Durch den einfachen rechnerischen Vergleich des Blutdrucks an Arm und Bein lässt sich eine bestehende periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK) der Beine erkennen. Selbst beschwerdefreie PAVK-Patienten sind hochgradig gefährdet, innerhalb weniger Jahre einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden. Experten der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) fordern deshalb Reihenuntersuchungen - insbesondere für ältere Menschen. Auf lange Sicht würde dies nicht zuletzt beträchtliche Kosten im Gesundheitswesen sparen, so die DGIM.
Bewährter Test wird in der Praxis zu selten durchgeführt
Bewährter Test wird in der Praxis zu selten durchgeführt
Für eine schnelle und einfache PAVK-Diagnose misst der Arzt zunächst den Blutdruck an der Wade, knapp oberhalb des Fußgelenks. Diesen "Knöchelwert" teilt er durch den Blutdruck des Arms. Das Ergebnis ist der Knöchel-Arm-Index, der sogenannte ‚Ankle Brachial Index', kurz ABI. Liegt dieser Quotient unter 0,9, spricht dies für eine Durchblutungsstörung der Beine. Eine solche Durchblutungsstörung bleibt sonst oft lange unbemerkt. Denn erst in späten Stadien empfinden die Betroffenen Schmerzen in den Waden.
Der Knöchel-Arm-Index ist kein neuer Test. "In der Praxis wird er jedoch viel zu selten durchgeführt", klagte Prof. Curt Diehm, Karlsbad-Langensteinbach. Im Rahmen der getABI[1]-Studie - übrigens eine der größten epidemiologischen Hausarztstudien weltweit - haben der Gefäßspezialist und weitere Forscher die Vorteile des Tests belegt. Die Mediziner nutzten dafür die Daten von insgesamt 6880 Patienten bei denen im Alter über 65 Jahren der Knöchel-Arm-Index bestimmt worden war. Jeder 5. untersuchte Senior hat demnach, oft ohne es zu wissen, eine arterielle Verschlusskrankheit.
PAVK verkürzt die Lebenserwartung mehr als ein Diabetes
PAVK verkürzt die Lebenserwartung mehr als ein Diabetes
Bild: Prof. Diehm, DGIM
Die Patienten werden seit Beginn der Studie regelmäßig nachuntersucht. Zu den jüngsten Erkenntnissen von getABI gehört, dass eine periphere arterielle Verschlusskrankheit die Lebenserwartung älterer Menschen mehr verkürzt als eine Diabeteserkrankung: In den ersten 5 Jahren der Nachbeobachtung starben 12,9 % der Patienten mit Diabetes und 17,5 % der Patienten mit PAVK. Lagen beide Krankheiten vor, betrug die Sterberate sogar 28,2 % - dies ist Grund genug, warum der diesjährige 115. Internistenkongress Bluthochdruck und Gefäßerkrankungen in den Fokus stellt.
Quelle: DGIM-Pressekonferenz am 29. Januar 2009 in Berlin.