Aktuelle Rheumatologie 2009; 34(6): 355
DOI: 10.1055/s-0029-1243606
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Glukokortikoidtherapie der Rheumatoiden Arthritis

Glucocorticoid Therapy of Rheumatoid ArthritisK. von Werder
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Publication Date:
21 December 2009 (online)

Seit der Entdeckung des dramatischen Effekts von Kortison auf die Klinik der Rheumatoiden Arthritis (RA) durch Hench im Jahre 1949 sind Glukokortikoide ein fester Bestandteil der Therapie der RA.

Nach den initial euphorisch aufgenommenen Berichten über die Kortisontherapie, für die Hench 1950 den Nobelpreis erhielt, stellten sich bald die unerwünschten, erheblichen Nebenwirkungen dieser Therapie heraus, die die Indikation der Kortikoidtherapie einschränkten. Der Einsatz synthetischer Glukokortikoide wie Prednison, Methylprednisolon und Triamcinolon, die die mineralokortikoide Wirkung des Kortisols nicht aufwiesen, war zwar ein Fortschritt, die glukokortikoide (Glukosestoffwechsel, Eiweiß-Katabolismus, NNR-Suppression) ließ sich aber nicht von der gewünschten, antiphlogistischen Wirkung trennen. Deshalb sind Strategien, die mit möglichst geringen Dosen optimale Effekte erzielen, erforderlich. Eine Form ist die intraartikuläre Injektion synthetischer Depotglukokortikoide. In dem Beitrag von Kessler et al. wird gezeigt, dass die Ausweitung der Indikation zur Injektion in entzündlich befallene Gelenke zu einem insgesamt positiven Effekt auf die Symptomatik der RA führt, ohne dass vermehrt systemische Glukokortikoideffekte zu beobachten sind.

Eine weitere Maßnahme zur Verminderung der Nebenwirkungen der Glukokortikoide ist die dem Tagesrhythmus der Kortisolsekretion angepasste Therapie. Die Befunde von Alten et al. zeigen, dass die zirkadiane Therapie – nur eine morgendliche Dosis alle 24 Stunden – im Vergleich zur aufwendigeren ultradianen Therapie, d. h. nach der morgendlichen Hauptdosis noch mittags und abends eine geringere Dosis, keine signifikanten Nachteile aufweist.

Besonders spannend sind die Daten von Pongratz et al., die die Rhythmik der Aktivität der RA betreffen, die mit der Zytokinaktivität korreliert. Der zirkadiane Rhythmus der Entzündungsfaktoren (IL-6 und TNF) wird durch den Nucleus suprachiasmaticus gesteuert, der auch für die hormonelle Rhythmik, u. a. auch für den zirkadianen Rhythmus der Kortisolsekretion zuständig ist. Dieser Zusammenhang ist es, der die besondere Effektivität der „Vorverlegung” der zirkadianen Therapie auf 2 Uhr morgens mithilfe einer speziellen Galenik der Prednisonmedikation erklärt.

Die 3 hier veröffentlichten Arbeiten zeigen, dass auch 60 Jahre nach der Entdeckung des therapeutischen Effekts der Glukokortikoide noch eine Optimierung dieser Therapie möglich ist.

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. Klaus von Werder,FRCP 

Endokrinologikum

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