Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2009; 19(3): 162-168
DOI: 10.1055/s-0029-1202769
Wissenschaft und Forschung

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Blutdrucksenkung durch Hydrotherapie: Eine randomisierte, kontrollierte Studie bei leichter bis mittelschwerer Hypertonie

Blood Pressure Lowering by Hydrotherapy: A Randomised, Controlled Trail in Mild to Moderate HypertensionE.-M. Jacob 1 , E. Volger 1 [*]
  • 1Klinik Bad Wörishofen der Deutschen Rentenversicherung Schwaben
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eingereicht: 11.1.2008

angenommen: 5.2.2009

Publication Date:
02 June 2009 (online)

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Zusammenfassung

Fragestellung: Beobachtungsstudien zeigten immer wieder, dass erhöhte Blutdruckwerte im Laufe einer Kur unter hydrotherapeutischen Maßnahmen nach Kneipp oder unter Balneotherapie abzusinken pflegen. Ob dies allein auch durch Milieuwechsel und Erholung zusammen mit einem gesundheitsbewussten Lebensstil erreicht werden kann, oder ob dies doch mehr den speziellen physikalischen Maßnahmen zuzuschreiben ist, sollte nun durch eine randomisierte, kontrollierte Studie an Hypertonikern, die sich wegen einer kardiovaskulären Grunderkrankung in einer 3–4-wöchigen stationären Rehabilitation befanden, geklärt werden.

Methode: Nach Erfüllen der Aufnahmekriterien erfolgte die randomisierte Aufteilung entweder in eine Kontrollgruppe (n=48) ohne Hydrotherapie oder in die Interventionsgruppe (n=50) mit regelmäßigen Wasseranwendungen nach Kneipp. Beide Gruppen erhielten die gleiche, in einer kardiologischen Rehabilitation übliche eingereicht multimodale Basistherapie. Die Blutdruckeinstellung wurde durch Blutdruckmessungen in Ruhe, unter standardisierter Ergometerbelastung und durch eine 24h-Langzeitmessung quantifiziert. Zusätzlich wurden Gewichtsverlauf und Medikamentenverbrauch dokumentiert.

Ergebnisse: In beiden Gruppen sanken im Verlauf der stationären Rehabilitation die systolischen und diastolischen Blutdruckwerte ab. Der Abfall des systolischen Blutdrucks und des mittleren Blutdrucks über 24 h war jedoch in der Interventionsgruppe signifikant stärker ausgeprägt als in der Kontrollgruppe. Gegen Ende der Rehabilitation zeigte die Gruppe mit Wasseranwendungen bei einer vergleichbaren Leistung von 100 Watt nicht nur einen geringeren Blutdruckanstieg als die Kontroll gruppe, sondern auch eine höhere Gesamtleistung. Nur in dieser Gruppe konnte die antihypertensive Medikation schließlich auch reduziert werden.

Schlussfolgerung: Der antihypertensive Effekt einer leitliniengerechten nicht medikamentösen Basistherapie im Rahmen einer stationären Rehabilitation kann bei leichter bis mittlerer Hypertonie durch regelmäßige hydrotherapeutische Anwendungen nach Kneipp signifikant verstärkt werden. Zusätzlich erfolgt eine Leistungssteigerung, die Medikamentendosis kann reduziert werden. Kneipp-Anwendungen sind aufgrund der einfachen Handhabung eine wirksame Erweiterung der nicht medikamentösen Basistherapie der Hypertonie.

Abstract

Purpose: Observational studies have repeatedly shown an antihypertensive effect of hydrotherapy or balneotherapy over the course of rehabilitation treatment. This controlled and randomised trial intends to clarify whether this effect can be explained by typical rehabilitation parameters alone (e.g. change of environment, relaxation and a more health-conscious lifestyle) or whether it can be attributed to hydrotherapy in treatment of patients with arterial hypertension grade I/II (WHO).

Methods: Once qualified according to admission criteria, participants were randomly allocated to two groups, i.e. the intervention group (n=48) with regular hydrotherapeutic treatments and the control group (n=50) without hydotherapy. Both groups received identical multidisciplinary general treatment, as is common for cardio-logical rehabilitation. Blood pressure levels were quantified by measurements at rest, under standardized stress ergometry and by a 24-h sustained measurement. In addition, weight progression and pharmacological consumption were monitored.

Results: In both groups, systolic and diastolic blood pressure decreased. However, the reduction of systolic blood pressure and mean arterial blood pressure over 24 h was significantly more distinct in the intervention group. After rehabilitation, members of the intervention group not only exhibited a significantly lower increase in blood pressure under the exposure to ergometry at 100 Watt but also a higher level of overall performance than the control group. Reducing the dosage of antihypertensive medication was only possible in the intervention group.

Conclusions: The trial results show, that periodical hydrotherapeutic treatment reduces systolic blood pressure, increases overall performance and facilitates dosage reduction of antihypertensive drugs. Therefore, hydrotherapy qualifies as a suitable supplement to non-pharmacological treatment in arterial hypertension.

Literatur

1 wissenschaftlicher Leiter der Ärztegesellschaft für Präventionsmedizin und klassische Naturheilverfahren, Kneippärztebund e.v.

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. E. Volger

Kneippärztebund e. v.

Hahnenfeldstraße 21a

86825 Bad Wörishofen

Email: info@kneippärztebund.de