Penny Salvatori von der McMaster University im kanadischen Ontario und ihre Kolleginnen
haben festgestellt, dass sie mit der Interviewmethode „chart-stimulated recall” (CSR)
die klinische Kompetenz von Ergotherapeuten beurteilen und eine qualitative Verbesserung
von deren Arbeit bewirken können.
Im Rahmen einer Qualitätsinitiative startete das Trillium Health Centre in Ontario,
Kanada, ein zweijähriges Pilotprojekt mit den dort angestellten Ergotherapeuten. Zu
diesem Zweck wählte das zentrumseigene ergotherapeutische Komitee für Qualität den
CSR. Die Interviewmethode unterstützt die Selbstreflexion der eigenen Arbeit, indem
es eine Prüfung der Patientenakten und Fallbesprechungen innerhalb eines persönlichen
Gesprächs kombiniert. Ursprünglich wurde es bei Medizinern eingesetzt, um deren Kompetenzen
beurteilen und verbessern zu können. Die Wissenschaftlerinnen haben das Interview
im Jahr 2000 zur Beurteilung der klinischen Kompetenz von Ergotherapeuten adaptiert.
In Ontario meldeten sich 28 Ergotherapeuten aus unterschiedlichen Fachbereichen freiwillig
zur Teilnahme. Sie bildeten 14 Paare, bei denen jeweils einer der Befragte und einer
der Interviewer war. Sie nutzten die Interviews für Fallbesprechungen und beleuchteten
die damit verbundene klinische Entscheidungsfindung. Das Gespräch dauerte jeweils
eine Stunde und folgte den standardisierten Fragen des CSR. Im Anschluss daran bewertete
der Interviewer die Kompetenzen des Befragten auf einem Beurteilungsbogen.
Die Ergotherapeuten gaben insgesamt positive Rückmeldungen zur CSR-Methode. Sie sahen
die Interviews als eine gute Erfahrung an und empfanden die Kriterienliste zur Beurteilung
der beruflichen Kompetenz als hilfreich. Eine Wiederholung der Interviewmethode wird
erforderlich sein, um die berufliche Entwicklung zu überprüfen. Eine Schwäche der
Methode ist, dass sie die praktische Kommunikation und den Einsatz von Behandlungstechniken
innerhalb der Therapie nicht berücksichtigt. Weitere Studien zum CSR sind nötig, um
seine Anwendbarkeit zu testen.
Evri
CJOT 2008; 75: 51–60