Notfall & Hausarztmedizin 2009; 35(5): 277
DOI: 10.1055/s-0029-1224912
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Multimodal zum Erfolg - Fibromyalgie - Licht am Ende des Tunnels

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Publikationsdatum:
29. Mai 2009 (online)

 
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Prof. Thomas R. Tölle, München, sieht "Licht am Ende des Tunnels", wenn er vom Fibromyalgiesyndrom spricht. Lange Zeit waren die Ursachen der chronischen Schmerzen in mehreren Körperregionen, der pathologischen Schmerzüberempfindlichkeit und der psychologischen Komorbidität der Betroffenen kontrovers diskutiert worden. Jetzt zeichnet sich ein richtungsweisender Erklärungsansatz ab.

"Eine zentrale Ursache der Fibromyalgie scheint eine Sensitivierung zentraler Strukturen des Rückenmarks und Gehirns zu sein", fasste Tölle den derzeit bestehenden, starken Konsens zusammen. Daneben bestehe wohl ein Funktionsverlust der zentral gesteuerten absteigenden Nervenbahnen der körpereigenen Schmerzhemmung, der eine Übererregbarkeit der Nerven auslöst.

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Erfolg versprechend: neue medikamentöse Optionen

Diese neuen pathophysiologischen Erkenntnisse haben inzwischen den Boden für neue Therapieansätze bereitet, auch eine Kombination mehrerer Medikamente hält Tölle unter Umständen für sinnvoll. Viel verspricht er sich zum Beispiel von einer Behandlung der Fibromyalgiepatienten mit Pregabalin, das in den USA seit 2007 auch zur Therapie der Fibromyalgie zugelassen ist. Für ihn besticht der pharmakologische Wirkmechanismus der Substanz.

Denn Pregabalin hemmt den Kalziumeinstrom in die Nervenzelle, indem es an die Alpha-2-delta-Untereinheit der Kalziumkanäle bindet, erklärte Tölle. Dies wiederum hemmt die Ausschüttung von Neurotransmittern wie Substanz P und Glutamat - und die Schmerzen gehen zurück, wie zum Beispiel die placebokontrollierte RELIEF[1]-Studie zeigt. Jetzt hofft Tölle, dass die anstehende Prüfung bei der europäischen Zulassungsbehörde EMEA positiv verläuft.

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Joggen kann die Beschwerden positiv beeinflussen

Doch eine medikamentöse Therapie alleine reicht bei Fibromyalgiepatienten keinesfalls aus. Auf jeden Fall müssen sie interdisziplinär und multimodal behandelt werden, zitierte Tölle die aktuellen S3-Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) - auch Physio- und Psychotherapeuten sind gefragt. Tölle empfiehlt seinen Patienten immer ein an ihr individuelles Leistungsvermögen angepasstes Lauftraining (aerobes Ausdauertraining). "Wenn sich die Patienten dabei richtig anstrengen, kann dies die Schmerzen gut lindern", meinte er.

sts

Quelle: Symposium "Herausforderungen in der Schmerztherapie" auf dem Deutschen Schmerztag, veranstaltet von der Pfizer Pharma GmbH, Berlin

01 management of fibromyalgia syndrome

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