO ist mit 0,81 als sehr gut einzustufen.

7 Diese beiden Sendungen waren zuvor in einem Pretest mit 22 Student(inn)en als besonders reich an Botschaften über Weiblichkeit und Männlichkeit eingestuft worden.

8 Extraktion: Hauptkomponenten; Rotation: Varimax; KMO ist mit 0,72 zufriedenstellend.

9 Dass die übrigen soziodemografischen Merkmale keine Zusammenhänge mit dem Bild der weiblichen Geschlechtsrolle zeigen, kann auf die sehr homogene Befragtengruppe zurückzuführen sein. So gibt es bspw. nur wenige Befragte, die kein Gymnasium besuchen oder besucht haben. Diese niedrige Varianz der soziodemografischen Variablen erschwert es, Zusammenhänge in der Befragtengruppe statistisch nachzuweisen.

10 Es werden wiederum Regressionen mit den schon bekannten vier Dimensionen der weiblichen Geschlechtsrolle als abhängigen Variablen berechnet, wobei diesmal die beiden Sendungen „Sex and the city“ sowie „Two and a half men“ in die Regression einbezogen werden.

11 Es werden wiederum vier lineare Regressionen mit den vier Faktoren des weiblichen Geschlechtsrollenkonzepts als abhängigen Variablen berechnet. In die Regression eingeführt werden zunächst der Vergleich Nutzung gegenüber Nicht-Nutzung von Pornografie sowie die Häufigkeit der Nutzung in den sechs Monaten vor der Befragung.

M. WeberM. A. 

Institut für Publizistik der Universität Mainz

Colonel-Kleinmann-Weg 2

55099 Mainz

Email: mathias.weber@uni-mainz.de