Die Funktion des präfrontalen Kortex ist bei Kindern mit einem niedrigen sozioökonomischen
Status (LSES) geringer als bei Kindern mit einem hohen sozioökonomischen Status (HSES).
Die Funktionsmuster im Gehirn der beeinträchtigten Kinder sind ähnlich wie bei Menschen,
die von einer Schädigung des seitlichen präfrontalen Kortex betroffen sind. Das ist
das Ergebnis einer Studie von Mark Kishiyama und seinem Team von der University of
California, USA.
Die Wissenschaftler bezogen in ihre Studie 26 Kinder im Alter von sieben bis zwölf
Jahren ein. Die eine Hälfte von ihnen hatte einen LSES, die andere einen HSES. Den
sozioökonomischen Status erfassten die Forscher mittels des MacArthur Sociodemographic
Questionnaire. Er berücksichtigt den Bildungsgrad der Eltern, das durchschnittliche
Familieneinkommen und die Nähe des Familieneinkommens zur Armutsgrenze. Anschließend
führten Kishiyama und seine Kollegen mit den Kindern einen computergestützten Test
durch, bei dem diese auf bestimmte Stimuli reagieren mussten. Dabei untersuchten die
Forscher die Reaktionszeit und die Augenbewegungen der Kinder sowie ihre Gehirnströme
mittels Elektroenzephalogramm (EEG). Verschiedene neuropsychologische Tests sollten
zusätzlich Aufschluss über das Sprachvermögen, das Gedächtnis sowie die kognitive
Flexibilität der Probanden geben.
Die Auswertung der Messungen zeigte, dass sich die mittlere Reaktionszeit beider Gruppen
nicht wesentlich unterschied. Beim EEG hatten die Kindern mit einem LSES im Vergleich
zu den restlichen Kindern schlechtere Werte, ebenso bei den neuropsychologischen Tests.
Die Wissenschaftler stellen fest, dass es zur Förderung von Kindern mit einem LSES
sinnvoll sein könnte, herauszufinden, welche speziellen kognitiven Prozesse durch
den sozialen Status beeinflusst werden.
et
J Cogn Neurosci 2008; 21: 1106–1115