Notfall & Hausarztmedizin 2009; 35(8/09): 450
DOI: 10.1055/s-0029-1239635
Thieme - Medizin im Fokus

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Ergänzung und Begleitung "schulmedizinischer" Behandlung - Mit der Komplementärmedizin am Puls der Zeit

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Publication Date:
11 September 2009 (online)

 
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Lange Zeit standen Naturheilverfahren in Opposition zur konventionellen oder "Schulmedizin" und wurden als "Alternativmedizin" bezeichnet. Heute ist dies überholt, man spricht eher von "Komplementärmedizin" oder "komplementären Verfahren". Schließlich geht es darum, dass die Naturheilverfahren die schulmedizinische Therapie ergänzen und begleiten. Die Patienten schätzen dies sehr und fragen immer öfter nach den Möglichkeiten, die Naturheilverfahren bzw. die Komplementärmedizin bieten. Parallel dazu wächst das Angebot und der Wettbewerb auf therapeutischer Seite stetig.

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Was zeichnet die Komplementärmedizin aus?

Trotz der nahezu unüberschaubaren Fülle von komplementären Verfahren gibt es einige gemeinsame Grundsätze: Im naturheilkundlichen Sinn wird eine Krankheit als eine Störung der Einheit von Körper, Geist und Seele verstanden. Dementsprechend zielt eine naturheilkundliche Therapie auf die Wiederherstellung dieses Gleichgewichts auf der Basis einer gesunden Lebensführung. Allerdings führt der Weg dorthin nicht primär über eine Bekämpfung der Symptome, sondern über eine Anpassung und Verbesserung der Selbstheilungskräfte des Patienten.

Die Therapiemaßnahmen sind dabei individuell auf die Konstitution des Patienten abgestimmt und umfassen zum Beispiel den Einsatz natürlicher Substanzen oder aber auch die Beseitigung von "Hindernissen". Diese Hindernisse, die dem Gesundheitsprozess im Wege stehen, werden dabei unterschiedlich definiert, beispielsweise als Regulationsstarre, Störfeld, Störungen im Säure-Basen-Haushalt oder im Darmmilieu. Bei einer Störung oder einem Mangel sollen die ausgewählten Therapien zwar manchmal eine Substitution bewirken, viel häufiger aber sollen sie einen gezielten Reiz setzen, der wiederum die Selbstheilungskräfte stimulieren soll.

Eine weitere Besonderheit besteht darin, dass der Patient stärker als bei einer "schulmedizinischen Behandlung" den Therapieerfolg mitverantwortet. Er muss aktiv mitarbeiten und zum Beispiel seinen Lebensstil ändern.

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Grundlagen sind Erfahrung und Evidenz

Die komplementären Verfahren werden in der therapeutischen Praxis eingesetzt und die Erfahrungswerte zeigen, wo sie sich am besten bewähren. Manche Therapieverfahren können so auf eine lange erfahrungsheilkundliche Tradition zurückgreifen. Nicht immer lässt sich dabei genau erklären, warum sie bei einer bestimmten Indikation oder warum sie überhaupt wirken. Inzwischen liegen jedoch bereits für eine Vielzahl von Verfahren Wirksamkeitsnachweise durch Studien vor. Dies gilt insbesondere für alle klassischen Naturheilverfahren, aber auch für die Akupunktur, die Blutegeltherapie, Yoga, die manuelle Medizin und viele andere Methoden.

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Wo werden Naturheilverfahren eingesetzt?

So groß wie die Vielfalt der Therapieverfahren scheint auch die Anzahl der möglichen Einsatzgebiete von Naturheilverfahren zu sein. Überwiegend suchen Patienten nach komplementären Therapien, wenn sie chronisch erkrankt sind oder als schulmedizinisch austherapiert gelten.

Gabriele Müller, Heidelberg

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Aus-, Fort- und Weiterbildung - Angebote in Hülle und Fülle

In der ärztlichen Ausbildung sieht die neue ärztliche Approbationsordnung 2003 den sogenannten Querschnittsbereich 12 "Rehabilitation, Physikalische Medizin, Naturheilkunde" (QB12) vor. Für die Zulassung zum 2. Abschnitt der ärztlichen Prüfung müssen Medizinstudenten diese Pflichtveranstaltung besucht haben.

Als Ergänzung zur Facharztkompetenz können Ärzte Zusatzbezeichnungen zum Beispiel für Naturheilverfahren, Akupunktur, Physikalische Therapie und Balneologie, Manuelle Medizin oder Homöopathie erwerben. Doch nicht immer ist es leicht, sich in dem vielfältigen Fort- und Weiterbildungsangebot zurechtzufinden und qualitativ hochwertige Angebote auszusuchen.

Informationen aus erster Hand auf der Medizinischen Woche

Gut beraten sind sicherlich diejenigen, die sich auf der "Medizinischen Woche" aus erster Hand von den ausgewiesenen Experten über die Trends in der Komplementärmedizin informieren lassen. Jedes Jahr bietet dieser größte komplementärmedizinische Kongress Europas eine Fülle an Fortbildungsveranstaltungen und auch Weiterbildungskursen. Genaue Informationen über die diesjährige Medizinische Woche, die vom 30. Oktober bis zum 04. November wie immer in Baden-Baden stattfinden wird, finden Sie unter www.medwoche.de.

Kontinuierliche Weiterbildung aus Büchern und Fachzeitschriften

Immer größer wird auch das Angebot an Fachliteratur zum Thema. Einen ganz hervorragenden Einblick in die Theorie der naturheilkundlichen Verfahren und ihre Integration in die Praxis gibt beispielsweise das im Herbst im Hippokrates Verlag erscheinende "Lehrbuch der Naturheilverfahren" von Kraft und Stange. Darüber hinaus informiert die "Zeitschrift für Komplementärmedizin" (www.medizinverlage.de/fz/18676081/index.html) 6-mal im Jahr über den Einsatz komplementärer Verfahren bei bestimmten Erkrankungen. Mehr zum Thema Komplementärmedizin bietet die Homepage www.medizinverlage.de.

Spezifische Informationen der Fachgesellschaften

Informationen zu den einzelnen Therapieverfahren erhalten Sie auch bei den verschiedenen Fachverbänden. Hier seien nur einige beispielhaft genannt:

 
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