pferde spiegel 2009; 12(1): 7-16
DOI: 10.1055/s-0029-1215941
fachspiegel

Röntgenreizbestrahlungen beim Pferd

Nutzen und Sinn der BehandlungRadiation therapy of benign diseases of the horseEvaluation of a treatment methodArndt-Christian Voss, Robert Fitz
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Publication Date:
31 March 2009 (online)

Summary

Radiation therapy in benign diseases has been used as a successful treatment method in human medicine for more than one hundred years. In the radiophysical section the different radiation qualities are described concerning depth, doses and practical performance in the horse. Doese measurements were performed in a separated leg of a horse in order to achieve the best dose distribution in the radiation technique of the navicular disease. In the radiobiological section of this article the biological effects of the various mechanisms and tehir influence on the joints and soft tissues are explained. The fractionation scheme of 1 Gy per session to total doses of 6 Gy are accepted from the human medicine. Two radiotherapy machines with X-ray energies of 50–200 keV and a special equipment in the rediation rooms are described. First experiences in 250 horses until the end of 2008 will follow. In the largest group of patients of 24 horses with navicular disease 17 can be ridden after the treatment as before. Very good results can be achieved in inflammatory diseases of the different tendons in extremities. So far there are many other indications for a radiation therapy in benign diseases. They are compared with those in the human medicine. The advantage of this radiation technique in a sedated horse is the fact that there is no need for a tube attached to the treated region that would disturb the animal. The performance ist not difficult, there are no side effects. The radiation therapy can be combined with other treatment modalities.

Zusammenfassung

Die Röntgenreizbestrahlung bei akuten und chronischen entzündlichen und degenerativen Erkrankungen ist eine seit über 100 Jahren in der Humanmedizin etablierte erfolgreiche Behandlungsmethode. Die dabei zum Einsatz kommenden Strahlenqualitäten werden aus physikalischer Sicht erläutert und besonders auf ihre Eindringtiefen und Verwendbarkeit beim Pferd eingegangen. An einem abgetrennten Pferdefuß werden Dosismessungen durchgeführt, um die beste und praktikabelste Bestrahlungstechnik einer 200 keV-Röntgenstrahlung bei der Behandlung des Hufrollensyndroms herauszufinden. In einem strahlenbiologischen Teil wird auf die zahlreichen Wirkungsmechanismen einer Röntgenreizbestrahlung eingegangen und ihre Einwirkung auf die bestrahlten Gelenke und Weichteile beschrieben. Die Fraktionierung mit 1 Gy pro Sitzung bis 6 Gy wird aus der Humanmedizin übernommen. Nach einer Beschreibung der neu eingerichteten Strahlentherapieeinheit für Groß- und Kleintiere mit elektrohydraulischem Hubtisch und Zwangsstand für Pferde wird auf die Bestrahlungsgeräte eingegangen und der Ablauf einer Bestrahlung geschildert. Es folgen Darstellungen der ersten praktischen Erfahrungen an 250 Pferden, die bis Ende 2008 bestrahlt wurden. Klinisch sprachen von den bis Ende 2006 bestrahlten 24 Patienten mit Hufrollensyndrom 17 sehr gut an und konnten wieder wie vor der Erkrankung geritten werden. Noch besser sprechen Pferde mit Entzündungen der Fesselträger- und Beugesehnen an. Es ergeben sich zahlreiche weitere Indikationen aus dem bisher noch kleinen Krankengut. Diese werden den aus der Humanmedizin bekannten vergleichbaren Erkrankungen gegenüber gestellt. Die Vorteile einer Röntgenreizbestrahlung beim sedierten Pferd bestehen in der leichten Durchführbarkeit in allen erforderlichen Lokalisationen, ihrer Nebenwirkungsfreiheit und dem gerätetechnisch bedingten Verzicht auf einen aufzusetzenden Tubus, der das Tier stören würde. Auch die Kombination einer Reizbestrahlung mit anderen Behandlungsverfahren bietet sich an.

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Verfasser

Prof. Dr. med. Arndt-Christian Voss

Otto-Riedl-Weg 3

86482 Aystetten

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