Krankenhaushygiene up2date 2011; 6(4): 256
DOI: 10.1055/s-0030-1257113
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Vancomycin-MHK bei nosokomialer MRSA-Pneumonie

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Publication Date:
21 December 2011 (online)

Choi EY et al. Relationship between the MIC of Vancomycin and clinical outcome in patients with MRSA nosocomial pneumonia. Intensiv Care Med 2011; 33: 639 – 647

Die Frage der Wirksamkeit von Vancomycin und der Bedeutung der minimalen Hemmkonzentration (MHK) für die effektive Therapie von MRSA-Pneumonien ist immer wieder Gegenstand der Diskussion im Rahmen von Antibiotika-Stewardship-Programmen und klinisch-infektiologischen Konsilen.

Choi und Mitarbeiter vom College of Medicine in Seoul haben versucht, den Zusammenhang zwischen Vancomycin-MHK der MRSA-Stämme und dem Therapieerfolg in einer retrospektiven Kohortenstudie zu klären.

Insgesamt 70 Patienten mit nosokomialer MRSA-Pneumonie wurden in die Studie aufgenommen. 34 (48,6 %) hatten eine hohe Vancomycin-MHK (>1,5 µg/ml) und 36 (51,4 %) Patienten hatten eine niedrige Vancomycin-MHK (< 1 µg/ml). Die primäre klinische Ansprechrate der Therapie lag bei den Patienten mit niedriger MHK mit 63,9 % deutlich höher als in der Gruppe mit hoher MHK (35,3 %; p = 0,031). Die endgültige Heilungsrate war jedoch nur um 8 % und damit statistisch nicht signifikant erniedrigt. Allerdings war die Rückfallquote mit 29,6 % versus 6,9 % in der hohen MHK-Gruppe statistisch signifikant (p = 0,038) höher.

Die Autoren kommentieren einige methodische Limitationen der Studie, insbesondere den retrospektiven Charakter und die relativ geringe Patientenzahl, die eine Aussage über die Mortalität unmöglich macht. Sie beschreiben die insgesamt enttäuschende Ansprechrate der Vancomycintherapie bei nosokomialer MRSA-Pneumonie und weisen auf den Zusammenhang mit primär erhöhter Vancomycin-MHK hin, aber auch auf die Tatsache, dass in der Studienpopulation die Ziel-MRSA-Talspiegel von mehr als 15 mg/l nur selten erreicht wurden.

Fazit: Trotz methodischer Schwächen gibt diese Studie einige wertvolle Hinweise für die Therapie der nosokomialen MRSA-Pneumonie. Sie unterstreicht die Empfehlung, hohe Vancomycin-Talspiegel (~ 20 mg/l) anzustreben und die Dosis aufgrund des Spiegelmonitorings anzupassen. Auch sollte neben dem Antibiogramm nach Möglichkeit eine MHK-Bestimmung für Vancomycin erfolgen, um Stämme mit hoher MHK zu identifizieren und die Therapie ggf. auf eine Alternativsubstanz umzustellen. Obwohl die Übertragbarkeit der Studienergebnisse auf andere MRSA-Infektionen nicht gesichert ist, erscheint eine generelle Anwendung der genannten Empfehlungen zur Vancomycintherapie bei MRSA-Infektionen durchaus gerechtfertigt.

PD Dr. Sebastian Schulz-Stübner, Freiburg

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