Intensivmedizin up2date 2011; 7(3): 197-222
DOI: 10.1055/s-0030-1256300
Allgemeine Prinzipien der Intensivmedizin

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Echokardiografie in der Intensivmedizin

Christoph  Schmidt, Ulf  Harding, Hugo  Van Aken, Jürgen  R.  Sindermann
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Publication Date:
22 July 2011 (online)

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Kernaussagen

Die transthorakale (TTE) und transösophageale Echokardiografie (TEE) hat einen festen Platz in der modernen Intensivmedizin erlangt. Die Vorteile dieser Verfahren liegen in der Echtzeitinformation über Struktur und Funktion des Herzens und tragen zur differenzierten Beurteilung der Kreislaufsituation des Patienten bei.

Mit der Echokardiografie kann man das HZV auf verschiedene Weise messen. Den volumetrischen Verfahren, die auf der Darstellung des linken Ventrikels im zweidimensionalen Bild beruhen, stehen die Doppler-Verfahren gegenüber. Anhand des transmitralen Einflussprofils kann man Störungen der diastolischen Funktion in 4 Stadien einteilen. Darüber hinaus gestattet die echokardiografische Analyse der Ventrikelfüllung eine präzise Aussage zur Höhe der linksventrikulären Füllungsdrücke. Aufgrund dieser Möglichkeiten ist der Begriff „Echo-Swan” geprägt worden.

Die aus pathophysiologischer Sicht ausschlaggebende Unterscheidung myokardialer Ursachen einer Funktionsstörung des rechten Ventrikels von einem Cor pulmonale ist eine der Domänen der TEE in der perioperativen Medizin. Bei etwa 20 % aller Patienten mit bedrohlicher Hypotonie stellt sich eine Einschränkung der Funktion des rechten Ventrikels als führendes hämodynamisches Problem heraus.

Der Quantifizierung der systolischen linksventrikulären Funktion ist besonders wichtig, da sie nicht nur eine Aussage über den aktuellen Funktionszustand des kardiovaskulären Systems erlaubt, sondern darüber hinaus auch eine entscheidende prognostische Aussagekraft besitzt. Anstelle der dreidimensionalen Ejektionsfraktion verwendet man in der Intensivmedizin häufig die zweidimensionale Flächen-Ejektionsfraktion, da sich diese aufgrund ihrer guten Reproduzierbarkeit als Verlaufsparameter eignet. Die Domäne des Gewebe-Dopplers ist die quantitative Analyse der regionalen Funktion der Myokardsegmente. Das Verfahren eignet sich aber auch, um orientierend zu einer raschen und von den Schallbedingungen weitgehend unabhängigen Beurteilung der systolischen Globalfunktion zu gelangen.

Die Kombination aus kleinem, gut kontraktilem linkem Ventrikel und großem, hypokontraktilem rechtem Ventrikel ist pathognomonisch für die rechtsventrikuläre Funktionsstörung und erschließt sich als Blickdiagnose in der zweidimensionalen Bildgebung. Den pulmonal-arteriellen Druck kann man anhand eines Regurgitationsjets an der Trikuspidalklappe abschätzen. Auch den pulmonalen Gefäßwiderstand als wichtige Variable der Kreislauffunktion kann man dopplerechokardiografisch zuverlässig bestimmen.

Eine Domäne der Echokardiografie ist die Beurteilung der Herzklappenfunktion. Dabei entscheiden Schallqualität und Fragestellung darüber, ob der transthorakale oder der transösophageale Zugangsweg bevorzugt wird.

Die Analyse regionaler Wandbewegungsstörungen dient der Diagnose und Verlaufskontrolle myokardialer Ischämien, deren Auftreten das Outcome von Hochrisikopatienten dramatisch verschlechtert. Die zweidimensionale Echokardiografie hat sich als sensitives Verfahren zur Erkennung einer perioperativen, akuten myokardialen Ischämie etabliert.

Literatur

PD Dr. med. C. Schmidt

Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin
Universitätsklinikum Münster

Albert-Schweitzer-Straße 33
48149 Münster

Email: schmch@uni-muenster.de