Bereits in den 1970er-Jahren wurde bei Dialysepatienten eine verminderte Serumkonzentration wasserlöslicher Vitamine nachgewiesen [1]. Zum einen werden diese durch die Dialyse entzogen, zum anderen zeigen Dialysepatienten neben Appetitlosigkeit [2] Störungen der Magenentleerung, der Darmmotalität und der Sekretion der Verdauungssäfte [3]. Außerdem dürfen die Patienten vitaminreiche Nahrungsmittel wie Obst aufgrund der hohen Kaliumbelastung nicht verzehren, was zusätzlich die Vitaminaufnahme über die Nahrung limitiert.
Demzufolge erhalten heute mehr als 70 % der Dialysepatienten in den USA eine Vitaminsupplementierung [4]. Der Spitzenreiter im europäischen Vergleich ist Spanien mit zirka 38 %. Deutschland liegt bei etwa 15 % [5], was angesichts der Bedeutung der Vitaminsupplementierung zu gering erscheint.
Essenzielle Nahrungsbestandteile
Essenzielle Nahrungsbestandteile
Vitamine dienen dem Organismus nicht als Energieträger, sondern werden für unterschiedliche Stoffwechselfunktionen benötigt. Folsäure (Vitamin B9), Kobalamin (Vitamin B12) und Askorbinsäure (Vitamin C) sind für die Synthese der Erythrozyten und der damit verbundenen Sauerstoffkapazität von Bedeutung. Benfothiamin (Vitamin-B1-Vorstufe) reduziert Genschäden [6] und die Ausbildung einer Mikroangiopathie [7]. Niacin (Vitamin B3) hemmt die intestinale Phosphatreabsorption und vermag so die Gabe von Phosphatbindern und deren Nebenwirkungen zu reduzieren. Zudem erhöht Niacin das "gute" HDL-Cholesterin (HDL: "high density lipoprotein") [8].
Mangel an wasserlöslichen Vitaminen
Mangel an wasserlöslichen Vitaminen
Da der Mensch Vitamine nicht selbst synthetisieren kann, müssen diese mit der Nahrung aufgenommen werden. Bedingt durch den Verlust während der Dialyse haben die Patienten einen Mangel aller 9 wasserlöslichen Vitamine des B-Komplexes einschließlich Vitamin C. Der durch die Dialyse entstandene Vitaminverlust muss zusätzlich zum normalen Bedarf ersetzt werden.
Während die Konzentration der kleineren und ungebundenen Vitamine wie Vitamin C durch die Dialyse um bis zu 50 % reduziert wird, werden größere und vor allem gebundene Moleküle wie das Vitamin B12 in einem wesentlich geringeren Rahmen eliminiert [9]. Andere Vitamine, wie die Vitamin-B1-Vorstufe, sind nur im Plasma, nicht aber in den Erythrozyten vermindert [10]. Es gilt daher, die richtige Dosis bei der medizinischen Supplementierung zu finden.
Vitaminsupplementierung senkt Homocysteinspiegel
Vitaminsupplementierung senkt Homocysteinspiegel
Neben der Gewährleistung der Stoffwechselfunktionen wirken sich Vitamine speziell auf das Homocystein positiv aus. Etwa 85 % der Dialysepatienten weisen erhöhte Homocysteinspiegel im Blut auf [11] und unterliegen somit neben den allgemeinen zusätzlich spezifischen Risikofaktoren. Bei Dialysepatienten kommt es aufgrund eines reduzierten Metabolismus [12] und einer verminderten renalen Ausscheidung [13] zu einer Akkumulation von Homocystein. Bereits 1969 konnten McCully et al. erstmals den Zusammenhang zwischen einem erhöhten Homocysteinplasmaspiegel und arteriothrombotischen Ereignissen bei Patienten mit Homocysteinämie aufzeigen [14].
Die Gabe von Folsäure, Vitamin B12 und Pyridoxin (Vitamin B6) kann zu hohe Homocysteinspiegel bei Dialysepatienten signifikant senken [15], [16]. In einer großen randomisierten Untersuchung konnte die Senkung des Homocysteinspiegels die vaskuläre Mortalität und Morbidität nach ischämischem Schlaganfall signifikant reduzieren [17]. Ähnliche Effekte zeigten sich bei Patienten mit Myokardinfarkt und anschließender koronarer Ballondilatation [18]. Parallel reduziert die Gabe von Folsäure und Vitamin B12 die Schädigungen des Genoms um bis zu 40 % und senkt damit das Risiko, an Krebs zu erkranken [19].
Optimale Dosierung und Kombination
Optimale Dosierung und Kombination
Mit der Fragestellung, welche Dosierung und Kombination von Folsäure, Vitamin B12 und Vitamin B6 für eine optimale homocysteinsenkende Wirkung nötig sind, beschäftigten sich Wissenschaftler an der Universität Magdeburg [20]. Sie schlossen 61 Dialysepatienten (Dialysedauer mindestens 2 Monate, Alter 18-80 Jahre) in die Studie ein und ordneten sie anhand der Kriterien Alter und Dauer der Dialyse 3 Behandlungsgruppen zu: Placebo, Präparat 1 (Renavit®) und Präparat 2 (Dreisavit® N Filmtabletten). Die Patienten erhielten nach jeder Dialyse (3-mal pro Woche) jeweils 2 Tabletten.
Nach 12 Wochen wurde ein signifikanter Unterschied im Homocysteinspiegel zwischen Präparat 1 sowohl im Vergleich zu Präparat 2 als auch zu Placebo erzielt (Abb. [1]). Der Homocysteinspiegel betrug am Ende der Studie (in % vom Ausgangswert):
Abb. 1 Vergleich von 2 Multivitaminpräparaten: Einfluss auf den Homocysteinspiegel bei Dialysepatienten. Präparat 1: Renavit®, RenaCare NephroMed GmbH, Hüttenberg Präparat 2: Dreisavit® N Filmtabletten, Gry Pharma GmbH, Kirchzarten
Abb. 2 Vergleich von 2 Multivitaminpräparaten: Einfluss auf den Folatspiegel bei Dialysepatienten. Präparat 1: Renavit®, RenaCare NephroMed GmbH, Hüttenberg Präparat 2: Dreisavit® N Filmtabletten, Gry Pharma GmbH, Kirchzarten
Abb. 3 Vergleich von 2 Multivitaminpräparaten: Einfluss auf den Vitamin-B6-Spiegel bei Dialysepatienten. Präparat 1: Renavit®, RenaCare NephroMed GmbH, Hüttenberg Präparat 2: Dreisavit® N Filmtabletten, Gry Pharma GmbH, Kirchzarten
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Placebo: 87 ± 39 %
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Präparat 1: 52 ± 18 %
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Präparat 2: 77 ± 17 %
Die Entwicklung der Folsäure- und Vitamin-B6-Spiegel der Patienten zeigen die Abbildungen 2 und 3. Die Vitamin-B12-Spiegel der 3 Gruppen unterschieden sich während des Studienzeitraumes nicht signifikant.
Fazit
Fazit
Das Multivitaminpräparat Renavit® enthält im Vergleich zu anderen Konkurrenzprodukten alle wasserlöslichen Vitamine entsprechend der international empfohlenen oder studienkorrelierten Tagesdosis [21] einschließlich der Verluste über die Dialyse. Es gewährleistet den Ablauf verschiedener Stoffwechselprozesse im menschlichen Körper und hilft somit sekundäre Krankheitsbilder zu vermeiden.
Das Präparat senkt den Homocysteinspiegel signifikant. Grund dafür ist der hohe Folsäuregehalt von 1 mg/d.
Bei Dialysepatienten führt schon ein marginaler Mangel an Folsäure und/oder Vitamin B12 zu einem erhöhten Epo-Verbrauch und einer suboptimalen Korrektur [22]. Deshalb ist das hoch dosierte Multivitaminpräparat für Dialysepatienten Mittel der Wahl.
Dr. Katharina Bartz, Berlin
Dieser Beitrag enstand mir freundlicher Unterstützung der RenaCare NephroMed GmbH, Hüttenberg.
Die Beitragsinhalte wurden nach Informationen der RenaCare NephroMed GmbH zusammengestellt.
Die Autorin ist Ärztin an der Charité Berlin.
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Tab. 1 Zusammensetzung der eingesetzten Multivitaminpräparate.