Nachruf für Frau Dr. med. Ruth Schmitz-Harbauer

Dr. med. Ruth Schmitz-Harbauer.

Frau Dr. Ruth Schmitz-Harbauer, langjährige Vizepräsidentin und später Ehrenpräsidentin der DÄGfA, ist am 20. August 2009 in ihrem 89. Lebensjahr von uns gegangen.

Frau Schmitz-Harbauer zählt zu den Pionieren der Akupunktur in Deutschland, welche seit den 50er-Jahren die Durchsetzung und Verbreitung dieser segensreichen Methode vorangetrieben haben. Ihr Engagement galt speziell der Deutschen Ärztegesellschaft für Akupunktur (DÄGfA), an deren Erfolg und Wachstum sie maßgeblich beteiligt gewesen ist.

Ruth Schmitz-Harbauer gehört zu der Ärztegeneration, deren Studium in die Kriegswirren fiel und deren beruflicher Aufbau auf den Trümmern der Nachkriegszeit begann.

Schon als Studentin begeisterte sie sich für die Naturheilverfahren, für die Phytotherapie und Homöopathie, aber auch Diätetik, Ausleitungsmethoden und die Lehmkur nach Pfarrer Felke. Dies wurden auch die Schwerpunkte ihrer Praxis, die sie – jung verwitwet und als alleinerziehende Mutter zweier Kinder – mit großem Engagement in Krefeld aufbaute. Das war eine Herausforderung, die zum Muster ihres Lebens wurde.

Ihre Begeisterung, ja ihre wahre Liebe, entdeckte sie für die Akupunktur und schloss sich schon sehr früh der DÄGfA an. Dank ihrer fundierten Erfahrungen wurde sie bald als Dozentin eingesetzt. Dabei erwies sie sich als eine hervorragende Lehrmeisterin, die es verstand, ihren Kursisten die Akupunktur lebendig und praxisnah zu vermitteln und hierbei die Sicht der westlichen Medizin und den Kontext weiterer Naturheilverfahren zu integrieren. Frau Schmitz-Harbauer war auch in der Elektroakupunktur nach Voll (EAV) eines der erfahrensten und engagiertesten Mitglieder. So hat sie es sehr bedauert, dass diese Methode so wenig Interesse unter den jüngeren Akupunktur-Ärzten findet.

1982 wurde Ruth Schmitz-Harbauer zur Vizepräsidentin der DÄGfA und zur Leiterin des Fortbildungszentrum (FZ) gewählt. Sie betrieb das FZ in ihren eigenen Räumen in Krefeld und schuf damit der DÄGfA eine feste Heimat. Als FZ-Leiterin hat sie ihre Erfüllung gefunden; sie vollbrachte eine unglaubliche Leistung: Die Ausbildungsreihen mussten strukturiert, die Curricula für die vielen Kurse erarbeitet werden, passende Tagungs- und Seminarräume hieß es zu organisieren, den Dozentennachwuchs auszuwählen und auszubilden.

1991 zur Ehrenpräsidentin ernannt, blieb Ruth Schmitz-Harbauer der DÄGfA bis ins hohe Alter verbunden. Trotz zunehmender gesundheitlicher Einbußen nahm sie bis zuletzt lebhaft an den Veranstaltungen der DÄGfA teil, weise zurückhaltend mit ihrem Rat – und doch immer voll präsent. Auch ihre Praxis übte sie – wenn auch in reduziertem Maße – bis zum 85. Lebensjahr aus, nach wie vor aufopfernd ihre Patienten betreuend und mit einem offenen und geduldigen Ohr für jeden Hilfesuchenden. In ihrer Tätigkeit verwirklichte sie vorbildhaft die Kombination verschiedener unkonventioneller Methoden – das Idealkonzept der integrativen Medizin.

Ihr Einsatz wurde mehrfach gekrönt: mit der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes, der Hufeland-Medaille, des Bachmann-Preises, vielen weiteren Auszeichnungen und Ehrenmitgliedschaften.

Auf der diesjährigen Dozenten- und Tutorentagung im September auf Schloss Reisensburg bei Ulm fehlte sie uns zum ersten Mal sehr, „die Mutter unserer DÄGfA-Gemeinschaft“. In großer Dankbarkeit haben wir ihrer gedacht und uns an Vieles erinnert, was uns mit ihr verbunden und unser Leben und Wirken reicher gemacht hat.

Frau Dr. Schmitz-Harbauer wird kraft ihrer Authentizität und ihrer Ausstrahlung vielen Mitgliedern der DÄGfA, der NHV und der EAV in dankbarer Erinnerung und ein lebendiges Vorbild bleiben. So wird sie uns weiter begleiten; stand doch auf der Traueranzeige der von ihr gewählte Spruch von Michelangelo: „Ich bin nicht tot, tausche nur die Räume, ich leb' in Euch und geh‘ durch Eure Träume!“