Dialyse aktuell 2009; 13(1): 46
DOI: 10.1055/s-0029-1202196
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Unzureichendes Ansprechen auf EPO - Den Ursachen auf der Spur

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Publication Date:
04 February 2009 (online)

 
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Bis zu 10 % aller Patienten mit einer chronischen Nierenerkrankung sprechen auf eine Therapie mit Erythropoetin (EPO) nur unzureichend an. Die sogenannte EPO-Hyporespons ist klinisch von besonderer Bedeutung, da die Betroffenen ein erhöhtes Risiko haben, kardiovaskuläre Komplikationen zu erleiden und vorzeitig zu versterben, darauf wies Prof. Walter H. Hörl, Wien, hin. Bereits bei einer reduzierten Nierenfunktion können die endogenen EPO-Spiegel im Verhältnis zum Ausmaß der Anämie zu niedrig sein, wenn die Patienten zugleich an einer fortgeschrittenen Herzinsuffizienz leiden. Wie bei einer chronischen Nierenerkrankung besteht auch bei dieser Konstellation ein relativer EPO-Mangel und eine Resistenz des Knochenmarks gegenüber EPO.

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EPO hat vielfältige positive Wirkungen

Zirkulierende Erythrozyten haben normalerweise eine Lebensdauer von 100-120 Tagen. Erst vor 4 Jahren hat sich herausgestellt, dass auch Erythrozyten apoptotischen Prozessen unterliegen können, berichtete Prof. Florian Lang, Tübingen. Der vorzeitige Zelltod der Erythrozyten, die Eryptose, wird durch eine Zellschrumpfung infolge einer Zunahme der intrazellulären Kalziumkonzentration ausgelöst. EPO steigert indes die Zahl zirkulierender Erythrozyten nicht nur indem es die Apoptose von Progenitorzellen hemmt, sondern auch indem es die Eryptose inhibiert, so Lang. Unter den Bedingungen einer Niereninsuffizienz ist allerdings die renale EPO-Bildung eingeschränkt und es kommt zu einer gesteigerten Progenitorzellapoptose. Eine vermehrte Eryptose führt schließlich zur Anämie. Eine EPO-Behandlung steigert somit nicht nur die Lebensqualität der Patienten und verzögert die Progression des chronischen Nierenversagens, sondern verhindert zugleich auch die negativen Auswirkungen der Anämie auf das Herz-Kreislauf-System, betonte Lang.

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Der ANITHA-Navigator

Bei der Suche nach der Ursache einer EPO-Hyporespons ist eine differenzielle und interdisziplinäre Diagnosestrategie von großer Bedeutung. Als Hilfestellung hierfür wurde das neue Online-Diagnosetool ANITHA (ANämIe-THerApie) entwickelt. Der ANITHA-Navigator kam unter wissenschaftlicher Federführung von Prof. Walter Zidek, Berlin, und Prof. Florian Lang, Tübingen, zustande und wurde mit Unterstützung durch die MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG gemeinsam mit weiteren Experten und dem Georg Thieme Verlag umgesetzt. Der Navigator geht von einer erhöhten EPO-Dosis aus und verwendet in den ersten Schritten die gängigen Parameter der Anämiediagnostik, des Eisenstoffwechsels und das CRP (C-reaktives Protein) als Entzündungsmarker. Mit dem Eintrag individuell ermittelter Laborparameter wird nicht nur der Pfad durch die komplexe Ursachenforschung einfacher gestaltet. Auch die Dokumentation der Patientendaten wird schnell und übersichtlich unterstützt. Der ANITHA-Navigator ist auf dem Internetportal "Integriertes Anämie Management" unter www.anaemie-therapie.de oder www.anitha.de frei verfügbar.

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EPO-Hyporespons: Eisenmangel ist oft die Ursache

Trotz hoher EPO-Dosen wird das Ziel der Behandlung (ein Bluthämoglobinspiegel zwischen 11 und 12 g/dl) bei einer EPO-Hyporespons nicht erreicht. Obwohl anämische Hb-Werte vorliegen, werden in solchen Fällen die EPO-Rezeptoren herunterreguliert und es kommt damit zu einem verminderten Ansprechen auf EPO. Als eine häufige Ursache für das unzureichende Ansprechen auf endogenes wie exogenes EPO nannte Hörl entzündliche Prozesse. Zum einen fördern proinflammatorische Zytokine wie das CRP (C-reaktives Protein), IF-gamma (IF: Interferon), TNF-alpha (TNF: Tumornekrosefaktor) und IL-6 (IL: Interleukin) die Progenitorzellapoptose. Zum anderen hemmen sie hepcidinvermittelt die intestinale Eisenresorption und die Freisetzung von Eisen aus Zellen des retikuloendothelialen Systems.

Hörl führte 40-70 % aller Fälle der EPO-Hyporespons auf einen Eisenmangel zurück. Da Inflammation und Malnutrition bei Menschen mit chronischen Nierenerkrankungen meist synchron gehen, empfahl er eine konsequente Eisensupplementierung und gab zu bedenken, dass Ferritin bei vielen Patienten den Eisenstatus nicht reflektiert. International angegebene Ferritinobergrenzen von 500 ng/ml hielt er für unverständlich, zumal die Mortalität erst bei Werten von über 1 200 ng/ml ansteigt. Aggressive Eisenprotokolle mit einem Ferritinzielbereich zwischen 500 und 1 000 ng/ml sind seinen Ausführungen nach vielmehr geeignet, die EPO-Dosis wieder deutlich reduzieren zu können.

Martin Wiehl, Königstein-Falkenstein

Die Beitragsinhalte stammen vom Satellitensymposium "EPO-Hyporespons - was wissen wir und was kann uns helfen" im Rahmen des 39. Kongresses der Gesellschaft für Nephrologie, veranstaltet von der MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn

Der Autor ist freier Journalist

 
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