Ergotherapeuten haben sich und ihr Fachgebiet bisher unzureichend beschrieben. Würden
sie therapeutische Handlungsabläufe hervorheben, könnten sie beides zutreffender und
besser darstellen. Zu diesem Ergebnis kamen die Ergotherapeuten Clare Wilding und
Gail Whiteford von der Charles Sturt University in Albury, Australien.
Ihrem Forschungsbericht liegen Interviews mit elf Ergotherapeuten eines Akutkrankenhauses
im australischen Melbourne zugrunde. Die Forscher befragten die Teilnehmer in Einzelinterviews
zu ihrer beruflichen Praxis und führten das Thema anschließend in zehn Gruppendiskussionen
mit allen elf Ergotherapeuten fort. Die Einzelinterviews ergaben, dass weder die Ergotherapeuten
selbst die Kernaufgaben der Ergotherapie hinreichend nach außen vermitteln noch dass
andere medizinische Berufe diese zutreffend würdigen. Dies ist aber gerade im Hinblick
auf Klienten, Krankenkassen, Selbstverständnis und berufliche Anerkennung notwendig.
Als zentralen Schwachpunkt erkannten Forscher und Teilnehmer während der Diskussionen,
dass sich Ergotherapeuten damit schwertun, ihre spezifische Handlungsweise zu erklären.
Die landläufigen Erläuterungen erschöpften sich in einer Aufzählung von einzelnen
funktionellen Übungen auf der Körperfunktionsebene.
Die Ergebnisse zeigen, dass es in der Ergotherapie nicht auf die Verbesserung einzelner
Körperfunktionen ankommt, sondern darauf, zielgerichtete Aktivitäten und Handlungsabläufe
wieder in den Vordergrund zu stellen. Dies seien geeignete Inhalte und Ziele der Ergotherapie
und erfordern einen Fokuswechsel im Sprachgebrauch von der „Funktion” zur „Betätigung”.
Nur wenn dies geschehe, könne sich das Verständnis für den Beruf und das Ansehen der
Ergotherapie verbessern.
suma
AOTJ 2008; 55: 180–187