Zusammenfassung
Die psychotherapeutische Versorgungsrealität bietet Einzelnen und deren Familien allzu
oft standardisierte (und stereotypisierte) diagnostische und therapeutische Vorgehensweisen
an, die mehr mit der Ausbildung, den Fähigkeiten und Vorurteilen der Mitarbeiter und
der Institutionspolitik als mit den Problemsichten und Lösungsmöglichkeiten der Patienten / Klienten
zu tun haben. Die Arbeit des Londoner „Marlborough Family Service” (MFS) zeigt, wie
kontinuierlich auf sich wandelnde Patientenbedürfnisse reagierend ein ambulanter Psychotherapieanbieter
neue Projekte und Behandlungsansätze hervorbringen kann. Bei jedem neuen „Fall” sollten
sich die Therapeuten fragen: „Welche Kontexte muss ich in die Therapie mit einbeziehen
oder schaffen, um die vorliegenden Probleme lösbar zu machen? Wer soll an der Therapie
beteiligt werden? Wo soll die Arbeit stattfinden? Was ist der jeweils optimale Zeitrahmen?
Diese ausgeprägte Flexibilisierung ermöglicht vor allem bislang scheinbar schwer erreichbaren
Psychotherapiepatienten mit oder ohne Migrationshintergrund den Zugang zur Psychotherapie.
Der „multimodale psychosoziale Barfußpraktiker”, von hochspezialisierten Psychotherapeuten
eng supervidiert, wird als mögliches Zukunftsmodell diskutiert.
Schlüsselwörter
multikontextueller Psychotherapieansatz: Wer? Wo? Wann? - multimodale Barfußpraktiker
- Marlboro Family Service London
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1 Übersetzung aus dem Englischen: Margit Göhringer und Jochen Schweitzer
Eia Asen, MD
38 Marlborough Pl
London, NW8 0PJ
Großbritannien
eMail: eia@compuserve.com