Bild: MEV People Collection, nachgestellte Szene.
Weder der Depression, noch der generalisierten Angststörung ordnet der Arzt üblicherweise
körperlich-schmerzhafte Symptome zu. Sie sind aber eine nicht zu unterschätzende Größe
und für den Therapieerfolg entscheidend. Daher sollten sie aktiv erfragt und bei der
Therapieentscheidung berücksichtigt werden, empfahl Prof. Hans-Peter Volz, Werneck.
Assoziation ist häufiger als von vielen Ärzten vermutet
Dass eine Depression weit häufiger mit körperlich-schmerzhaften Symptomen assoziiert
ist als gemeinhin angenommen wird, zeigten diverse Untersuchungen der letzten Jahre.
Depressionen sind - zumal bei Patienten mit einer Minor- oder atypischen Depression
- sogar häufiger als die aus diagnostischen Manualen bekannten somatischen Symptome
einer endogenen Depression. Betroffen ist ein Großteil der Patienten mit depressiven
Störungen, wie unter anderem die multizentrische, prospektive PADRE[1]-Beobachtungsstudie an 4 513 deutschen Patienten mit akuter depressiver Episode dokumentiert.
Zu Beginn der Studie wiesen nach Einschätzung der Ärzte 89 % der Patienten körperlich-schmerzhafte
Symptome auf. In 72 % der Fälle konnten die Mediziner jedoch keine organische Ursache
zuordnen. Laut der Zwischenauswertung "wird die Bedeutung, die den körperlich-schmerzhaften
Symptomen von den Patienten beigemessen wird, nicht von den Ärzten geteilt," so Volz.
Das aber wäre wichtig, denn die Patienten messen den Therapieerfolg maßgeblich an
der Abnahme der Schmerzen, während Ärzte ihn eher am klassischen diagnostischen Bild
der Depression festmachen, also an psychischen Symptomen und der Fähigkeit zu sozialen
Kontakten. Auch für die Prognose und Zeit bis zur Remission sind die körperlich-schmerzhaften
Symptome entscheidend. Gleiches gilt für das Ausmaß der Arbeitsunfähigkeit.
Die Assoziation zwischen psychischen und körperlich-schmerzhaften Symptomen gilt auch
für Patienten mit generalisierter Angststörung, wie der Psychiater betonte. Sie sei
unabhängig davon, ob eine komorbide Depression vorliege und würde von Ärzten ebenfalls
unterschätzt. Die Schmerzsymptome sind dabei umso häufiger, je ausgeprägter die Angstsymptomatik
ist.
Therapievorsprung durch dualen Wirkansatz
Bei diesen Patienten mit psychischen und körperlich-schmerzhaften Symptomen im Rahmen
einer Depression oder generalisierten Angststörung bietet sich eine Behandlung mit
Duloxetin (Cymbalta®) an. Denn der dual und ausgewogen wirksame selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer
(SNRI) wirkt sowohl direkt auf die psychische Dimension als auch direkt auf die Schmerzsymptomatik
(Abb. [1]). Das ist wichtig, denn die Depressions- und Angstsymptome sprechen umso besser
und schneller auf die Behandlung an, je schneller die Schmerzen im Verlauf der Therapie
zurückgehen. Die Remissionsrate der psychischen Leiden ist dann höher.
Abb. 1 Direkte Wirkung von Duloxetin auf die psychische und körperlich-schmerzhafte
Symptomatik. modifiziert nach [1], [2]
Dr. Wiebke Kathmann, Karlsruhe
Quelle: Pressegespräch "Herausforderungen im Umgang mit psychischen Erkrankungen"
anlässlich des Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie
und Nervenheilkunde (DGPPN) in Berlin, 27.11.2008, Veranstalter: Boehringer Ingelheim
und Lilly Deutschland