Notfall & Hausarztmedizin 2009; 35(1): 54
DOI: 10.1055/s-0030-1248755
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10. Forum Reisen und Gesundheit - Fortbilden und Punkte sammeln auf der weltweit größten Reisemesse ITB-Berlin

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Publication Date:
08 February 2010 (online)

 
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    Wenn sich heute Menschen mit Mitte 60 aufmachen, um die Anden zu durchqueren oder die Faszination anderer Kontinente zu erleben, dann ist dies längst keine Seltenheit mehr. "Abenteuerreisen im Alter: Entwicklung und medizinische Besonderheiten", ist eines der Themen, mit dem sich das 10. Forum Reisen und Gesundheit im Rahmen der weltweit größten Reisemesse ITB, am 13. und 14. März in Berlin, beschäftigt. An beiden Tagen referieren und diskutieren anerkannte Wissenschaftler, Reise- und Tropenmediziner, Flug- und Sportmediziner, Internisten und Infektiologen, über das Schwerpunktthema: "Abenteuerreisen - Aktuelle Themen der Prävention". Die Veranstalter, das CRM Centrum für Reisemedizin, Düsseldorf, und der Gesundheitsdienst des Auswärtigen Amtes, erwarten rund 500 Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet. Die Ärztekammer Berlin hat die Fortbildung mit 12 Punkten zertifiziert. Notfall & Hausarztmedizin sprach mit dem Arzt und Geschäftsführer des CRM, Lothar Münnix.

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    ? Es ist eine ungewöhnliche Idee, mit einer ärztlichen Fortbildungsveranstaltung auf eine Fachmesse der Reisebranche zu gehen. Was hat das CRM dazu bewogen?

    Lothar Münnix: Die Reisemedizin ist nicht nur ein interdisziplinäres Fachgebiet, sie erfordert auch Kenntnis von der Vielfalt und den Möglichkeiten des Reisens. Dafür bietet die ITB einen optimalen Rahmen. Natürlich gab es anfangs Ressentiments und die Reisebranche war nicht uneingeschränkt begeistert, dass wir dort von möglichen Gesundheitsrisiken und Infektionsgefahren sprechen, wo doch hauptsächlich die schöne und heile Welt verkauft werden soll. Inzwischen hat sich aber viel verändert. Die Reisebranche möchte genau wie wir, dass ihre Kunden gesund und sicher reisen, denn nur dann buchen sie erneut ähnliche Reisen.

    ? Welche Rolle spielt nach Ihrer Erfahrung die Reisemedizin heute in der Hausarztpraxis?

    Münnix: Jährlich führen über 40 Millionen Reisen ins Ausland. Kurzurlaube und berufliche Reisen sind bei dieser großen Zahl noch nicht berücksichtigt. Allein das Volumen sagt uns schon, dass nahezu jede Hausärztin oder jeder Hausarzt mit dem Thema konfrontiert sein müsste. Die Frage ist nur, ob es auch konstruktiv im Praxisalltag umgesetzt wird.

    ? Wie meinen Sie das?

    Münnix: Ganz einfach: wenn beispielsweise Patienten ab und zu nach ihren Urlaubsplänen gefragt werden und man sie bittet, den Impfpass mitzubringen, dann verbindet man Fürsorge für seine Patienten mit einem Gespräch, das emotional positiv besetzt ist. Impfleistungen können zudem außerhalb des Praxisbudgets abgerechnet werden. Selbst die Reiseimpfungen werden inzwischen von vielen Krankenkassen komplett übernommen. Wir führen auf unserer Internetseite www.crm.de eine Liste: "Reisemedizin - wer zahlt?"

    ? Ist denn Reisemedizin vor allem Impfmedizin?

    Münnix: Impfungen spielen in der Reisemedizin eine wichtige Rolle. Aber auch das Reiseziel, der Reisestil und -zeitraum sowie die persönliche Konstitution des Reisenden sind relevant. Wir bieten Ärzten in einer Reihe von Fortbildungen die Möglichkeit, sich entsprechend zu qualifizieren. Das CRM-Basisseminar Reise- und Tropenmedizin entspricht beispielsweise dem 32-stündigen Fortbildungscurriculum "Reisemedizinische Gesundheitsberatung" der Bundesärztekammer und ist mit 32 CME-Punkten zertifiziert. Darüber hinaus unterstützen wir die Ärzte nachhaltig, die über reisemedizinisch anerkannte Qualifikationen verfügen, indem wir sie beispielsweise in unserer Internetliste veröffentlichen und diese Liste jedes Jahr allen Reisebüros in Deutschland zusätzlich zur Verfügung stellen.

    ? Sollte Ihrer Ansicht nach jeder, der zum Beispiel ans Mittelmeer reist, zuvor zum Hausarzt?

    Münnix: Sicherlich nicht jeder, aber doch viele Reisende. Wir wissen, dass fast überall andere Gesundheitsrisiken bestehen als zu Hause, und fast überall sind sie größer als daheim. Wer denkt daran, seine Patienten nach einer Hepatitis-A-Impfung für die Mittelmeerreise zu fragen oder auf die Gesundheitsrisiken durch Sonne, Hitze oder Mücken hinzuweisen? In der Reisemedizin sind Prophylaxeempfehlungen zudem auch von saisonalen oder plötzlichen, aktuellen Entwicklungen abhängig.

    ? Ist es für eine hausärztlich tätige Praxis überhaupt möglich, reisemedizinisch aktuell zu beraten?

    Münnix: Sicher, uneingeschränkt ja. Wir unterstützen Arztpraxen mit den CRM-Handbüchern, dem aktuellen Infodienst Reisemedizin, einer reisemedizinischen Beratungssoftware, unseren Internetseiten und dem geschlossenen Nutzerbereich sowie einem ärztlichen Konsiliarservice schon seit vielen Jahren. So wie es wichtig ist, dass wir Ärzten mit unserem Forum Reisen und Gesundheit im Rahmen der ITB ein ergänzendes und attraktives Umfeld bieten, so werden wir auch weiterhin unsere Angebote an den Bedürfnissen der Praxis ausrichten. Um dem immer knapper werdenden Zeitbudget der Ärzte gerecht zu werden, haben wir jetzt das CRM-Online-Teaching entwickelt. Seit Oktober 2008 können sich Ärzte über das Internet ein monatliches Update zur Weltseuchenlage ansehen. Außerdem bieten wir jeden Monat vertiefend ein spezielles Thema der Reisemedizin an.

    ! Herr Münnix, wir bedanken uns für dieses Gespräch.

     
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