Psychiatr Prax 2010; 37(8): 377-383
DOI: 10.1055/s-0030-1248487
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Welche Informationen nutzen Hausärzte zur Einschätzung des kognitiven Status älterer nicht dementer Patienten?

Which Information do GPs Use to Rate the Cognitive Status of Elderly Non-Demented Patients?Michael  Pentzek1 , Angela  Fuchs1 , Birgitt  Wiese2 , Heinz-Harald  Abholz1
  • 1Universitätsklinikum Düsseldorf, Abteilung für Allgemeinmedizin, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
  • 2Institut für Biometrie, Medizinische Hochschule Hannover
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Publication Date:
11 August 2010 (online)

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Zusammenfassung

Anliegen Es gibt kein Wissen darüber, welche Informationen Hausärzte explizit nutzen, um die kognitive Leistung ihrer Patienten zu bewerten. Dies könnte jedoch helfen zu verstehen, warum die Erkennung leichter kognitiver Defizite und früher Demenzen in der Hausarztpraxis problematisch ist. Methode In einem Teilprojekt des Kompetenznetzes Demenzen (AgeCoDe-Studie) bewerteten Düsseldorfer Hausärzte den kognitiven Status ihrer älteren, nicht dementen Patienten. Bei jeder Bewertung sollten sie zudem aus einer Liste auswählen, auf welche Informationen sie ihr Urteil stützen. Ergebnisse Das Hausarzturteil stimmt nur geringfügig mit dem Ergebnis eines ausführlichen Interviews überein (κ = 0,19). Die unspezifische Informationsquelle „allgemeine Kenntnis des Patienten und seines sozialen Umfeldes” wurde häufig von den Hausärzten genannt, ebenso „subjektive kognitive Beschwerden des Patienten” und „Schilderungen der Bezugspersonen”. Neuropsychologische Testergebnisse spielen kaum eine Rolle für die befragten Hausärzte. Zudem lassen die Ergebnisse vermuten, dass die Hausärzte Schwierigkeiten hatten, die ihnen an die Hand gegebene Bewertungsskala wie vorgesehen anzuwenden. Schlussfolgerungen Vor dem Hintergrund der vorliegenden Daten und weiterer Ergebnisse der AgeCoDe-Studie werden Implikationen für die weitere Forschung diskutiert.

Abstract

Objective Knowledge about the informational basis of general practitioners (GPs) when judging their patients’ cognitive status is scarce. Deepening this knowledge could help to understand why recognition of mild cognitive impairment and mild dementia is problematic in general practice. Methods As part of the German Competence Network Dementia, GPs from Düsseldorf rated the cognitive status of their elderly patients (AgeCoDe study). Furthermore, for each of these ratings the GPs had to specify one or more information they used for their decision. Results The information „general knowledge of the patient and his social setting” was frequently chosen by GPs, as well as „subjective cognitive complaints of the patient” and „information from significant others”. Neuropsychological test results proved to be irrelevant for the GPs' rating. Some of our results suggest that the GPs had problems in the application of the cognitive rating scale. Conclusions Against the background of our data and further results of the AgeCoDe study, implications for further research are discussed.

Literatur

1 Eine Hausarzteinschätzung mit GDS 4 trat vereinzelt auf, obwohl gemäß Ausschlusskriterium manifest demente Patienten laut Hausarzt nicht teilnehmen sollten. Dagegen wurden alle Patienten mit einer Interviewereinschätzung von GDS ≥ 4 von den Analysen ausgeschlossen.

Dr. Michael Pentzek

Universitätsklinikum Düsseldorf, Abteilung für Allgemeinmedizin, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

Moorenstraße 5, Geb. 14.97

40225 Düsseldorf

Email: pentzek@med.uni-duesseldorf.de