Geburtshilfe Frauenheilkd 2009; 69(8): 717-718
DOI: 10.1055/s-0029-1186013
Nachruf

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Prof. Dr. med. Manfred Hansmann

29. 4. 1936 Kassel – 15. 6. 2009 Bad HonnefProf. Dr. med. Manfred Hansmann – ObituaryB.-J. Hackelöer1
  • 1Asklepios Klinik, Abt. Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Hamburg
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Publication Date:
18 August 2009 (online)

Abb. 1 Manfred Hansmann.

Sinnbildlich für seine Arbeit war, dass er nach seinem Wechsel von der Lucasklinik Solingen an die Universitätsfrauenklinik Bonn 1968 den Auftrag von seinem Chef Prof. Dr. Plotz bekam, ein dort bereits vorhandenes, aber nicht mehr auffindbares Ultraschallgerät in Betrieb zu nehmen. Er fand es versteckt unter einem Wäschestapel und reanimierte es. Und er entwickelte aus dem Dunklen und nach Vorarbeit durch H.-J. Holländer die Ultraschalldiagnostik zu einem Instrument, das wesentlich dazu beitrug, dass die althergebrachte Geburtshilfe, die bis dato mehr oder weniger eine „Katastrophenmedizin im Kreißsaal“ gewesen war, sich zu einer prospektiven und dann eben Katastrophen verhindernden Medizin der Pränatalzeit und der Geburtsphase veränderte.

Hier steht er in einer direkten Linie mit Erich Saling, der von einem anderen klinischen und theoretischen Ansatz heraus die Perinatalmedizin begründete. Vom Leiter des „Labors für Ultraschalldiagnostik“ 1971 – in dem ich noch 1973 lernen durfte – über die erste deutsche „Abteilung für Pränatale Diagnostik und Therapie“ nach seiner Habilitation 1978 erfuhr er noch am Ende seiner Kliniklaufbahn 1991 die Bildung der Säule „Pränatal- und Geburtsmedizin“ als gleichwertige Abteilung gegenüber der Gynäkologie und war bis zu seinem Ausscheiden Direktor der Universitätsfrauenklinik Bonn.

Er erkannte früh die Potenz des Ultraschalls als Basisuntersuchungsmethode in der Schwangerschaft, was zur Einführung der Sonografie in die Mutterschaftsvorsorge 1981 führte, entwickelte parallel dazu das Modell des Mehrstufenkonzepts, um eine qualitativ sinnvolle Durchführung dieses Konzepts zu sichern. Da er sich selber auch nach seiner Pensionierung immer noch fort- und weiterbildete, glaubte er immer daran, die Qualität der pränatalen Sonografie auch für die Stufe I so anheben zu können, dass Erkrankungen und Auffälligkeiten der ungeborenen Kinder frühzeitig und zu deren Nutzen erkannt werden können.

Die Senkung der perinatalen Mortalität in Deutschland seit 1980 steht auch im engen Zusammenhang mit der pränatalen „Screening“-Sonografie.

Sein beharrlicher Qualitätsanspruch an sich und andere und an die Methode war sein Markenzeichen. Seine Pingeligkeit in Qualitätsfragen ließ keine Oberflächlichkeit zu. Seine Wissenschaftlichkeit war auch international unbestritten und seine Fortbildungs- und Vortragsaktivitäten auf Kongressen ließen kaum Raum für ein ausgedehntes Privatleben, obwohl er seine Familie sehr liebte. Das gehörte bei ihm alles zusammen.

Seine Vorträge auf Tagungen waren geliebt und gefürchtet, da sie anschließend kaum Raum für andere Redner boten: Er hatte einfach so viel zu sagen und sein Wort wurde immer beachtet.

Er war die Instanz der pränatalen Diagnostik und auch Therapie. Die weltweit erste intrauterine Transfusion unter Ultraschallsicht führte er 1972 durch. Er bildete fast alle aus und war Vorbild in seiner Strenge zur Qualität.

Seine Autorenschaften, Herausgeberschaften, Ehrungen, Vorstandsämter nationaler und internationaler Art waren immens.

Er war weltweit einer der bekanntesten deutschen Frauenärzte und hoch angesehen.

Ob DEGUM, DGGG, DGPGM, DGPM, ISUOG, FMF, BFA – er war in allen und für alle aktiv.

Wir alle trauern um ihn.

B.-Joachim Hackelöer
für den Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe

Prof. Dr. med B.-J. Hackelöer

Asklepios Klinik Barnbeck
Abt. Gynäkologie

Rübenkamp 220

22291 Hamburg

Email: bjhfetal@aol.com

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