Psychother Psychosom Med Psychol 2010; 60(9/10): e1-e12
DOI: 10.1055/s-0029-1243206
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Deutschsprachige Validierung des Vertigo Handicap Questionnaire (VHQ) anhand einer Patientenstichprobe mit vestibulärem und somatoformem Schwindel

Validation of the German Version of the Vertigo Handicap Questionnaire (VHQ) in Patients with Vestibular Vertigo Syndromes or Somatoform Vertigo and DizzinessRegine Tschan1 , Jörg Wiltink1 , Christoph Best2 , Manfred Beutel1 , Marianne Dieterich2 , 3 , Annegret Eckhardt-Henn4
  • 1Universitätsmedizin der Johannes-Gutenberg Universität, Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Mainz
  • 2Universitätsmedizin der Johannes-Gutenberg Universität, Klinik und Poliklinik für Neurologie, Mainz
  • 3Ludwig-Maximilians-Universität, Neurologische Klinik, München
  • 4Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Medizinische Klinik 2, Bürgerhospital-Klinikum Stuttgart
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Publication History

eingereicht 13. Juni 2009

akzeptiert 20. Oktober 2009

Publication Date:
22 January 2010 (online)

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Zusammenfassung

Der Vertigo Handicap Questionnaire (VHQ) von Yardley (1992) ermöglicht die Erfassung physischer und psychosozialer Beeinträchtigungen von Schwindel. Die vorliegende Arbeit überprüft die Fragebogenstruktur, Reliabilität und Validität der deutschen Version des VHQ. 98 Patienten mit vestibulärem Schwindel wurden mit 90 Patienten mit somatoformem Schwindel hinsichtlich VHQ, Schwindelschweregrad (VSS), psychischer Symptombelastung (GSI), Angst und Depression (HADS), angstbezogener Kognitionen (ACQ), körperbezogener Ängste (BSQ) und Lebensqualität (SF-36) verglichen. Zur Differenzialdiagnose erfolgte eine klinisch-neurologische, neurootologische und psychosomatische Untersuchung. Eine Hauptkomponentenanlyse zeigte eine zweifaktorielle Struktur des VHQ: „psychosoziale Aktivitätseinschränkung” (VHQ-ACT) und „Angst” (VHQ-ANX). Diese wurde in einer konfirmatorischen Faktoranalyse bestätigt. Der VHQ erzielte eine gute interne Konsistenz (Cronbach's alpha=0,92) und mit r=0,80 eine angemessene Test-Retest-Reliabilität. Das Korrelationsmuster mit dem VSS, sowie Skalen zu Angst, Depression, Symptombelastung und Lebensqualität kann als Hinweis auf Konstruktvalidität gesehen werden. Einzelne Items, die alle hoch auf VHQ-ACT luden, konnten gut zwischen vestibulären und somatoformen Schwindelsyndromen differenzieren. In Kombination mit dem VSS existieren nunmehr für den deutschsprachigen Raum valide Screeninginstrumente für Schwindelerkrankungen.

Abstract

The Vertigo Handicap Questionnaire (VHQ) by Yardley (1992) assesses physical and psychosocial impairments of vertigo or dizziness. Our study examines the structure, reliability, and aspects of validity of the German version of the VHQ. 98 vestibular vertigo syndromes vs. 90 patients with somatoform vertigo and dizziness were evaluated with the VHQ, symptom severity (VSS), distress (GSI), anxiety and depression (HADS), catastrophizing beliefs (ACQ), fear of body sensations (BSQ), and quality of life (SF-36). For diagnostic classification detailed clinical neurological, neuro-otological and psychosomatic testing were conducted. Principal components analysis identified two factors, which could be confirmed by confirmatory factor analyses: ‚handicapped activity’(VHQ-ACT) and ‚anxiety’ (VHQ-ANX). The VHQ had good internal consistency (Cronbach's alpha: 0.92). Test-retest reliability was r = 0.80. We noted close relations between the VHQ, the VSS and measures of emotional distress as aspects of good construct validity. Together with the VSS, the VHQ completes a comprehensive diagnostic screening tool for vertigo or dizziness.

Literatur

Anhang

Vertigo Handicap Questionnaire (VHQ)

L. Yardley, London

Die folgenden Aussagen beschreiben unterschiedliche Möglichkeiten, wie Schwindel das Leben beeinträchtigen kann. In dem Fragenkatalog wird das Wort Schwindel für Dreh- und Schwankschwindel, sowie Unsicherheit und Gleichgewichtsstörung eingesetzt. Wir möchten Sie bitten anzugeben, ob Schwindel Ihr Leben auf eine der folgenden Arten beeinträchtigt hat. Bitte beantworten Sie alle Kategorien !
Die Antwortkategorien sind:

Zoom

Bitte lesen Sie jede Aussage und kreuzen Sie eine der Kategorien an, wenn Schwindel gegenwärtig Ihr Leben auf eine dieser Arten beeinträchtigt.

Nie

Gelegentlich

Manchmal

Oft

Immer

1.

Ich finde, dass der Schwindel mich in meinen sozialen Aktivitäten einschränkt.

0

1

2

3

4

2.

Ich kann immer noch an Freizeitaktivitäten (Schwimmen, Tanzen, Sport, etc.) teilnehmen.

0

1

2

3

4

3.

Einige meiner Freunde oder Angehörigen werden wegen meinem Schwindel ungeduldig.

0

1

2

3

4

4.

Ich kann mich frei und schnell bewegen.

0

1

2

3

4

5.

Ich fühle mich weniger sicher als ich es gewohnt war.

0

1

2

3

4

6.

Ich freue mich alleine rauszugehen, gehe gerne alleine raus.

0

1

2

3

4

7.

Durch meinen Schwindel ist mein Familienleben eingeschränkt.

0

1

2

3

4

8.

Ich finde einige meiner Hobbies (Lesen, Nähen u.a.) schwierig.

0

1

2

3

4

9.

Ich bin trotz des Schwindels weiterhin fähig zu reisen.

0

1

2

3

4

10.

Ich versuche es zu vermeiden, mich nach vorne überzubeugen.

0

1

2

3

4

11.

Meine Familie hat den Schwindel akzeptiert und geht normal damit um.

0

1

2

3

4

12.

Meine Freunde sind unsicher wie sie reagieren sollen und verstehen es nicht richtig.

0

1

2

3

4

13.

Ich denke, dass etwas Ernsthaftes mit mir nicht stimmt.

0

1

2

3

4

14.

Die Leute verstehen die Probleme, die mit dem Schwindel verbunden sind.

0

1

2

3

4

15.

Ich werde ängstlich wenn ich einen unerwarteten Schwindelanfall bekomme.

0

1

2

3

4

16.

Während eines Schwindelanfalls kann ich mit allem was ich getan habe weiter machen.

0

1

2

3

4

17.

Ich finde die Anfälle erschreckend.

0

1

2

3

4

18.

Ich kann lange Strecken laufen.

0

1

2

3

4

19.

Der Schwindel ängstigt mich.

0

1

2

3

4

20.

Ich vermeide Dinge vorauszuplanen in dem Falle, dass ich an dem Tag nicht kann.

0

1

2

3

4

21.

Ich finde, ich kann die täglichen Aktivitäten (Einkaufen, Gartenarbeit, Hausarbeiten) ohne Problem ausführen.

0

1

2

3

4

22.

Ich habe Angst, Anderen Dinge zu verderben.

0

1

2

3

4

23.

Ich werde ziemlich deprimiert wegen dem Schwindel.

0

1

2

3

4

24.

Wenn ich mich während einem Schwindelanfall hinsetze, geht es mir gut.

0

1

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3

4

25.

Wenn ich in der Öffentlichkeit einen Schwindelanfall bekomme, ist es mir peinlich.

0

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2

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4

Korrespondenzadresse

Dr. Jörg Wiltink

Universitätsmedizin der Johannes-Gutenberg Universität

Klinik für Psychosomatische

Medizin und Psychotherapie

Untere Zahlbacher Straße 8

55131 Mainz

Email: wiltink@psychosomatik.klinik.uni-mainz.de