Suchttherapie 2009; 10(4): 146
DOI: 10.1055/s-0029-1243497
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Für Sie gelesen - Drogen, Schwangerschaft und Kinder

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Publication Date:
02 December 2009 (online)

 

Der Fachverband Drogen und Rauschmittel e.V. (fdr) schätzt, dass es in Deutschland mindestens 30 000 Kinder drogenabhängiger Eltern gibt. Um Fachleute zu ermutigen, Kindern und Eltern bessere Lebensbedingungen zu ermöglichen hat der fdr ein Positionspapier "Drogen - Schwangerschaft - Kind" veröffentlicht, in dem umfassende, fachlich und rechtlich abgesicherte Hilfen zur Förderung dieser Kinder beschrieben werden.

Der Fachverband Drogen und Rauschmittel e.V. (fdr) hat mit einer Anhörung von Experten aus Medizin, der Sucht- und der Jugendhilfe am 29. Januar 2007 in Berlin das Thema "Drogen - Schwangerschaft - Kind" zu seinem Leitthema gemacht. Beim 31. BundesDrogenKongress im April 2008 in Hamburg-Bergedorf unter dem Motto "Kinder sind Zukunft – die Suchthilfe positioniert sich" wurde das Thema weiter vertieft. Seine Bedeutung ergibt sich aus dem im Grundgesetz festgeschriebenen "Wächteramt" des Staates und dem daraus abgeleiteten Schutzauftrag des Sozialgesetzbuches VIII (Kinder- und Jugendhilfe). Wenn Eltern eine drohende Gefährdung ihres Kindes nicht abwenden können oder wollen, sind rechtliche Eingriffe nicht nur erlaubt, sondern auch geboten, um das Kind zu schützen. Dabei müssen psychosoziale Maßnahmen darauf gerichtet sein, ein Höchstmaß an Gesundheit für das Kind zu garantieren.

Drogenabhängige Schwangere müssen frühzeitig vom Suchthilfesystem erreicht werden, um die Schädigung des ungeborenen Kindes und seiner weiteren Entwicklung zu verhindern. Die Einstellung der Frau zur Schwangerschaft und der späteren Versorgung des Kindes muss besprochen und soziale Grundfragen geklärt werden. Die Schwangere muss zur Inanspruchnahme der regelmäßigen Vorsorge gemäß Mutterschafts-Richtlinien motiviert werden. Vorrangig ist die auf Drogenfreiheit gerichtete medizinische Rehabilitation ("Drogentherapie"). Wenn diese nicht möglich ist, ist die Einbindung der Schwangeren in eine beigebrauchsfreie Substitutionstherapie mit situationsangemessenen stabilisierenden Begleitmaßnahmen anzustreben.

Die psychische und soziale Entwicklung von Kindern drogenkonsumierender Eltern ist durch die ungünstigen Lebensbedingungen im Umfeld der Drogen, die negativen Verhaltensweisen der Eltern und die soziale Marginalisierung von Kindern und ihren Eltern bzw. ihrer alleinerziehenden Mütter oft erheblich gefährdet. Die betroffenen Hilfesysteme sollten deshalb eine generelle Sensibilität und Aufmerksamkeit für die Themen Schwangerschaft, Kinderwunsch sowie Betreuungs- bzw. Erziehungsfähigkeit der Eltern entwickeln. Je früher die Frauen erreicht werden, desto nachhaltiger kann Vertrauen aufgebaut werden und ein komplementäres Hilfemanagement greifen. Notwendig ist auch eine langfristig angelegte Begleitforschung, um die Lebenslagen von Drogen konsumierenden Eltern mit Kindern und die Auswirkungen des Konsums auf die Entwicklung der Kinder besser verstehen zu lernen. Strukturierte Programme für betroffene Eltern und Kinder müssen evaluiert werden, um daraus standardisierte, geprüfte Hilfeangebote ableiten zu können.

Dieses Positionspapier umfasst 24 Seiten und kann auf der Homepage des Fachverbandes Drogen und Rauschmittel (fdr) unter folgender Webadresse heruntergeladen werden:

http://fdr-online.info/media/Texte/Positionspapier_D_S_K.pdf

Mitteilung des Fachverbands Drogen und Rauschmittel e.V.

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