Zusammenfassung
Patientinnen und Methodik: 224 744 reife Einlinge, aus Schädellage in den Jahren 2002–2008 vaginal geboren,
wurden einer Analyse mit der Frage zugeführt, ob die 6 antepartalen mütterlichen Risiken,
die Adipositas mit einem BMI >30, die Gewichtszunahme während der Schwangerschaft
von über 15 kg, die Multiparität, der Diabetes mellitus, der Gestationsdiabetes und
die Übertragung von mehr als 7 Tagen das Risiko einer Schulterdystokie erhöhen können.
Ergebnisse: Bei der Analyse, die das Geburtsgewicht ≥4 000 g berücksichtigt, konnte erstmals
nachgewiesen werden (Evidenzgrad III B), dass in den beiden Gewichtsgruppen gleichermaßen
nur die Multiparität und die Gewichtszunahme während der Schwangerschaft das Schulterdystokierisiko
erhöhen, während in der Gewichtsgruppe unter 4 000 g neben der Multiparität und der
Gewichtszunahme >15 kg die Adipositas (BMI >30) und in der Neugeborenengewichtsgruppe
> 4 000 g neben der Multiparität und der Gewichtszunahme der Diabetes mellitus Risikofaktor
für eine Schulterdystokie ist (Evidenzgrad III B). Multiparität und die Gewichtszunahme
während der Schwangerschaft von mehr als 15 Kg beeinflussen möglicherweise direkt
das Schulterdystokierisiko, während der Diabetes mellitus nur in Verbindung mit einem
Geburtsgewicht von mehr als 4 000 g das Schulterdystokierisiko erhöht.
Schlussfolgerung: Die in Abhängigkeit des fetalen Geburtsgewichtes unterschiedlich nachgewiesenen Risikofaktoren
sollten Eingang in die Aufklärung der werdenden Mutter über die Gefahren einer Schulterdystokie
und damit der Gefahr einer Plexusparese finden. Das geschätzte Geburtsgewicht kann
allein nicht Inhalt einer Aufklärung über die Gefahr einer Schulterdystokie sein.
Abstract
Patients respectively and Methods: 224 744 vaginal and spontanous births ≥ the 37th week of gestation were analysed (2002–2008) to calculate the maternal risks for shoulder
dystocia (obesity BMI >30, high maternal weight gain >15 kg during pregnancy, Diabetes
mellitus, Diabetes of gestation, duration of pregnancy ≥ 298 days, multiparity >1partus).
Results: It could be demonstrated for the first time (Degree of evidence III B), that multiparity
and the weight gain>15 kg elevate the rate of shoulder dystocia independant of the
birth weight. At a birth weight below 4 000 g in addition to the multiparity and the
weight gain the obesity BMI>30 elevate significant the rate of shoulder dystocia (Degree
of Evidence III B). In the birth weight group ≥4 000 g Diabetes mellitus elevate the
risk of shoulder dystocia in addition to multiparity and weight gain>15 kg (Degree
of Evidence III B). Diabetes mellitus elevate the risk of shoulder dystocia only in
combination with macrosomia>4 000 g.
Conclusion: The pregnant woman should be informed about the statistically proved different maternal
risk factors for a shoulder dystocia and a possible paresis of the Plexus brachialis
in relation to the fetal birth weight. The sensitivity of 60% of the sonographic estimation
of the fetal birth weight is to low and cannot be the only content of an information
about this danger for the newborn.
Schlüsselwörter
Schulterdystokie - mütterliche Risiken
Key words
shoulder dystocia - maternal risks
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Korrespondenzadresse
Prof. Dr. Peter Berle
Haideweg 28
65191 Wiesbaden
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