Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2010; 45(5): 328-334
DOI: 10.1055/s-0030-1253567
Fachwissen
Anästhesiologie - Topthema: Neurologische Erkrankungen
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Neurologische Erkrankungen – Diagnose und Therapie der Multiplen Sklerose

Diagnosis and therapy in multiple sclerosisMichael Sailer
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Publication Date:
07 May 2010 (online)

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Zusammenfassung

Die Multiple Sklerose (MS) ist eine entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems. Sie kann in ihrer Erstmanifestation sowie in ihrem klinischen Verlauf sehr heterogen sein. Die Diagnose beruht auf der klinischen Untersuchung, dem Verlauf der Erkrankung und auf der Magnetresonanztomografie (MRT) des Kopfes und des Rückenmarks. In der Therapie der MS wird eine Basis-, Schub- und Eskalationstherapie nach Empfehlungen der deutschsprachigen MS-Therapie-Konsensusgruppe (MSTKG) unterschieden. Eine frühzeitigen Therapieeinleitung sowie konsequente Schub- und symptomatische Therapie bilden die Grundlage des modernen MS-Managements.

Abstract

Multiple sclerosis (MS) is an inflammatory disease the central nervous system. Its first manifestation and clinical course of the disease is highly heterogeneous. The diagnosis is based on the verification of neurological deficits, the development of the clinical course and the magnetic resonance imaging (MRI) of the head and spine. The therapy comprises disease modifying drugs (DMD), therapy for acute relapses and escalation therapy according the German MS-Therapy-Consensus-Group (MSTKG). An early therapy initiation and a systematic therapy of acute relapses and symptoms determine the modern MS-management.

Kernaussagen

  • Die Multiple Sklerose (MS) ist eine Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems. Sie ist in Europa eine der wichtigsten Ursachen für neurologische Behinderungen bei jungen Erwachsenen.

  • Nach klinischen Gesichtspunkten gilt die Diagnose der MS als gesichert, wenn zeitlich getrennte Defizite in verschiedenen neurologischen Systemen vorliegen. Aktuell wird zur früheren Diagnose und Einleitung einer Therapie die MRT-Aktivität (McDonald-Kriterien) zugrunde gelegt, anstatt auf den 2. Schub zu warten.

  • In der Therapie der MS wird zwischen einer Basis-, Schub- und Eskalationstherapie unterschieden.

  • Die etablierte Therapie des akuten MS-Schubes ist die Gabe hochdosierter, intravenös applizierter Glukokortikosteroide.

  • Zu der immunmodulatorischen Basistherapie zählen das Typ-1-Interferon-β (mit seinen Präparaten Interferon-β-1a und Interferon-β-1b) sowie das Polypeptidgemisch Glatiramerazetat.

  • Die Eskalationstherapie stützt sich derzeit v. a. auf humanisierte monoklonale Antikörper gegen α-4-Integrine (Natalizumab) und Mitoxantron.

  • Bei Operationen unter Regional- oder Allgemeinanästhesie kann die Basismedikation am Eingriffstag bzw. für wenige Tage ausgesetzt werden. Bei kleineren Eingriffen, auch in Allgemeinanästhesie, ist dies nicht zwingend notwendig. Relevante Medikamenteninteraktionen wurden bislang nicht beobachtet.

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Literatur

Prof. Dr. med. Michael Sailer

Email: michael.sailer@med.ovgu.de