Suchttherapie 2010; 11(3): 129-132
DOI: 10.1055/s-0030-1261914
Kasuistik

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Einleitung einer Substitutionsbehandlung mit Buprenorphin unter vorübergehender Überlappung mit Heroinkonsum: ein neuer Ansatz („Berner Methode”)

Induction of a Buprenorphine Substitution Treatment with Temporary Overlap of Heroin Use: A New Approach (“Bernese Method”)R. Hämmig1
  • 1Funktionsbereich Sucht, Universität und Poliklinik für Psychiatrie (UPD) Bern
Further Information

Publication History

Publication Date:
11 August 2010 (online)

Zusammenfassung

In allen internationalen Empfehlungen zur Substitutionsbehandlung mit Buprenorphin findet sich der Hinweis, dass die Behandlung mit Buprenorphin frühestens 4 Stunden nach dem letzten Heroinkonsum und beim Vorhandensein von eindeutigen Entzugserscheinungen eingeleitet werden soll. Trotz dieser Vorsichtsmaßnahmen zeigen einige Patienten signifikante Entzugserscheinungen, die durch die antagonistischen Effekte von Buprenorphin ausgelöst werden.
In der wissenschaftlichen Literatur finden sich 2 wichtige Befunde. Eine beträchtliche Zahl von Patienten unter Buprenorphin-Substitution konsumiert weiterhin Heroin ohne negative Effekte und der maximale Effekt von Antagonisten nimmt unter wiederholten kleinen Dosen ab.
Aus diesen Gründen sollten wiederholte kleine Dosen von Buprenorphin, die im Verlauf gesteigert werden, bei Patienten, die weiter Heroin konsumieren, keine schweren Entzugssymptome auslösen. Gleichzeitig werden die Heroineffekte abgedämpft durch die Verdrängung der Opiate von den Rezeptoren durch Buprenorphin.
Der Fall einer heroinabhängigen Frau mit PTSD, die bei der „traditionellen” Einleitung unter schweren Entzugssymptomen gelitten hatte (generelles Malaise, Diarrhoe, Flashbacks, Gedanken-Dissoziation) wird vorgestellt. Nach Absetzen der Buprenorphin-Behandlung und Heroinrückfall wollte sie die Behandlung erneut aufzunehmen, hatte aber große Angst davor.
Ihr wurde deshalb die „Berner Methode” vorgeschlagen:

  • Beginn mit der Einnahme von 0,2 mg Buprenorphin bei vorerst noch nicht gestopptem Heroinkonsum (Überlappung)

  • allmähliche Steigerung der täglichen Buprenorphin Dosis

  • bei genügender Buprenorphin-Dosis Beendigung des Heroinkonsum ohne wesentliche Entzugssymptome

Tatsächlich konnte die Patientin ihren Heroinkonsum am 6. Tag unter einer Dosis von 8 mg Buprenorphin abrupt beenden.
Diese Einleitung der Behandlung konnte die Patientin mit wenig Belastung umsetzen.

Abstract

A constant finding in all international recommendations on substitution treatment with buprenorphine is that people should be induced on to buprenorphine only after at least 4 h since the last intake of heroin and when they show clear signs of withdrawal. However, regardless of these precautions some patients show significant symptoms of withdrawal on induction, which are caused by the antagonistic effect of buprenorphine. There are 2 important findings in the scientific literature. A large number of patients on buprenorphine substitution continue to use heroin without adverse effects and the maximum effect of antagonists is reduced by applying repetitive small doses.
For these reasons, repeated doses of buprenorphine, beginning with a very small dose, shouldn’t release a severe withdrawal syndrome in patients, who continue to use heroin. At the same time, the effect of heroin should diminish over time (displacement of opiates from receptors by buprenorphine).
We present a case of an addicted woman with PTSD, who had suffered from a severe withdrawal syndrome using the “traditional” method of induction (general faintness and malady, diarrhoea, flash backs, dissociation of thoughts). After stop of the buprenorphine treatment and relapse into heroin she wished to restart this treatment but showed great fear of the induction.
We proposed her the “Bernese method”:

  • starting with 0.2 mg buprenorphine without currently stopped heroin use (overlap)

  • increasing slowly the buprenorphine dose day by day

  • at sufficient dose of buprenorphine terminating the heroin use without relevant withdrawal symptoms

As a matter of fact, the patient could give up heroin use abruptly taking 8 mg/d of buprenorphine on day 6.
This induction of the treatment was possible with only minor stress and distress for the patient.

Literatur

  • 1 Jasinski DR, Preston KL. Laboratory studies of buprenorphine in opioid abusers. In: Cowan A, Lewis JW, Hrsg. Buprenorphine. Combatting drug abuse with a unique opioid. New York, NY: Wiley-Liss, Inc.; 1995: 189-211
  • 2 FDA US Food and Drug Administration . Buprenorphine – drug label.  2010;  http://www.fda.gov/downloads/Drugs/DrugSafety/PostmarketDrugSafetyInformationforPatientsandProviders/UCM191529.pdf
  • 3 Pani PP, Maremmani I, Pirastu R. et al . Buprenorphine: a controlled clinical trial in the treatment of opioid dependence.  Drug Alcohol Depend. 2000;  60 (1) 39-50
  • 4 Petitjean S, Stohler R, Deglon JJ. et al . Double-blind randomized trial of buprenorphine and methadone in opiate dependence.  Drug Alcohol Depend. 2001;  62 97-104
  • 5 Schottenfeld RS, Pakes JR, Oliveto A. et al . Buprenorphine vs. methadone maintenance treatment for concurrent opioid dependence and cocaine abuse.  Arch Gen Psychiatry. 1997;  54 713-720
  • 6 Rothman RB, Ni Q, Xu H. Buprenorphine: a review of the binding literature.. In: Cowan A, Lewis JW, Hrsg. Buprenorphine. Combating drug abuse with a unique opioid. New York, NY: Wiley-Liss, Inc; 1995: 19-29
  • 7 Bickel WK, Amass L, Crean JP. et al . Buprenorphine dosing every 1, 2, or 3 days in opioid-dependent patients.  Psychopharmacology (Berl). 1999;  146 111-118
  • 8 Resnick RB, Kestenbaum RS, Washton A. et al . Naloxone-precipitated withdrawal: a method for rapid induction onto naltrexone.  Clin Pharmacol Ther. 1977;  21 409-413
  • 9 Loimer N, Schmid RW, Presslich O. et al . Continuous naloxone administration suppresses opiate withdrawal symptoms in human opiate addicts during detoxification treatment.  J Psychiatr Res. 1989;  23 81-86

eFirst – elektronische Publikation vorab

Sie als Leser möchten so schnell wie möglich über neue Publikationen informiert sein, die Autoren freuen sich über eine sehr zeitnahe Veröffentlichung. Deshalb gibt es ab sofort bei der Suchttherapie eFirst. Aber was bedeutet das genau?

Ganz einfach: Sobald das Manuskript zur Publikation angenommen und vom korrespondierenden Autor freigegeben ist, wird es elektronisch im Internet publiziert. Oftmals Wochen bevor es in der gedruckten Version im Heft erscheint – eben eFirst! Die eFirst-Publikation gilt im bibliografischen Sinne als vollwertig publiziert und ist voll zitierfähig. Unabhängig von der eFirst-Publikation werden die Artikel natürlich wie bisher auch in einer der nächsten Printausgaben der Suchttherapie veröffentlicht.

Wo finde ich die eFirst-Artikel?

Sie haben 3 Möglichkeiten: Zum einen ist auf der Homepage der Suchttherapie (http://www.thieme.de/suchttherapie) in der linken Navigationsleiste ein Link zu eFirst. Zum anderen finden Sie die eFirst-Manuskripte – wie alle anderen publizierten Arbeiten – in der Thieme-Volltext-Datenbank Thieme eJournals unter http://www.thieme-connect.de/ejournals/suchttherapie (Button e-First). Und ein dritter schneller und unkomplizierter Weg ist der Alert-Service von Thieme eJournals (rechte Navigationsspalte): Ein Newsletter informiert Sie per E-Mail über alle neuen eFirst-Artikel. Die E-Mail beinhaltet den Titel der Publikation, die Autoren und einen direkten Link zum Artikel. Probieren Sie es doch einfach mal aus!

Wie wird ein eFirst-Artikel richtig zitiert?

Zum Zeitpunkt der eFirst-Publikation gibt es weder eine Seitenzahl, noch eine Heftnummer und selbst das Erscheinungsjahr steht nicht immer fest. Zu diesem Zweck gibt es den Digital Object Identifier (DOI). Jeder Artikel – egal ob eFirst oder Print – erhält seinen DOI – vergleichbar mit der ISBN-Nr. von Büchern. Dieser DOI bleibt „lebenslänglich” mit dem Artikel verknüpft. Sie finden ihn bei den bibliografischen Angaben. Und über diesen DOI zitieren Sie den eFirst-Artikel wie folgt: Piest B. Die Lungenfunktion bei Rauchern, opiatabhängigen Rauchern und opiatabhängigen Rauchern, die Cannabis konsumieren. Suchttherapie; DOI: 10.1055/s-0030-1249652.

Sobald der Artikel auch in gedruckter Version erschienen ist, erhält er zusätzlich zum DOI noch die regulären Angaben zu Bandnummer, Seitenzahl und Jahr und kann nun auch mit diesen Angaben folgendermaßen zitiert werden: Piest B. Die Lungenfunktion bei Rauchern, opiatabhängigen Rauchern und opiatabhängigen Rauchern, die Cannabis konsumieren. Suchttherapie 2010; 11: 79–84.

Wir freuen uns, dass wir Ihnen mit eFirst einen neuen Service bieten können und wünschen Ihnen viel Spaß mit den neuesten Publikationen rund um die Suchttherapie, die Sie mit eFirst noch früher lesen können.

Ihr Georg Thieme Verlag

Korrespondenzadresse

Dr. med. R.Hämmig 

Leitender Arzt Funktionsbereich Sucht

Universitätsklinik und Poliklinik für Psychiatrie (UPD) Bern

Murtenstraße 21

3010 Bern

Schweiz

Email: haemmig@spk.unibe.ch

    >