Deskriptive Studien sind beobachtende oder beschreibende Studien. Sie bilden die unterste
Stufe der wissenschaftlichen Hierarchie und sind oft der erste „Streifzug” im Erkenntnisprozess
beispielsweise einer neuen Krankheit. Forscher unternehmen deskriptive Studien, um
die Häufigkeit, den natürlichen Verlauf und mögliche Determinanten einer Krankheit
zu beschreiben [1]. Aus den Ergebnissen können sie Hypothesen ableiten, welche sie
dann wiederum einer rigoroseren Forschung unterziehen können, beispielsweise in analytischen
oder experimentellen Studien.
Zu Beginn steht der Einzelfall
Zu Beginn steht der Einzelfall
Zu den deskriptiven Studien gehören Fallberichte und Fallserien, ökologische Studien
und Prävalenzstudien [2]. Beobachten Forscher ungewöhnliche oder neue Befunde an Patienten,
bildet dies meist den Ausgangspunkt für Fallberichte. Das ist dann der erste Schritt,
unbekannte Krankheiten oder neue Therapien zu identifizieren, zu beschreiben oder
zu erforschen. Da Fallberichte lediglich einzelne Patienten beobachten, kann man deren
Ergebnisse nicht problemlos verallgemeinern [1].
Ökologische Studien stellen Hypothesen auf
Ökologische Studien stellen Hypothesen auf
Im Gegensatz dazu beschreibt eine ökologische Studie – auch Korrelationsstudie genannt
– Krankheitshäufigkeiten im Zusammenhang mit bestimmten Faktoren [2]. Die Vorteile
dieser Studie liegen auf der Hand: Sie ermöglicht einen schnellen und kostengünstigen
Zugang zu Daten und erzeugt Hypothesen. Allerdings lassen sich kaum kausale Rückschlüsse
ziehen, und es tritt nicht selten ein „ökologischer Trugschluss” auf [3]. Die durch
die koronare Herzkrankheit verursachte Mortalitätsrate korreliert beispielsweise mit
der Anzahl von Farbfernsehern in der Bevölkerung [2]. Man kann jedoch kaum gegen den
Verkauf von Fernsehgeräten zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen argumentieren.
Erstens ist die Plausibilität zu gering, zweitens bestehen weitere Risikofaktoren
und drittens kann man die Kausalität eines solchen Zusammenhangs nur bedingt nachweisen.
Prävalenzstudien, Querschnittstudien und Surveys sind Synonyme
Prävalenzstudien, Querschnittstudien und Surveys sind Synonyme
Ein großer Teil des Wissens über Morbidität und Mortalität stammt aus Prävalenzstudien
– auch Querschnittstudien oder Surveys genannt. Sie bestimmen und beschreiben den
Gesundheitszustand, Krankheiten, Risikofaktoren, bestimmte Verhaltensweisen und wie
eine Zielgruppe Präventionsprogramme nutzt [4]. Prävalenzstudien bieten viele Vorteile.
Sie sind relativ einfach durchführbar, zum Beispiel anhand eines Fragebogens, ethisch
vertretbar und im Vergleich zu anderen Studienformen kostengünstig, da sie keine Nachkontrollen
erfordern. Allerdings besteht oft keine Möglichkeit, die Kausalität zu bestimmen [5].
Zum Weiterlesen
Lesen Sie in der nächsten Ausgabe von ergopraxis die Fortsetzung der großen Studientypen:
Analytische und experimentelle Studien!
Surveys liefern wichtige Daten
Surveys liefern wichtige Daten
Querschnittstudien sind in den USA sehr beliebt. Forscher erheben zum Beispiel durch
periodische Umfragen in regelmäßigen Abständen systematisch die Gesundheit in bestimmten
Bundesstaaten. Dabei müssen sie nicht immer dieselben Personen untersuchen. Ein weiteres
Beispiel für periodische Surveys ist das Thyroid-Krebs-Screening im Anschlusszeitraum
an das Reaktorunglück von Tschernobyl 1986 [6]. Prävalenzstudien sind auch in der
Arzneimittelforschung angezeigt und von elementarer gesundheitswissenschaftlicher
Bedeutung. Anhand ihrer Daten kann man unerwünschte und unerwartete Arzneimittel-Nebenwirkungen
beobachten.