Notfallmedizin up2date 2010; 5(3): 253-268
DOI: 10.1055/s-0030-1250355
Forschungsergebnisse für die Praxis

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Aktuelle Ergebnisse notfallmedizinischer Forschung 2009/2010

Jochen Hinkelbein, Dominique Singer, Holger Thiele, Jürgen Meixensberger, Bernd W. Böttiger
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Publication Date:
21 September 2010 (online)

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Kernaussagen

  1. Die kardio-pulmonale Reanimation muss entsprechend den zurzeit gültigen Leitlinien des ERC durchgeführt werden. Wenngleich einige Publikationen traditionierte Vorgehensweisen kritisch beleuchten, sind bisher keine validen Daten publiziert, die eine Veränderung der leitlinienkonformen Reanimationsmaßnahmen begründen würden.

  2. Die Initiierung einer therapeutischen Hypothermie gehört heute zum innerklinischen Standard nach primär erfolgreicher Reanimation nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand. Sie kann nachweislich die Mortalität senken und das funktionelle neurologische Behandlungsergebnis verbessern. Eine nachgewiesene Hyperoxie scheint jedoch die Krankenhausmortalität nach Reanimationen zu steigern.

  3. Wenn ein CT im Rahmen der frühen innerklinischen Schockraumversorgung eingesetzt wird, kann ein signifikanter Überlebensvorteil bei Patienten nachgewiesen werden. Daher sollte ein CT im Rahmen der Polytraumaversorgung unbedingt verwendet werden und sich nahe dem oder möglichst im Schockraum befinden.

  4. Einerseits konnte mit Endothelin-Rezeptor-Antagonisten (ETRA) bei Patienten mit Subarachnoidalblutung (SAB) die Inzidenz eines radiologisch nachweisbaren Vasospasmus signifikant gesenkt werden und auch das Risiko zur Entwicklung eines prolongierten neurologischen Defizits war signifikant niedriger bei Patienten, die mit ETRA behandelt wurden. Andererseits werden durch die Anwendung von ETRA auch medikamenteninduzierte pulmonale oder hämodynamische Komplikationen begünstigt und schlussendlich bleibt das neurologische Behandlungsergebnis unverändert.

  5. Ein Leitmotiv der pädiatrisch-notfallmedizinischen Literatur der vergangenen Monate war die treffsichere Erkennung schwerwiegender Infektionen. Diese stellt in der Fülle weniger bedrohlicher Erkrankungen im Kindesalter oftmals ein Problem dar. Die Berechtigung dieses Ziels ergibt sich aus sogenannten „red flags“, klinischen Zeichen für eine ernsthafte Infektion: Bei Vorhandensein von Zyanose, Tachypnoe, peripherer Minderperfusion oder Petechien steigt die Wahrscheinlichkeit einer ernsthaften Infektion jeweils um den Faktor fünf oder mehr.

Literatur

PD Dr. Jochen Hinkelbein

Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin
Universitätsklinikum Köln (AöR)

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