Krankenhaushygiene up2date 2009; 4(2): 104
DOI: 10.1055/s-0029-1215033
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Weniger Antibiotika durch Procalcitoninbestimmung?

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Publication Date:
06 August 2009 (online)

Briel M, Schuetz P, Mueller B et al. Procalcitonin-guided antibiotic use vs a standard approach for acute respiratory tract infections in primary care. Arch Intern Med 2008; 168: 2000 – 2007

Eine der häufigsten Erkrankungen, mit denen Patienten einen Hausarzt aufsuchen, sind Atemwegsinfektionen. Obwohl meist viral bedingt, werden sie dennoch häufig mit Antibiotika behandelt. M. Briel et al. untersuchten nun, ob sich die Verschreibungsrate senken lässt, wenn der Procalcitoninspiegel als Entscheidungshilfe dient.

An der Studie beteiligten sich 53 Hausärzte, die insgesamt 458 Patienten rekrutierten. Alle litten an akuten Atemwegsinfekten und benötigten nach Ansicht der Hausärzte ein Antibiotikum. Die Patienten wurden randomisiert auf 2 Gruppen verteilt und erhielten entweder eine Standardbehandlung oder eine, die sich am Spiegel von Procalcitonin (PCT) orientierte. Von Antibiotika wurde mehr bzw. weniger stark abgeraten bei Werten ≤ 0,1 µg/l bzw. ≤ 0,25 µg/l, die Gabe dagegen bei Werten > 0,25 µg/l empfohlen. Primärer Endpunkt waren diejenigen Tage innerhalb von 2 Wochen, in denen der Patient durch den Infekt in seinen Aktivitäten eingeschränkt war. Sekundärer Endpunkte war unter anderem die Verschreibungsrate von Antibiotika.

Sowohl unter Standard- (n = 226) als auch unter PCT-gesteuerter Therapie (n = 232) waren die Patienten im Schnitt 8,7 Tage in ihrer Aktivität eingeschränkt. Nach Anpassung bezüglich der Basischarakteristika betrug die Zunahme der Aktivitätseinschränkungen in der PCT-Gruppe 0,14 Tage, was die Noninferioritätskriterien der Autoren erfüllte. Unter PCT-gesteuerter Behandlung lag die Verschreibungsrate von Antibiotika jedoch 72 % niedriger als unter Standardtherapie (58 von 232 vs. 219 von 226 Patienten). Bezüglich fortbestehender oder erneuter Infekte innerhalb von 28 Tagen waren beide Gruppen vergleichbar.

Fazit: Eine PCT-gesteuerte Therapie verringert im Vergleich zu einer Standardbehandlung bei akuten Atemwegsinfekten signifikant die Verschreibungsrate von Antibiotika bei ähnlichen Ergebnissen, so die Autoren.

Dr. med. Johannes Weiß, Bad Kissingen

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