Psychiatr Prax 2010; 37(1): 20-26
DOI: 10.1055/s-0029-1223338
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Subjektives Erleben der Aufnahmesituation in einer psychiatrischen Klinik aus Sicht der Patienten

Subjective Patient Experience of Psychiatric AdmissionsRaoul  Borbé1 , Andreas  Klein1 , Margarete  Onnen1 , Erich  Flammer1 , Jan  Bergk1 , Tilman  Steinert1
  • 1Zentrum für Psychiatrie Südwürttemberg, Abteilung Psychiatrie I der Universität Ulm, Psychiatrische Versorgungsforschung
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Publication Date:
14 October 2009 (online)

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Zusammenfassung

Anliegen Erfassung der subjektiven Wahrnehmung und Bewertung der äußeren Umstände bei Aufnahme in eine psychiatrische Klinik durch die Patienten. Methode Das subjektive Erleben in der Aufnahmesituation und dessen Bewertung durch die Patienten wurde in einem semistrukturierten Interview bei 72 weitgehend repräsentativen Patienten einer psychiatrischen Klinik mit Pflichtversorgung erfasst. Ergänzend wurden Fokusgruppen durchgeführt und die Behandlungszufriedenheit der Patienten mit dem ZUF-8 erfasst. Ergebnisse Als wichtigste Bereiche des subjektiven Erlebens der Aufnahmesituation wurden Personal, Stationsklima und Mitpatienten genannt. Gewalt und Zwang spielten nur eine untergeordnete Rolle. In den Einzelinterviews zeigte sich ein klarer Trend zu einer sehr positiven Bewertung, wohingegen in den Fokusgruppen vermehrt negative Erlebnisse berichtet wurden. Schlussfolgerungen Zukünftige Befragungen sollten anonymisiert  durchgeführt werden, um ein Antwortmuster i. S. der sozialen Erwünschtheit zu minimieren. Fokusgruppen stellen eine wichtige Ergänzung von Einzelbefragungen dar.

Abstract

Objective Assessment of patients' subjective experiences of an admission to a psychiatric hospital. Methods Subjective experiences of psychiatric admissions were recorded with a semi-structured interview in 72 fairly representative in-patients. Patients' satisfaction with treatment was recorded with the ZUF-8 questionnaire. Additionally, 52 in-patients on nine wards were interviewed in focus groups. Results From the patients' point of view, the most important aspects of the admission were staff, ward atmosphere and fellow patients. Violence and coercion played only a minor role. In the face-to-face interviews, assessments were generally positive, while in focus groups negative experiences and criticism were also reported. Conclusions Future surveys should be conducted anonymously to minimize social desirability bias. Focus groups yield an important extension of individual interviews.

Literatur

Dr. med. Raoul Borbé

Zentrum für Psychiatrie Südwürttemberg, Abteilung Psychiatrie I der Universität Ulm, Psychiatrische Versorgungsforschung

Weingartshoferstraße 2

88214 Ravensburg

Email: raoul.borbe@zfp-zentrum.de